Myll, 14. September: Letzte Begegnung 14. September 2011

12.03. Musste gerade an N. denken, den ich genau heute vor einem Jahr zum letzten Mal traf. Wir kannten einander nicht besonders gut, aber wie sollten wir auch, denn vielleicht kennt man nicht einmal sich. Wie immer war es eine eher beiläufige Begegnung. Irgendein Spitzenpolitiker sprach zu irgendeinem Thema, der Raum war überfüllt, die Luft war dünn. Er war etwas fahrig, aber nicht fahriger als sonst, also ganz normal, wie mir schien. Ich frug, wie es ihm ginge und er sagte irgendwas. Wie oft fragt man jemanden, wie es ihm geht und stolpert dann gar nicht über nichtssagende Antworten, wenn der andere nicht gerade „muss“ oder „Danke!“ antwortet? Wir verloren einander im Laufe des Abends schnell aus den Augen. Man ahnt ja bei letzten Begegnungen fast nie, dass es die letzten sind.

Tschüs sagen

Raupe

Nach der Veranstaltung setzen wir uns kurz an den Kanal und lassen die Beine baumeln. Manchmal lohnt es sich auch innezuhalten. Auf meinem Knie plötzlich ein zotteliger Freak, der sich nur mühsam fortbewegen kann. Beim Versuch, ihn zu retten, rutscht er ab und fällt ins Wasser. Eigentlich hätte er ein Schmetterling werden sollen. „Es gibt zu wenig Schmetterlinge“, bemerkt sie, und wir sagen an diesem Tag noch einmal tschüs und blicken der Raupe nach, wie sie vom fließenden Wasser davongetrieben wird. Sonnenstrahlen kitzeln unsere Nasen; das Wetter ist zu gut für diesen Tag. Wir sehen uns …