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Per sempre?

 Marmor, Stein und Eisen bricht,
aber unsere Liebe nicht.
Alles, alles geht vorbei,
doch wir sind uns treu.

(Drafi Deutscher)

Immer wenn ich von Friedrichshain nach Kreuzberg gehe, muss ich an Drafi Deutscher denken. Auch an der Oberbaumbrücke wird seit einiger Zeit der vermutlich aus Italien stammende Brauch der Anbringung von sogenannten Liebesschlössern gepflegt:

Frisch verliebte Paare gravieren ihre Namen oder Intialen in ein Vorhängeschloss und bringen dieses als Zeichen ihrer ewigen Liebe an einer Brücke an. Danach wird der Schlüssel üblicherweise in den darunter fließenden reißenden Fluss geworfen. An der Milvischen Brücke in Rom spricht man dazu gern die Worte „per sempre“ („für immer“) aus.

Das ist ein schönes Ritual, so romantisch. Doch was wäre eine Tradition ohne behutsame Fortentwicklung? Heute sind die viele Paare dazu übergangen, einen Ersatzschlüssel aufzubewahren. – Die Brechstange als Lösung hat sich in den meisten Fällen nicht bewährt.

Natürlich muss es korrekt „Marmor, Stein und Eisen brechen“ heißen, denke ich. Aber das reimt sich bekanntlich nicht so schön.

8 Antworten auf „Per sempre?“

Als Römer möchte ich gerne aufklären – das ist keine Tradition, sondern wurde vom Autor Federico Moccia in seinem 2006er Roman (und 2007er Film) „Ho voglia di te“ erfunden. Hat dann eine Zeit lang dazu geführt, dass Jugendliche das nachgemacht haben und an die zentrale Lanterne dort angehängt haben, bis die unter dem Gewicht zusammengebrochen ist und die Stadtverwaltung Ketten angebracht hat, wo die nun angehängt werden können. Viele Römer finden das Ganze ziemlich bescheuert.

@FrancescoK: Dann ist es eine kurze Tradition. (Laut Wikipedia gab es das im ungarischen Pécs bereits in den 80er Jahren.)

Und wenn man es ganz genau nimmt: Das ganze Leben ist doch irgendwie bescheuert.

Und was ist mit den Fischen? Wenn die ausversehen die Schlüssel fressen und daran ersticken? Und was ist mit der Vereiserung der Flüsse? Und wären nicht Zahlenschlösser viel zeitgemäßer in einer Zeit der Kurzzeitlieben? Und was wurde eigentlich aus den guten alten Herzen in Bäumen?

Das gibt es auch in München sehr häufig, und ich habe mich lange Zeit gewundert, was das soll: Als wären die Leute ein bißchen bescheuert.
Das ist ein bißchen so wie die vielen irgendwo angebundenen Fahrradschlösser, an denen kein Fahrrad mehr ist.

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