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Ein Tag im Leben

Dieser Tag konnte kein guter werden. Bereits die morgentliche Durchsicht des Pressespiegels bestätigte diesen Anfangsverdacht: Eine umstrittene Schweizer Sterbehilfeorganisation unterstützt Schwerkranke mit Hilfe des Luftballongases Helium beim Ausscheiden aus dem Leben. Abgesehen davon, dass der Freitod durch vermutlich qualvolles Ersticken herbeigeführt wird, konterkarieren mit Donald-Duck-Stimme gesprochene letzte Worte den durch diese Maßnahme eigentlich gewollten würdevollen Abgang, dachte ich.

Bei meinem späteren Cafébesuch musste ich feststellen, dass offensichtlich ein Chaosforscher vor mir die Tageszeitung gelesen und mit dieser umfangreiche Testreihen durchgeführt hat. Als es mir gelang, die Seiten des Druckerzeugnisses in eine akzeptable Reihenfolge zu bringen, war mein Kaffee bereits kalt.

Am Abend besuchte ich eine Lesung in einem fensterlosen Raum. Der erste kleine Glücksmoment des Tages trat ein, als der lautstarke monotone Klang der Lüftung unerwartet verstummte. Halb froh über das ausbleibende Hintergrundgeräusch, halb erneut an Dignitas denkend, lauschte ich den wunderbar-skurrilen Auszügen aus David Gieselmanns Poptickerlexikon.

Versöhnlich stimmten mich die frische Abendluft und ein Kuhbonbon in der Jackentasche.

33 Antworten auf „Ein Tag im Leben“

nur die harten kommen in‘ Garten. Die Schweizer sind da offenbar sehr innovativ, wenn es darum geht geltende Gesetze auszutricksen. Für meine persönliche Sterbehilfe halte ich mir eine Flasche Holsten-Edel im Kühlregal frisch. Das Spalten des Schädels, denke ich, muss eine humane Art des Sterbenz sein.

Aha, werter Herr Bosch, leckere Karameldinger also.
Ich hatte schon befürchtet, dass eine Kuh (ganz
oder in Teilen) – nicht auszudenken …

Geht das nicht unglaublich auf die Zahnfüllungen?

Herzlich
Ihr Erdge Schoss

@Erdge Schoss: Zu Deiner Beruhigung kann ich an dieser Stelle anmerken, dass es sich sowohl um vegetarische als auch um füllungsschonende Bonbons handelt. Der Karamel ist ganz weich.

Warnung: Aufgrund des Zuckergehalts können Kuhbonbons zu Karies führen. Zähneputzen nicht vergessen!

@Cara: Was?

so jetzt bin ich beruhigt in dem wissen das schweizer doch nicht komplett pervers sind. ein kuhbobon ist aus karamell und nicht aus rindfleisch, danke google.

wobei mich der rustikalere ansatz doch sehr amüsiert hätte. man muß seine vorurteile über das verschrobene bergvolk ja hüten und pflegen …

Les deux, mon cher réfrigérateur:

Erstens, daß Dignitas ernsthaft Helium als Beförderungsmittel propagiert,
zwotens, daß es nur *ein* Kuhbonbon war, das Sie da in der Tasche hatten.
Die Dinger sind nämlich in der Tat so schweinelecker, da muß man immer mindestens
drei von essen.

Lassen Sie sich das von mir gesagt sein, bester Junker Erdge Schoss!

P.S. @westernworld :
Eiertütschen ist übrigens auch *keine* Perversität sondern ein durchaus jugendfreies Ostervergnügen und dies womöglich sogar über die Grenzen von Helvetien hinaus.

Cyberhalber beispielsweise bei migros.ch nachzuspielen , falls diese Bemerkung kosten- und werbefrei hier erlaubt ist.

Weitere Kommentare: click!

Die Schweizer sind nicht nur in Bezug auf Sterbehilfe sehr innovativ. Auch schon vor Jahrzehnten verstanden sie es trefflich sich mit gegebenen „Realitäten“ zu arrangieren und ihren Profit daraus zu ziehen. Mag sein, dass diese Mentalität bei einigen Eidgenossen sogar die Jahrtausendwende überlebt hat.

@ bosch: Ich schließe mich Axel an, ihre elegante Wortspielerei ist .
@ Claus: Ich wehre mich gegen derartige Verallgemeinerungen!
Wenn jemand das Recht hat, die Schweiz zu kritisieren, dann Schweizer – und ich oute mich hiermit: Ich bin Teil der fünften Schweiz (Jaja, das isch ein Begrriff, der exischtierrt wirkklich), stolz, der CH anzugehören, was mich nicht hindert, sehr kritisch zu sein (Und ich trage keine rote Tasche mit weißem Kreuz, dass tun die Nicht-Schweizer). Ich musste in diesen Jahren oft beschämt den Kopf senken. Man denke an die Kampagne der SVP mit dem schwarzen Schaf! Dass Appenzell Innerrhoden 1990 (kein Tippfehler!) das Frauenstimmrecht als letzter Kanton eingeführt hat (Wahlen auf Kommunalebene, auf Bundesebene war’s glaub‘ ich 1971), ist Schulstoff. Aber trotzdem REAKTIONÄR. Dignitas ist dagegen einfach nur klein, kurios, skuril, – MickyMausDonaldDuck halt (wenn auch unheimlich weil real).
Sorry, mir fällt gerade kein witziger Kommentar ein. Darf man auch ernsthaft sein?
@ Cara: ma chère – Sie kennen die MIGROS? Ich bin entzückt… wussten Sie z.B., dass die Migros-Papiertüten ein ideales Maß zum Altpapier-sammeln haben (bemerkte ein (L)Eidgenosse kürzlich mir gegenüber)? (Erwähnen Sie nie die Migros gegenüber Auslandschweizern… Sie werden sonst unverständliche Schwärmereien bezüglich von Cenovis, „Papiertäsche“ u.v.m. über sich ergehen lassen müssen… Aber zurück wollen wir trotzdem nicht, es ist sehr eng da.)

@Madame l’Inconnue.

Ach, die MIGROS …..ich musste mir lange, sehr lange Zeit hämische Kommentare anhören, weil ich jahrelang nach meiner endgültigen Ausreise immer wieder extra ihretwegen zurückgereist bin. Ich behaupte, bei M (oder vielleicht auch MMM) gab es die allerersten Mülltüten mit dieser Vorrichtunng zum oben zuziehen.
Außerdem die allerbesten Gewürze (in den Gläschen) und überhaupt schmeckt die FREY Schokolade göttlich.
Champagner Truffes von Teuscher haben mich einmal in NY zu Tränen gerührt.
Und wußten Sie, daß M eine Filiale in Freiburg i.Br. unterhält?

Verzeihung @bosch – aber das musste jetzt mal gesagt sein.

Über die Vorzüge, dass die Schweizer offiziell Sterbehilfe durchführen können, lässt sich ja mehr als genug Streiten. Letztendlich bleibt die Hauptentscheidung immer noch jedem Land selbst überlassen (außer in den USA, da dürfte es jeder Bundesstaat sein).

Dass diese Sterbehilfe dann noch mit Helium durchgeführt wird, ist meiner Meinung nach nicht wirklich der richtge weg.

@ Claus: Ich meinte auch eher das „vor Jahrzehnten“. Ich habe es nicht persönlich genommen. Ich habe nur eine allgemeine Aversion gegen Verallgemeinerungen…
@ Cara: Hoi!

Herr Bosch!

Bitte betrachten Sie dies als Protestkommentar zu der Tatsache, daß es hier kein (kein)
Osterpost gibt.
Und versuchen Sie nicht, sich rauszuargumentieren!

rEIchlich geknickt,
Cara

Pas de quoi, ma chère amie!
….und dann fanden sie sich von bosch verlassen, in seiner Bloghütte, zu einem nächtlichen Plausche ein, während der Hausherr es vorzog, seinem Privatvergnügen auf Rügen…..achja.

Toujours l’amour, Madame L’Inconnue!
Trinken wir auf das, was uns wert ist!

@Cara: möged Sie Fondue? Mit ämäne Glas Walliser Wyswii?
Und: oh non, nicht Insistenz, nur schlicht „drängen, bestehen auf, beharren“

@une inconnue

Als ob Sie die Antwort nicht wüssten, ma Chère.
Merci vielmal!
Aber meine question, die haben Sie noch nicht beantwortet.
Oder bin ich dem Subtext noch nicht so richtig auf die Spur gekommen?

Ganz schnell muß ich noch die Geschichte von Petra erzählen, die einmal mein
Fondue nachkochen wollte.
„Den Schuß Kirsch nicht vergessen“ , hatte ich ihr gesagt, „kein Käsfondue, ohne daß der Topf mit einer Knoblauchzehe ausgerieben ist, und eben den Kirsch reingerührt.“

Sie hatte kein Kirschwasser im Haus, die Gute.
Und nahm stattdessen Eckes Edelkirsch.
Sah apart aus, die rosa Färbung, doch ehrlich.

Chère Cara – ich meinte damit ihren Protestkommentar für einen Osterbeitrag und gegen das Lichtausmachen.

Betrifft Fondue: Wie mein Vater, wie mein Vater! Herrlich! (Nicht die rosa Färbung, das andere!) Das hat man mir natürlich mitgegeben auf den weiten Weg in die fremde und böse Welt, wie ein anständiges Fondue gemacht wird!

Ach, und wissen Sie was, ich komm‘ Sie mal besuchen.

ähm, das mit der rosa Färbung ist natürlich auch herrlich! Nur, dieser Satz – dieser eine Satz… wie mein Vater… aber ich wiederhole mich.

Liebe Madame L’Inconnue,

Sie sind aber auch eine Nachteule! Eben wollte ich meine Mailbox abschließen, da
rrrrrrrrrringelingt es : Nachricht auf dem boschblog.
Hoffentlich hat der Fridgy seinen pc im Hotel abgeschaltet, sonst bekommt er ja kein Auge zu, wenn er liest, was hier noch los ist, um die Zeit.
Außerdem rechne ich mit einem mittelschweren Verweis nach seiner Rückkehr, weil wir
hier schnattern und Wein trinken. Dabei sind Kommentare eine ernste Angelegenheit und
überhaupt solche Blogs ja kein Ponyhof.
Sagt mein Behördenleiter immer.

Ich bin übrigens sicher, der freut sich auch, wenn Sie uns mal besuchen kommen.
Die Adresse kennen Sie ja.

Jetzt aber: bonne nuit !

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