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Zu lang für Twitter (aber trotzdem belanglos)*

Ein großer, dicker Mann verharrt stundenlang regungslos auf einem Barhocker. Die von ihm ausgehende Lethargie ist so groß, daß man sich fragen könnte, ob er noch Gast oder schon Möbel ist. Massen sind träge, das wissen wir noch aus dem Physikunterricht. Doch plötzlich holt er gänzlich unvermittelt mit raubtierähnlicher Geschmeidigkeit  einige Münzen  aus seiner Hosentasche und verteilt diese blitzschnell auf dem Tresen. Mit viel zu hoher Stimme, die nicht so recht zu seiner  grobschlächtigen Erscheinung passen mag, presst er die Worte „So, aus die Maus.“ aus sich heraus. Während die Bedienung die auf der Theke befindliche Münzsammlung auf Vollständigkeit überprüft, verlässt der Mann wortlos die Schenke.

Als ich eine halbe Stunde später die Kneipe ebenfalls verlasse, steht der Mann mit der Eunuchenstimme noch immer vor der Tür. Obwohl es stürmt und regnet, parliert er gleichmütig, als habe ihm ein unverhofftes Hitzefrei eine Siesta beschert, mit einer ihm offensichtlich bekannten Frau. Im Vorbeigehen höre ich, daß der Mann sagt: „Mein Fahrrad steht vorm Büromarkt Hansen“, um sogleich ohne Aussprache einer geläufigen Grußformel von dannen zu ziehen. Die Frau steht noch einen Moment wie festgewurzelt da und wundert sich; ich hingegen wundere mich nicht mehr. Sollte Sven Regener ein merkwürdiges Abschiedslied schreiben wollen und ihm wider Erwarten kein Text einfallen, werde ich den Kauz mit der Fistelstimme als Texter empfehlen. Fürs Singen wäre dieser indes weniger geeignet.
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* Twitter ist eine genauso zweckfreie wie anziehende Seite im
weltweiten Netz, auf der man seinen virtuellen Freunden in 140
Zeichen über den Stand der Dinge in Kenntnis setzen kann.

31 Antworten auf „Zu lang für Twitter (aber trotzdem belanglos)*“

@westernworld: Wenn es erstmal so weit ist, dann fällt einem selbst das vermutlich gar nicht mehr auf.

@Cara: Sehr gern. Ich mag Element of Crime.

@Cem: Keine Angst, ich bin nicht der Protagonist, sondern nur der Beobachter. Was trinken geh‘ ich mit Dir trotzdem gern …

Solche Menschen gibt es doch öfter als gedacht! Ich vermute dann immer, dass die im Geiste schon eine ganze Unterhaltung geführt haben und irgendwie „vergessen“ dass der Gegenpart der Unterhaltung davon nichts weiß. (zumindest passt das hier für den Barpart der Geschichte)

Nichts ist belanglos!

[Und Frau „Cara“ muss ein 500 Personen starkes Web 2.0-Startup sein, welches den ganzen Tag nur (zugegebenermaßen schöne(!)) Kommentare schreibt! Frau Cara – WO sind Sie nicht?!]

Wissen Sie, Herr @MC Winkel, das ist eigentlich ganz einfach: ich folge nur Ihrer Aura *fg. Und ja natürlich “ sind wir“ ein bot.
Gesponsert von wordpress.
Gehätschelt von der Bloggemeinde.
Gejagt von Dr. No
Doh!
;)

@Cara: Außer Spam, den ich gelöscht habe, ist hier nichts weiter passiert. Um immer auf dem Laufenden zu bleiben, kannst Du die neuen Kommentare hier ganz einfach per E-Mail abonnieren …

@Cem: Das geht natürlich auch. Andererseits freue ich mich natürlich auch über wiederkehrende Besucher. Hier kann man ja auch mal in alten Geschichten blättern … Hier finden sich ja nahezu ausschließlich zeitlose Klassiker.

Männer: das ist mir technisch auch klar .
Ich wollte mit meinem sagenhaften Kommentar ein Statement abgeben:

„Bitte Bosch – mach ein neues Post.
Man überhitzt sonst wg. Entzugserscheinungen.“

War das jetzt deutlich genug? ;)

@Cara: Ich habe eine Schreibblockade oder einfach nur keine Lust. Normalerweise würde jetzt die Gelegenheit nutzen, um auf das phantastische neue Blog Grundwortamt hinzuweisen. Dort finden sich zahlreiche lesenswerte Beiträge. Aber die kennst Du ja alle bereits, da Du die meisten selbst verfasst hast. Insofern bleibt Dir nur das Warten auf bosch. Ich verspreche Dir, eines Tages werde ich hier wieder etwas schreiben. Nur für Dich.

Vom (Un) Sinn und der Lust (losigkeit)

Möchte
unten liegen
wo ich hingehöre

dort willst Du mich doch auch.
Halt‘ mich!
frisch
im Gemüsefach.

Mach mich an!
Isch bin der Salade.

(I dedicate this poem to Fridge, powerded by Bosch, the one and only)

Waren Sie ‚mal auf einem Konzert Herr Bosch? Von EOC meine ich. Das war vielleicht schön, früher… hach! Da wäre selbst ein solch herrlich wahrer Satz wie der Ihres Herrn Hautprotagonisten (ich meine: Was bitteschön ist gegen die Information, dass sein Fahrrad vor dem (übrigens ja ganz hervoragenden) Büromarkt Hansen steht, zu sagen? Sie hätte ihm folgen können. Oder die Information im Zweifelsfalle weiterleiten. Es ist immer gut, zu wissen woher man kommt und wohin man geht. Auch für andere.
Ich gehe jetzt eine rauchen. Vor der Tür. Nur falls jemand fragt…

Moin.
Ich soll meine Verlinkung überprüfen, hieß es.
Tu ich hiermit.
Damit das nicht so aussieht, als sei ich auf Promotionstour: heute ist Dienstag.
Und ich hab noch kein Gedicht, noch nicht mal den Hauch einer Ahnung, worum es gehen soll.
So sieht’s aus.

Ich bin auf Promotionstour, weil der Bosch hat gesagt sonst wird das nie was mit meinen Kommentatoren. Gedicht hab ich auch:

Wir ziehen langsam unsre Kreise,
auf des Planeten Sternenreise.
Von Hinten ruft die Hauswartsfrau:
„Könnta machen, aba leise!“

So.

„Die Dichter und Denker hocken alle bei Bosch“ (neulich irgendwo aufgeschnappt).
Da drängelt man sich natürlich gerne dazwischen.
Ich bin auch auf Promotionstour und zwar für die „Ars Lyrica“, die Triennale im Thüringer Wald, wo jeder , der von Poesie auch nur den geringsten Blassen hat, etwas durchschimmern lässt. So auch ich. Nachzulesen ist mein exklusiver Beitrag auf dem oben verlinkten Block.
Kann sein, daß mich der Bosch mit seinem Feuchtgebiete-Post da mitinspiriert hat.
Vielleicht war’s auch nur das Wetter.

@Herr Paulsen
Zum Thema Kommentare haben Sie ja nun sehr schön alles aufgelistet.
Wäre ich nicht an der Anmeldung gescheitert, hätte ich angeregt, die Sache noch um eine Rubrik „Meine Lieblingskommentare“ zu erweitern.

Mein all time favorite:
„Hö?“

Sag ich doch!
Seitdem ich das zum ersten Mal gelesen hatte, reflektiere ich über die doch schier magische Aussagekraft dieses Wörtchens.
Gibt es etwas Klareres und zugleich Mehrdeutigeres als so ein dahingeworfenes “ Hö?“

Stunden – nein: tagelang kann sich der so Bedachte darüber den Kopf zerbrechen, was der Kommentator wohl gemeint hat.

Ist es ein fragendes „Hö“, etwa im Sinne von : „Muß ich das jetzt verstehen“ ?
Oder geht es in Richtung kniefälliger Anerkennung, à la : “ Mein Gott – so habe ich das ja noch nie gesehen, danke für die Erleuchtung! “ ?
Schließlich könnte es aber auch bedeuten:
„Was soll der Sch*** eigentlich und tat es wirklich Not, darüber zu posten ? “

Vielleicht sollte man das in einem Feldversuch einmal näher erforschen.

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