Gegendarstellung zu Markus Lanz vom 17. Juli 2012

In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ vom 17. Juli 2012 (Link zur Mediathek) wurde über die Umstände des Rücktritts des ehemaligen Sprechers der Piratenpartei, Christopher Lang, gesprochen. In Minute 31 sagt der Moderator Markus Lanz folgenden Satz:

„Und Sie wurden dann plötzlich angegriffen […] Sie haben dann einen sogenannten Shitstorm, so nennt man das glaube ich, erlebt. Sie sind also speziell durch Internetdienste – Twitter, Facebook, alles, was es da gibt – ganz massiv aus der eigenen Partei heraus angangen worden, unter anderem mit dem schönen Satz: ‚Demnächst brauchen wir einen Pressesprecher, der in der Lage ist, einen Satz geradeaus zu formulieren.‘ Das ist nicht die feine englische Art.“

Gleichzeitig wird der von mir verfasste Tweet „Was der nächste Pressesprecher können sollte: einen geraden Satz schreiben“ eingeblendet, wobei mein Pseudonym leicht unkenntlich gemacht wurde. Es entsteht der Eindruck, dass ich Mitglied der Piratenpartei sei.

Hierzu stelle ich fest:

  1. Ich bin kein Mitglied der Piratenpartei und war zu keinem Zeitpunkt Mitglied der Piratenpartei.
  2. Mein Tweet bezieht sich auf die unzulänglichen stilistischen und grammatikalischen Fähigkeiten des zurückgetreten Pressesprechers, die in seiner Erklärung zum Rücktritt deutlich hervor treten.
  3. Lanz kocht kackt.

Es ist da – also praktisch

So sieht das also aus

Es ist da. Endlich. Weil ich nicht nur einer der Herausgeber, sondern auch mit einigen Tweets in unserem Twitterbuch vertreten bin, befand sich heute mein persönliches Belegexemplar im Briefkasten. Und siehe: Es ist gut, wenngleich natürlich nicht perfekt.

Im Buchhandel ist das Werk leider noch immer nicht vertreten – und auch bei Amazon scheint es noch nicht so richtig verfügbar zu sein. Im Bereich Kultur liegen wir dort jedoch bereits auf Bestseller-Rank 27 und sind mehr als stolz, an „Spiel und Spaß mit der Blockflöte Bd. 1“ vorbeigezogen zu sein.

Wir wollen mit unserer Publikation weiter auf dem Weg des Erfolges gehen, um endlich Thilo Sarrazin von Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste ablösen. In Abstimmung mit dem Marketing unseres Verlages, haben wir daher folgenden Fünf-Punkte-Plan aufgestellt:

  1. Täglich in allen Buchhandlungen fragen, ob es endlich dieses neue, tolle Twitterbuch von PONS zu kaufen gibt. Das Buch auf jeden Fall unverbindlich zur Ansicht bestellen. Wenn es erst einmal im Buchladen ausliegt, dann wird es auch gekauft.
  2. Im Sankt Oberholz immer unser Exemplar gut sichtbar neben den Klapprechner legen. Andere Co-Worker in unverfängliche Gespräche verwickeln: „Hast Du schon dieses großartige Twitterbuch gesehen?“ Wer das Twitterbuch bereits hat, ist Trendsetter.
  3. In öffentlichen Verkehrsmitteln ununterbrochen laut lachend im Buch lesen. Das Cover muss dabei für alle Mitreisenden gut sichtbar sein.
  4. Täglich mehrfach das Hashtag #Twitterbuch verwenden, um die Aufmerksamkeit auch online aufrecht zu erhalten (und der PR-Agentur des Verlages zu zeigen, dass Social Media von ganz allein läuft). So lange bis alle das Twitterbuch gekauft haben. Dann kann auch endlich Band 2 erscheinen.
  5. Rezensionsexemplare an alle Redaktionen der Republik senden und alle drei Tage nachfragen, ob sie unser Buch schon besprochen haben. Bei guten Kritiken den Like-Button drücken. Bei negativen Rezensionen einen Shitstorm schicken, den selbst Sascha Lobo nicht überleben würde.

