Kategorien
Feuilleton

Dieter Hildebrandt: Herbst

Baum im Herbst

Herbst

Wenn du und das Laub wird älter,
und du merkst, die Luft wird kälter,
und du fiehlst, daß du bald sterbst,
dann is Herbst.

(Dieter Hildebrandt, aus „Schlesischer Jahreszeiten-Zyklus“)

8 Antworten auf „Dieter Hildebrandt: Herbst“

Schweizer Variante

Winter

Wenn vom Gebirge her der Föhn
Sich hinunterstürzt mit Gedröhn.
Dann, meine Lieben, schlagt Alarm.
Denn im Winter wirds jetzt zu warm.
Und in der Not fleht dann zum Retter,
Der uns befreit vom Kopfweh-Wetter.

Hier verspätet ein Neujahrsgedicht 2022 aus Helvetiens Landen:

Das alte Jahr, es war sehr durchzogen
Und schon gar nicht immer uns gewogen.
Vollpfosten, platt gedopt mit Impfphobie,
Betrieben schellend Freiheits-Blasphemie.

Drum war dies’ Jahr partiell verdorben.
Zu viele sind einfach so gestorben.
Nicht einmal die Hand konnt’ man sich geben.
«Es möchte kein Hund so länger leben.» (Goethe)

Was wird nun, ihr lieben Leute?
Sind wir nur noch eine Beute
Von der viralen Covid-Meute?

Bekennen wir es mit Verdruss:
Gut lebe man auch ohne Kuss?
Mit Social-Life ist erst mal Schluss?

Herbstsonate im Stil von Dieter H.
Wenn in den Quartieren die Laubgebläse knattern,
Und für ein letztes Mal die Rasenmäher rattern,
Wenn du, geliebte Sonne mein bleiches Antlitz färbst,
Dann, mein Lieber, dann wird es Herbst.

Wenn beim Metzger die Blut- und Leberwürste locken,
Und wir nicht mehr draussen auf warmen Steinen hocken,
Wenn bunt der Wald und manches Blatt zinnober,
Dann mein Lieber, dann ist‘s Oktober.

Wenn Tussen wieder warme Unterhosen tragen,
Und partout hochgestellt sind alle Mantelkragen,
Wenn dick und dicker werden die Gewänder,
Dann, mein Lieber, dann ist’s November.

Wenn früh am Morgen dein Wagen nicht richtig startet,
Und du vergeblich auf den Intercity wartest,
Wenn du im Advent auf deinen Hintern krachst,
Dann wisse, das ist des Dezembers Macht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert