Duplobaum

Duplo Zartbitter

Bei meinem heutigen Kleineinkauf entdeckte ich ein Produkt, von dem ich schon immer geträumt habe. Die wahrscheinlich längste Praline der Welt steht jetzt für vorübergehende Zeit in einer „Limited Edition“ in einer köstlichen Zartbittervariante in den Supermarktregalen. Ich ziehe eine Bitterschokolade der Vollmilch geschmacklich stets vor. Man kann das tun, muss es aber nicht. Ich bin Vollmilchliebhabern gegenüber übrigens tolerant. Dass den dunklen Sorten aufgrund ihres hohen Anteils an Antioxidantien eine schützende Wirkung auf das Herzkreislaufsystem zugesprochen werden, ist lediglich ein willkommender Nebeneffekt. Aufgrund ihres geringeren Zucker- und Milchanteils jedoch von „magermachender Schokolade“ zu sprechen, wie dies mein Herr Vater zu tun pflegt, halte ich indes für einen Euphemismus.

Die Wurzel meiner Zuneigung zu dem lediglich 18,2 Gramm schweren Schokoriegel liegt, wie so viele Eigenheiten des menschlichen Wesens, in meiner Kindheit begründet. Im Gegensatz zu meinen Eltern war ich kein begeisterter Spaziergänger oder gar Wandersmann. Dies lag nicht nur daran, dass ich nicht gern wanderte, sondern auch daran, dass ich im zarten Kindesalter von etwa vier Jahren mit Recht noch nicht als Mann bezeichnet werden konnte. Um auch mich ein wenig an des Müllers Lust teilhaben zu lassen, machten mir meine Eltern Spaziergänge schmackhaft, indem sie mir versprachen, die Streckenführung vorbei am sogenannten Duplobaum zu legen. Mein Vater eilte dann regelmäßig unbemerkt einige Schritte voraus, um ein Duplo in immer demselben Baum für mich gut erreichbar zu platzieren. Lange Zeit hatte ich an dieser besonderen Ernte, welche meiner Wanderslust Lebensgeister einhauchte, große Freude und glaubte fest daran, dass auf diesem Baum Duplos wüchsen.

Wurstbrief zum Valentinstag

Kürzlich bat mich ein Freund, während seiner urlaubsbedingten Abwesenheit alle drei bis vier Tage seine Blumen zu gießen. Eigentlich habe ich es nicht so sehr mit der Botanik. Im Prinzip bin ich für eine derartig vertrauensvolle Aufgabe ein denkbar ungeeigneter Kandidat. So warnte ich meinen Freund, dass nach unzähligen gescheiterten Begrünungsversuchen in meinem Haushalt lediglich sehr selten zu bewässernde Hydrokulturen eine Heimat fänden, da mein Umgang mit pflegebedürftigeren Pflanzengattungen auf ganzer Linie gescheitert sei. Nachdem die Wasserstandsanzeige meiner in Blähton gebetteten Zierpflanzen das Zeitliche segnete, hatten auch diese keine Daseinsgrundlage mehr. Der kleine rote Wasserstandsindikator rührte sich nicht mehr, was das Todesurteil für die gummibaumartigen Gewächse bedeute, während auch auf der Küchenfensterbank die Kakteen bis zu ihrem traurigen Ende vor sich hin dörrten.

Nun ist es bekanntlich so, dass sich an einem jeden 14. des Monats Februar der sogenannte Valentinstag jährt. Diese Tradition wird auf die Sage des Bischofs Valentin von Terni zurückgeführt, der einige Verliebte, darunter auch Soldaten, die nach kaiserlichem Befehl unverheiratet bleiben sollten, heimlich christlich getraut und ihnen zu diesem Anlass Blumen aus seinem Garten geschenkt haben soll. Valentin von Terni lebte im dritten Jahrhundert nach Christus und konnte nicht ahnen, dass ihm einige hundert Jahre später die Ehre zuteil werden würde, posthum mit dem großen Marketingorden am Band des Deutschen Floristen- und Raumbegrünungs-Hauptverbandes ausgezeichnet zu werden. Noch heute denken zahlreiche einander zugeneigte Menschen seiner und beglücken sich am Valentinstag gegenseitig mit den üppigsten Blumenpräsenten, dabei stets beteuernd, dass dieser Tag nicht, wie so viele Unwissende glauben, eine Erfindung der Floristenindustrie sei, sondern auf eine lange Tradition zurückgehe.

Saal II

Neuerdings wird der Boden von dunkelbraunem Parkett geziert. Sonst ist alles wie immer in der früheren Bäckerei am Schulterblatt, dieselben Kacheln wie seit geschätzten hundert Jahren. Die Ganztagsfrühstücker nehmen die Jazzmusik im Hintergrund kaum noch wahr. Meistens läuft britischer Indierock oder Hamburger Schule. Die Bedienungsdamen legen zur Abwechslung hin und wieder die Best-of-Platte von Paolo Conte auf. Es gibt keinen WLAN-Empfang und nur selten klappt ein schrägfrisierter Ringelpulloverträger seinen mit einem stivollen Apfel verzierten Tischrechner auf.

Bratreis

Bratreis mit Röstzwiebeln

In der Tristesse eines Hamburger Einkaufszentrums wurde mir heute in einer chinesisch anmutenden Garküche Bratreis mit Röstzwiebeln serviert. Äußerst gewöhnungsbedürftig – dafür aber ohne heißen Hund.

Dieses großartige Lebensmittelphoto wird unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Jeder darf es gern für seine nichtkommerziellen Zwecke abbilden. Schließlich handelt es sich nicht um ein Brötchen.