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Ruckelnder Regionalzug im Ruhrgebiet

Ruhrgebietsidylle
Foto: Helder da Rocha (CC by-sa)

Mit dem ruckelnden Regionalzug fahre ich durch das Grau des Ruhrgebiets. Mehrere Heranwachsende verströmen im Hintergrund aus ihren mitgebrachten Transistorradios lautstark rhythmische Rapmusik, zu der sie sich angeregt mit fremdländischer Sprachfärbung unterhalten. Trotz aller angestrengten Versuche erlangen sie nicht die erwartete Aufmerksamkeit der ihnen schräg gegenüber plazierten, wasserstoffblondierten und solariumgebräunten Vorstadtpomeranzen. Die stark vom Bergbau geprägten Orte heißen Dortmund und Rheinhausen. Die Strecke führt vorbei an brachliegenden Industrieruinen vergangener Jahrhunderte und ein paar verbleibenden, ruhig vor sich hinrauchenden, hoch hinausragenden Schornsteinen. Der übrige Raum wird von grau verputzten Mehrfamilienhäusern mit grenzenloser Tristesse verziert. Eine Störung im Stellwerk verzögert die Weiterfahrt. Die Bewohner dieser Region scheinen trotz des umfangreichen verfügbaren Warenangebots in den Regalen der Supermärkte ihre Versorgung mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs noch immer durch die Bewirtschaftung von Schrebergärten sicherzustellen. Der besseren Genießbarkeit der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wegen werden die Parzellen gern direkt neben den Gleisanlagen erbaut. Rainer und Robert haben die Sitzreihe hinter mir für sich reserviert und tragen, wie alle Männer hier, Oberlippenbärte. Sie begrüßen ihren Feierabend mit einem Dosenbier und sprechen dabei mit ihrem rheinischen Akzent rastlos über Sport. Natürlich erzählen sie nicht von Rugby, sondern berichten einander von den Ergebnissen der Kreisliga-Partien ihrer favorisierten Fußballvereine. Nach gefühlter mehrstündiger Wartezeit wird die Reise fortgesetzt und noch bevor der Schaffner die Fahrkarten kontrolliert, endet sie mit nur geringfügiger Verspätung am Rande des Ruhrgebiets in Krefeld.

12 Antworten auf „Ruckelnder Regionalzug im Ruhrgebiet“

Kann es sein, dass Dein Regionalzug auch eine Zeitmaschine war? So grau ist das Ruhrgebiet nun wirklich nicht mehr. Bin zwar nicht alt genug, um mich wirklich an die rauchenden Schlote zu erinnern, aber so, wie es in den Fünfziger Jahren dort ausgesehen hat, ist es heute wirklich nicht mehr. Ist schon eine sehr grüne Gegend geworden.

Entdecke direkt mindestens zwei Unstimmigkeiten zum Meckern: Ruhrgebietsmenschen sprechen keinen rheinischen Akzent. Und „Transistorradios“ – ist das ein altertümlicher Ausdruck für die vom Halsband baumelden Nokias?

Also die RE-Strecke zwischen Dortmund und Oberhausen ist schon ganz schön schangelich… Generell herrscht im Revier ohnehin ein latenter Nord-Süd-Konflikt: Im Norden die verfallenen Industrieregionen, im Süden das wirklich schöne Ruhrtal.

Ich persönlich empfehle ja das Juicybeats Festival im Dortmunder Westfalenpark als Anlass für eine kleine Ruhr-exkursion…

„Schangelig“ ist etwas (oft Kneipen), die so ein bisschen angegammelt aussehen, wo es aber eigentlich sehr nett ist und es sich entspannt ohne Krawattenzwang aufhalten lässt. Zumindest ist das bei uns die Erklärung, das mag aber regional verschieden sein.

Ansonsten muss ich sagen, dass ich in dem Post mein Ruhrgebiet so gar nicht wieder erkenne…

@Kirsten: Der Beitrag beschreibt persönliche Eindrücke des Autors, der natürlich unfrei von Vorbehalten ist. Der eingeborene Ruhrpottbewohner verfügt wahrscheinlich über freundlichere Bilder seiner Heimatregion.

Also ich bin ja eine Ruhrgebietsexpertin und sage nun erstmal zur Sprache etwas. Also das Rheinland beginnt in Oberhausen und Duisburg gehört auch dazu. Hier wird in der Regel Hochdeutsch gesprochen mit leicht rheinischem Einschlag.
Ansonsten empfehle ich auch das Jucy Beat Festival im August in Dortmund.
… und Transistorradios habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Wo warst du? Im Heimatmuseum, hi hi…

Gruß aus Duisburg A.

Rheinländer. Rheinländer, sind das die, die überall wo sie nur können ausrufen, dass sie die des biertrinkens mächtig sind und dann nach 3 Stunden feiern umfallen?
Ja, ich glaub das waren die.
Die echten versuchen dann auch noch fremde Damen mit ihrem 3Promille-Charme zu erobern..
Ich erinnere mich dunkel.

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