Und falls das alles nichts hilft, müssen wir halt wieder Lesungen in der Provinz machen. Danach gehen wir auch gern mit dem Inhaber der lokalen Sortimentsbuchhandlung griechisch essen. Vorausgesetzt, er lädt uns ein.

Es ist da – also theoretisch

#twitterbuch

Es ist da. Jedenfalls sollte es so sein. Wir schreiben Montag, den 13. September 2010. Es ist der offzielle Erscheinungstermin unseres Buches: „Twitter – das Leben in 140 Zeichen“.

Blut, Schweiß und Tränen hat es meine Twitterlesungs-Kollegen und mich gekostet, die besten Tweets in deutscher Sprache zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Ohne zu übertreiben können wir behaupten: Es ist uns gelungen. Das heutige Datum sollte also Anlass genug sein, die physische Existenz des Werkes (wir Herausgeber haben bislang noch kein Exemplar in der Hand halten dürfen) im Präsenzbuchhandel stichprobenartig zu überprüfen.

Hierzu habe ich soeben ein sogenanntes Kulturkaufhaus im Zentrum Berlins aufgesucht und mich zunächst in der Abteilung für gelb- und grüncoverige Wörterbücher begeben.

Ich: „Guten Tag. Ich suche dieses neue Buch «Twitter – das Leben in 140 Zeichen«.“
Buchhändler: „Ah, Sie meinen dieses witzige. Von dem habe ich schon gehört.“
Ich: „Ja, genau, dieses witzige Buch meine ich. Es soll großartig sein, sagt man.“
Buchhändler: „Das haben die Kollegen aus der zweiten Etage vorliegen. Es liegt dort unter «Sprachwissenschaften – auf dem Humor-Tisch«.“

Ich begebe mich auf also ein Stockwerk tiefer. Auf dem „Humor-Tisch“ befinden sich allerdings nur Werke von Wolf Schneider und Bastian Sick. Das Buch sei für September angekündigt und bereits bestellt, aber noch nicht ausgeliefert, versicherte man mir.

Dieses Buchgeschäft scheint eine riesige logistische Herausforderung sein – allein die Auslieferung an den Handel. Vielleicht wird sich dieses E-Book ja eines Tages doch noch durchsetzen, denke ich, während ich erneut unseren Amazon-Verkaufsrang checke. Wir haben es bereits in die Top-Zwanzigtausendsechshundertsechsundsechzig geschafft. Unsere Rente ist sicher.

Um auch den geneigten Handel auf das Twitterbuch aufmerksam zu machen, werde ich nun bis zur tatsächlichen Auslieferung in sämtlichen Buchhandlungen danach fragen. Buzz muss erzeugt werden, denn Humor gehört auf den Tisch.

Freunde werden, sein und bleiben auf Facebook

Wenn es um Datenschutz, Allgemeine Geschäftsbedingungen oder die Vereinnahmung des gesamten weltweiten Netzes durch die Einführung von „Mag-ich-Knöpfen“ geht, ist das Fratzenbuch stets für einen Aufreger gut. Das ist nicht mein Thema.

Obwohl ich Web2.0-Diensten grundsätzlich offen gegenüber stehe, habe ich Facebook erst relativ spät für mich entdeckt. Seit etwa einem Jahr nutze ich es mehr oder weniger intensiv: Im Gegensatz zu XING versammeln sich hier überwiegend Kontakte privaterer Natur; zudem treffen hier zwei Welten aufeinander. Während bei Twitter nach wie vor eine überwiegend netzaffinere Runde gesellig miteinander zwitschert, hält mich das Gesichtsbuch auch über das Leben meiner Offlinefreunde auf dem Laufenden. Für sie scheint die Hemmschwelle, den Freundeskreis via Statusmeldung über aktuelle Ereignisse ihrem Leben zu informieren oder ein Bild zu veröffentlichen, kleiner zu sein, als zu bloggen, zu twittern oder ein Foto bei Flickr hochzuladen. Mittels Druck auf einen Button kann man ohne großen Aufwand Anteil am Leben seiner Freunde nehmen, in Facebook-Nachrichten im Hintergrund sind schnell ein paar persönlichere Zeilen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, verfasst. Eine E-Mail zu schreiben wirkt dagegen fast so anachronistisch wie eine Postkutsche auf den Weg zu bringen. All das mag ich.

