Gegendarstellung zu Markus Lanz vom 17. Juli 2012

In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vom 17. Juli 2012 (Link zur Mediathek) wurde über die Umstände des Rücktritts des ehemaligen Sprechers der Piratenpartei, Christopher Lang, gesprochen. In Minute 31 sagt der Moderator Markus Lanz folgenden Satz:

„Und Sie wurden dann plötzlich angegriffen […] Sie haben dann einen sogenannten Shitstorm, so nennt man das glaube ich, erlebt. Sie sind also speziell durch Internetdienste – Twitter, Facebook, alles, was es da gibt – ganz massiv aus der eigenen Partei heraus angangen worden, unter anderem mit dem schönen Satz: ‚Demnächst brauchen wir einen Pressesprecher, der in der Lage ist, einen Satz geradeaus zu formulieren.‘ Das ist nicht die feine englische Art.“

Gleichzeitig wird der von mir verfasste Tweet „Was der nächste Pressesprecher können sollte: einen geraden Satz schreiben“ eingeblendet, wobei mein Pseudonym leicht unkenntlich gemacht wurde. Es entsteht der Eindruck, dass ich Mitglied der Piratenpartei sei.

Hierzu stelle ich fest:

  1. Ich bin kein Mitglied der Piratenpartei und war zu keinem Zeitpunkt Mitglied der Piratenpartei.
  2. Mein Tweet bezieht sich auf die unzulänglichen stilistischen und grammatikalischen Fähigkeiten des zurückgetreten Pressesprechers, die in seiner Erklärung zum Rücktritt deutlich hervor treten.
  3. Lanz kocht kackt.

Euro-Wut-Teller

20120314-130804.jpg

In trauter Runde sitzen die journalistischen Speerspitzen von BILD und SPIEGEL ONLINE in der neuen Gemeinschaftskantine und feiern den Fall des geschiedenen Bundespräsidenten.

Aber nach der investigativen Niedertracht ist vor der Medienkampagne. Und so entwickelt die neue Allianz der Hetzmedien gemeinsam die Vision der totalen Euro-Wut. Wie ein Frosch sitzt Griechenland im Topf, während die vierte Gewalt langsam die Temperatur hochdreht. Freilich darf dabei niemand merken, dass die Wirtschaftsjournalisten mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund, die einst auf einem Ein-Tages-Kurs bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ihres Vertrauens das Bilanzenlesen lernten, jahrelang nicht allzu genau hingeschaut haben. Obschon die Anzeichen der Krise freilich nicht allzu schwer erkennbar gewesen wären.

Und so schaufelt man noch ein letztes Mal, bevor man Hand in Hand die Gemeinschaftswährung auf Ramschniveau herunterschreibt, große Berge von Gyros in sich hinein und spült diese mit Ouzo herunter. Die letzten Eypos haben die Verlage in neues Geschirr investiert. Großmutters Währungsreform-Wandteller lieferten mit ihrem Schriftzug die Vorlage: „Iss und trink, solang Dir’s schmeckt. Schon zweimal ist uns ’s Geld verreckt.“ Die Mahlzeit ist vorzüglich, die Küche hat ihr AAA-Rating erfolgreich verteidigt. Das Ekelfleisch ist in den Köpfen.

Lokaljournalismus

Man sagt ja gern, dass die Zukunft des Journalismus im Lokalen liege. Diese Meinung stammt vermutlich von Medienbeobachtern aus Berlin oder Hamburg, die es plagt, dass in ihren sogenannten Medienstädten keine renommierte überregionale Tageszeitung erscheint. Wer allerdings einmal einen Blick in ein Provinzblatt wie der Norddeutschen Rundschau geworfen hat, der wünschte sich nichts sehnlicher als dessen verdienten Untergang und zöge fortan ein paar lieblos umformulierte Agenturmeldungen auf den großen Nachrichtenseiten im Internet vor. Der Untergang ist nicht mehr aufzuhalten, niemand wird die fehlende Berichterstattung über versuchte Eierdiebstähle vermissen.

Post an Wagner: Jetzt wird zurückgeschrieben

BILD, 7. November 2011

Lieber Franz Josef Wagner,

auch Sie haben alles falsch gemacht. Vielleicht wäre es für die BILD leichter, einen Nachfolger zu finden, wenn Sie die Merkmale vorgerückten Alters aufwiesen.

Falsche Themen setzten, irre Thesen aufstellten. Briefe voller Rechtschreibfehler schrieben.

Ihr Brief an Thomas Gottschalk ist der beste, den ich seit langem las. Es waren Zeilen der Liebe, wie sie Paul Celan an Ingeborg Bachmann nicht schöner hätte formulieren können.

Sie haben die Gabe, uns mit Ihren Worten zu fesseln. Ich glaube nicht, dass es einen zweiten Wagner geben wird. Es gibt auch keinen zweiten Goethe, zweiten Schiller.

Martenstein sagte ab, weil er klug ist. Weil Sie klug sind.

Die BILD wird ein leeres Blatt ein leeres Blatt sein. Niemand schreibt mehr Briefe.

Das Blatt ist leer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diesen Seiten Rowohlt, Hacke, Moreno, Sonneborn schreiben werden.

Wenn Sie einmal nicht mehr schreiben werden, ist die BILD für mich gestorben.

Herzlichst,

bosch

___

Franz Josef Wagner schreibt täglich Briefe. Nun soll er auch einmal Post erhalten.

___

Dieses Blog auf Facebook mögen: https://www.facebook.com/boschblog