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Soundtrack meines Lebens: Major Tom

Beginne ich gleich mit den ganz großen Peinlichkeiten: Dass ich im Jahr 1976 das Licht der Welt erblickte, ist eigentlich halb so schlimm. Jedoch hatte dies zur Folge, dass ich meine ersten musikalischen Kontakte mit Liedern der sogenannten Neuen Deutschen Welle (NDW) machte, einer deutschsprachigen Variante des New Wave und Punk. Die Protagonisten dieser musikalischen Strömung kamen aus Westberlin, Düsseldorf oder Hamburg, trugen unförmige, neonfarbige Kleidungsstücke, und die Frauen hatten überwiegend sehr ausladende dauergewellte Frisuren, die den Eindruck machten, als sei gerade eine Atombombe in ihrem Kopf explodiert. Aber auch sonst waren die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine schlimme Zeit, was sich auch daran zeigte, dass sich bereits 1980 Die Grünen gründeten.

Im Jahre 1983 interessierten mich aber weder Atombomben noch politische Parteien (auch angesichts der damaligen Frisurenmode bekam ich erst Jahre später, als mir Fotos aus dieser Zeit gezeigt wurden, ein ungutes Gefühl). Schon zu groß für den Kindergarten, aber noch kurz vor der Einschulung habe ich das erste Mal in meinem Leben Musik bewusst wahrgenommen: Der gelernte Reiseverkehrskaufmann Peter Schilling besang Major Tom, einen fiktiven Raumfahrer, der die Verbindung zu seiner Bodenstation verliert. Acht Wochen lang führte dieses Lied die Verkaufscharts an.

Mein Vater besaß damals ein großspuliges Tonbandgerät der Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt (SABA) Telefunken, auf dem ich dieses Lied immer und immer wieder hörte. Vom Text verstand ich vermutlich nicht sonderlich viel, wähnte mich jedoch dabei in einem Raumschiff. Völlig losgelöst …


Dies ist ein Beitrag aus meiner Serie „Der Soundtrack meines Lebens“. Weitere Beiträge dazu folgen demnächst wahrscheinlich hier. Du möchtest auch ein Stück Musik vorstellen? Nur zu.

12 Antworten auf „Soundtrack meines Lebens: Major Tom“

Was für eine wunderbare Idee. Danke für diese Serie zum Soundtrack Deines Lebens.

Und ein fulminanter Auftakt mit Major Tom. Ästhetisch nah an der Körperverletzung liegende Inszenierung eines dennoch schönen Songs.

Hatte gerade große Freude das Video nochmal zu sehen, dass ich damals als Jugendlicher vielleicht sogar live im Fernsehen sah. Beeindruckend auch die beiden Gitaristen mit ihren die Weiten des Weltalls nur billig imitierenden zitronengelben Jogginganzügen. Völlig losgelöst…

@Markus: Vielen Dank für die warmen Worte. Habe noch ein paar weitere Lieder im Hinterkopf. Aber vielleicht magst Du auch den einen oder anderen Song in Deinem Blog vorstellen? Würde mich sehr freuen.

Bis eben war ich der festen Überzeugung, „Major Tom“ sei ein Cover bzw. zumindest eine Hommage an Bowies Space Oddity. Wikipedia behauptet das Gegenteil, dann will ich das mal glauben.

Ich hab’s übrigens erstamls in der ZDF-Hitparade gehört, damals noch mit Dieter Thomas Heck, und hab’s mit meinem Kassettenrecorder aufgenommen.

Großartige Idee, „Soundtrack meines Lebens“.

@heinzkamke: Auch Dir vielen Dank. Diese Überzeugung habe ich ebenfalls geteilt: vom Moment an, als ich David Bowies „Space Oddity“ zum ersten Mal hörte, bis gestern, als ich den Wikipedia-Artikel entdeckte. Ob die Stücke wirklich so unabhängig voneinander entstanden sind, werden wir wohl nie erfahren.

wer erinnert sich nicht an diese busfahrten hin zum schulausflugsziel? am anfang aßen welche salamibrote und tranken mirinda (oder sinalco). anschließend übergaben sie sich in den mittelgang. irgendwann reichte einer eine kassette durch, nach vorn und spätestens auf der rückfahrt konnte jeder den text. super.

Ich war damals ein klein wenig älter. Major Tom war für mich das erste Lied, das ich bewusst wahrgenommen habe und das mich an die Popmusik heranführte. Im Radio kamen davor ja nur englischsprachige Titel, die ich als kleines Kind aber nicht verstand. Bei Major Tom verstand ich zumindest die Sprache, den Inhalt leider nicht so richtig. Spanisch hätte ich auch verstanden, aber das kam im Radio erst recht nicht.

Ich kam zwei Jahre früher zur Welt. Hierzulande in at zeigte sich die NDW vor allem in Form von Falco, EAV und DÖF – wir liebten als Kinder alle drei. Und Nena, aber erst später. Von Textverständnis kann man ja in dem Alter noch nicht wirklich sprechen, aber bei EAV und DÖF merkten wir durchaus, dass das jetzt lustig is. ;)
Schöne Serie, gefällt mir! Lieben Gruß aus NÖ!

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