Was mich an Facebook indes zunehmend nervt, sind Kontaktanfragen folgender Art:

Kommentarlose Kontaktanfragen von Personen, die ich überhaupt nicht zuordnen kann. Ich gebe zu, ich habe ein eher schlechtes Namens- und Gesichtergedächtnis. Deshalb grüble ich oft und lange, woher ich diesen Menschen, der soeben im sozialen Netzwerk mein Freund werden wollte, kennen könnte. Doch zumeist will mir auch nach längerem Nachdenken nichts einfallen. Manchmal klicke ich einfach auf „ignorieren“, manchmal – wenn ich gut gelaunt bin – frage ich einfach nach: „Woher könnten wir uns kennen?“ Die ernüchternde Antwort ist oft: „Wir kennen uns nicht, aber wir haben 37 gemeinsame Freunde.“ Aha.

In selteneren Fällen jedoch habe ich tatsächlich schon einmal ein paar Worte mit dem Anfragenden gewechselt oder wir sind uns irgendwo in den Weiten des Netzes begegnet. In diesen Fällen stimme ich dem Kontaktwunsch grundsätzlich gern zu, halte es aber für eine wünschenswerte Geste, mir mit ein paar Worten auf die Sprünge zu helfen. Man kann Kontaktanfragen nämlich auch mit einem Begleittext wie „Hallo bosch, wir haben letztes Jahr auf der Geburtstagsparty von Erna Müller miteinander geknutscht …“ versehen. Ich weiß dann vielleicht, um wen es sich bei der anfragenden Person handelt, und erspare ihr lästige Rückfragen oder einen unberechtigten Korb.

Schwachsinnige Kontaktanfragen nehmen ebenfalls stark zu. Hier ein Beispiel:

„Betreff: Willst du nicht im der [Nachname einsetzen] Facebook … sein :-)
Ich bin Ingo [Nachname einsetzen] und suche [Nachname einsetzen] für meine [Nachname einsetzen] Comunity :-)
Sei doch dabei! Aufnahme Bedinnung ist heiße [Nachname einsetzen] ;-) nur [Nachname einsetzen] hat Zutritt :-)“

Nein, das will ich nicht. Ich will mich genau so wenig mit Leuten vernetzen, die zufällig denselben Nachnamen tragen wie ich, wie ich mich mit Besitzern von Kühlschränken, Liebhabern von Gurkensalat oder Leuten ohne Weisheitszähnen vernetzen möchte. Zumindest nicht ausschließlich aus diesem Grunde.

Anfragen von Kontaktsammlern erfreuen mich ebenfalls wenig. Kontaktanfragen lauten gern so: „Bei 53 gemeinsamen Freunden sollten wir uns auch vernetzen, oder?“ Ich frage daraufhin: „Warum?“ und erhalte als Antwort „Warum nicht?“ Das ist an sich ganz einfach zu beantworten: Ich will nicht, dass mein ganzer Facebook-Stream von Statusmeldung mir unbekannter Menschen zugemüllt wird. Außerdem möchte ich die für meinen Freundeskreis bestimmten Statusmeldungen, Bilder und Links nicht mit mir unbekannten Menschen teilen (ja, ich weiß, man kann die Privatsphäreeinstellungen so vornehmen, dass nicht alle Kontakte alle Informationen erhalten, aber darum geht es hier nicht).

Auch offensichtlicher Kontaktspam ist eine unschöne Sache. Ich lehne es ab, wenn sich Spirituosenhersteller, Ortsverbände fragwürdiger politischer Parteien oder Evangelische Redaktionen als natürliche Personen anmelden, und plötzlich mein Freund werden wollen. Dafür gibt es Gruppen oder Unternehmensseiten. Von Unternehmen muss man neuerdings nicht einmal ein Fan werden, sondern darf sie einfach mögen. Muss es aber nicht.

Um es auf den Punkt zu bringen: Bleibt locker, seid freundlich. Genau wie es man es im richtigen Leben auch von Euch erwarten würde. Dann klappt es auch im Netz. Vielen Dank.