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Verhinderter Bärendienst: Horst Köhler kommt nicht an sein Ziel – und das ist auch gut so.


Photo: global jet

Der Präsident ist enttäuscht, gar zornig ist er. Er hat sein Ziel nicht erreicht. Nicht dass es an seiner unbegrenzt scheinenden Kompetenz oder gar an dem begrenzten Einfluss seines Amtes läge. Höhere Mächte hielten ihn davon ab, zu tun, was ein Mann in seiner Position tun muss. Also kann er heute keine Wortteppiche über sein Volk ausbreiten und auch keine Hände schütteln. Das einzige, was heute geschüttelt wird, ist das Haupt des Oberhauptes. Denn heute, er ist sich seiner ganz sicher, hätte er bestimmt seine persönliche Ruckrede gehalten, auf die alle schon so lange gewartet haben. Der Jubel seiner nun vergeblich auf ihn wartenden Untertanen und anwesenden Pressevertreter wäre ihm gewiss gewesen, und dem als kühl empfundenen obersten Repräsentanten unseres Staates wären die Herzen zugeflogen.

Dazu sollte es nicht kommen, denn der Präsident kommt nicht von der Stelle. Eigentlich sind es gar keine höheren Mächte, die ihn an der Ausübung seines Amtes hindern, sondern ein banaler Defekt an einer Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Dieser verhindert sein Kommen zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises.

Mit dem Flugzeug zur Verleihung eines Umweltpreises zu fliegen, so dachte sich das widerspenstige Flugzeug, ist genauso absurd, wie mit einem Panzer zur Verleihung eines Friedenspreises zu fahren, und verweigerte kurzerhand den bärendienstlichen Beförderungsbefehl aus Gewissensgründen.

Das Bundespräsidialamt hat mittlerweile die Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen und teilte mit, dass der Präsident künftig verstärkt die Dienste der streikenden Lokführer in Anspruch nehmen werde, um seine Termine zu verpassen – der Umwelt zuliebe.

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Nachsatz: Ich bin natürlich auch für den Austausch der betagten Maschinen der Flugbereitschaft – bevor noch ein Volksvertreter vom Himmel fällt. Schließlich sind auch sie ein bewahrenswerter Teil der Schöpfung.

12 Antworten auf „Verhinderter Bärendienst: Horst Köhler kommt nicht an sein Ziel – und das ist auch gut so.“

Sehr sehr schöner Text. Hatte nach zwei Wochen Funkstille hier auf dem Blog schon etwas Angst, dass Dir die Ideen ausgegangen wären. Übrigens handelt es sich bei den problematischen Flugzeugen um kleine Maschinen vom Typ C-601 Challenger. Auf dem Foto ist dagegen der Airbus A310 „Konrad Adenauer“ zu sehen. Ich persönlich finde ihn aber auch mit seiner Bauch- und Nasenbinde im deutschen Corporate Design um einiges schöner als die schlichten blau-weißen Challenger (die ja zudem sowieso dauernd kaputt gehen).

@Journalist und Optimist: Wenn man keine Themen hat, soll man auch nichts schreiben. Hielten sich alle daran, hätten wir eine bessere Blogosphäre.

Ganz richtig, oben ist ein Airbus abgebildet. Es gab leider keine frei verfügbaren Bilder einer Flugbereitschafts-Challenger. Wenn jemand ein Bild für mich hat, dann füge ich es diesem Beitrag gern hinzu.

Vielleicht gibt es ja bald neue Flugzeuge – dann werde ich auch über eine Karriere im Politikbetrieb nachdenken.

@bosch: Zum Kommentar „Wenn man keine Themen hat, soll man auch nichts schreiben. Hielten sich alle daran, hätten wir eine bessere Blogosphäre.“:

Herr bosch fordert eine bessere Blogosphäre? Muss jetzt ein Ruck durch die Blogosphäre gehen?

@Markus: Ich halte mich ja in meinem Blog, was die Thematik Blogosphäre angeht, eher zurück. Aber ich glaube schon, dass an meiner These etwas dran ist. Das gilt natürlich nicht nur für die Blogosphäre, aber auch dort würde ein Ruck sicher keinen Schaden anrichten.

Wenn man keine Themen hat…hoffentlich sind damit nicht so stark die Kommentarschreiber gemeint.

Hier gibt es drei Fotos der CL-601:
http://www.luftwaffe.de, dann „Waffen u. Technik“ dann „Transportflugzeuge der Luftwaffe“
Ich glaube, dass ist dann auch die Flugbereitschaftslackierung. Wenn nicht: zumindest kerosinsparender sieht sie aus.

oder aber dasselbe per link (ohne Garantie): http://tinyurl.com/2rrdd7

@Grenzquell: Vielen Dank für den Link. Nun können wir endlich die marode Herausforderung bewundern. Ich verzichte darauf das Bild in mein Blog einzubinden, nicht dass mich Herr Jung und seine Mannen noch abmahnen.

Ich habe mir übrigens erlaubt, den Link zu kürzen. Eigentlich sollte dies ein Plugin automatisch erledigen, dies funktioniert jedoch leider nicht.

Na das ist ja mal wirklich ein netter Zufall. Das Flugzeug ist mir sehr sympathisch. Allerdings frage ich mich, warum die Challenger immernoch
genutzt wird, wenn bekannt ist das sie oft defekt sind? Da kann ja sonstwas passieren…

Viele Grüsse

Danny

@Bosch: Wer nichts zu sagen hat, soll schweigen. Stimmt. Hat schon einmal jemand gezählt, wie viele „Ich weiß nicht, was ich heute schreiben soll. Mir fällt nichts ein.“-Beiträge es gibt? Wenn Du arme Bloggerwurst nichts zu sagen hast, dann schweig stille! Wahnsinn…

Klasse Bericht!

Ich bin auch der Ansicht, das man nichts schreiben sollte, wenn man keine Idee, Thema und/oder keine Inspiration hat. Wenn ich mir was rausquäle, dann bin ich damit nicht zufrieden – genauso wenig wie mit irgendwelchen Spam-Beitragen auf anderen Blogs.

Ich weiss nicht, immer diese Forderung nach einer Ruck-Rede… Eine Ruck-Rede kann meiner Meinung nach nur der sinnvoll machen, der dann auch die Macht hat, das Gesagte umzusetzen. Eine Ruck-Rede von unserem Bundespräsidenten kann vielleicht ein paar Leute inspirieren, aber viel mehr auch nicht.

Köhler arbeitet da halt ein wenig anders, er ist etwas subtiler, bringt Themen wieder ins Gespräch, die im Tagesgeschäft schon untergegangen waren, und setzt auch mal seine (sehr begrenzte) Macht ein, um Dinge gerade zu rücken.

Unabhängig davon, ob man mit Köhler nun auf einer Linie liegt oder nicht, so ein Staatsmann hat nunmal viele Termine und ein Flieger (sofern er fliegt) ist deutlich schneller als die Bahn (auch wenn sie nicht streikt). Daraus einen „Bärendienst“ in Bezug auf einen Umweltpreis abzuleiten finde ich etwas daneben.

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