Antiquariat

Antiquariat Warum Bücher immer nur bei amazon bestellen, die per Post liefern, die man nie erhält, weil man nie zuhause ist, wenn der Postbote mit dem Päckchen vor der Tür steht? Warum Bücher immer nur in der großen Filialbuchhandlung kaufen, wo es zwar hell und freundlich ist und Sofas bereitstehen und Kaffeeautomaten, die sogenannten Verkäufer jedoch keine Buchhändlerausbildung abgeschlossen haben, sondern von Zeitarbeitsfirmen zu Stoßzeiten vor Ostern und Weihnachten entsandte Söldner sind, die das flüchtige Studium der Klappentexte der Lektüre der dicken Wälzer von der ersten bis zur letzten Seite vorziehen? Warum Bücher immer in dem kleinen Buchladen um die Ecke kaufen, der immer nur die Titel aus der Bestsellerliste und sämtliche Biographien von Lady Diana vorrätig hat?

Jugendherberge

JugendherbergeKürzlich lag eine Kiwi auf unserem Frühstückstisch. Diese zur Gattung der Strahlengriffel zählende Frucht, welche auch als chinesische Stachelbeere bekannt ist, erinnerte mich an meine Kindheit. In der Zeit zwischen dem Erblicken des Lichts der Welt und der geschlechtlichen Reife erfolgten mehrere Aufenthalte in verschiedenen Jugendherbergen, die mich noch Dekaden danach gelegentlich in schweißbadenden Alpträumen verfolgen. Ob im nordfriesischen Tönning oder in Goslar im Harz, überall zeigten die Einrichtungen des Deutschen Jugendherbergswerks das gleiche Bild.

Die Herbergseltern begrüßen die Schulklasse. Die Herbergsmutter ist kräftig und hat sehr dicke Oberarme. Ihre Gesichtsfarbe ist sehr rot und deutet auf Bluthochdruck hin. Der Herbergsvater ist untersetzt, er trägt einen dunkelblauen Rollkragenpullover und raucht Pfeife. Eigene Kinder hat das Paar nicht. Ihnen sind die ständig wechselnden Schulklassen lästig genug und für die Bedienung der Industriegeschirrspülmaschine halten sie sich einen Zivildienstleistenden.

Das letzte Mal

Den ersten Schock habe ich überwunden und mich mittlerweile an das allmorgendliche Fahrradfahren gewöhnt. Die Vorzüge dieses Transportmittels sind nicht zu übersehen. Statt mit bierdosenleerenden Bildzeitungslesern um die raren Sitzplätze in den Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs zu ringen, ist mir ein fester Platz auf dem Sattel garantiert. Darüber hinaus gibt es kein Transportmittel, das sich ökologisch und ökonomisch als so vorteilhaft erweist wie der von mir sehr geschätzte Drahtesel. Zudem ist auch die das Immunsystem stärkende Frischluftzufuhr nicht zu verachten.

Die tägliche, dank meiner kontinuierlich zunehmenden Durchtrainiertheit mit beschwingter Leichtigkeit zu bewältigende Wegstrecke führt mich bei stets strahlendem Sonnenschein am traumhaften Panorama der Außenalster vorbei, wo mir die entgegenkommenden Eichhörnchen und Joggerinnen freudig zuwinken. Gut ausgebaute Radwege mit komfortabler Breite erstrecken sich entlang der gesamten Route.

Das erste Mal

Fahrrad

Foto: fischerhuder

Das erste Mal in diesem Jahr. Schlüssel suchen. In den Keller gehen. Fahrrad grob entstauben. Luft aufpumpen. Schon erschöpft sein. Losfahren. Abstrampeln. Hecheln. Sich über eine rote Ampel freuen. Sich kurz an diese anlehnen und erholen. Vom Rentner auf dem blitzeblanken Citybike mit Einkaufskorb am Lenker überholt werden. Leicht beschämt sein und sich ein bißchen darüber ärgern. Kräfte sammeln. Aufholjagd starten. Zum Überholmanöver ansetzen. Dabei fast mit geisterfahrendem Fahrradkurier zusammenstoßen. Ausweichen. Noch mehr ärgern. Hektisch atmen. Beim Hinweg grundsätzlich Gegenwind haben und bergauf fahren müssen. Sich fragen, warum Bauarbeiten an Radwegen stets im Frühjahr beginnen. Auf die mehrspurige Straße ausweichen müssen. Fast von einem SUV überfahren werden. Erschöpft und zu spät im Büro ankommen und keinen Platz finden, um das Fahrrad sicher anzuschließen.