Freitagnachmittag, die HafenCity ist so gut wie leer. Nicht einmal die obligatorischen Touristenmassen schieben sich heute an den Stahl- und Glaskonstruktionen dieses künstlichen Stadtteils, der wirkt wie sein eigenes Modell im Maßstab 1:1, entlang. Drei nicht zu übersehende Flaggen kündigen eine Ausstellung in einem noch nicht bezogenen Bürogebäude an. Während sich im Gängeviertel, das sich nur wenige hundert Luftlinienmeter entfernt befindet, die Künstler ihren Raum gesucht haben, wird er hier vom Immobilieninvestor bereitgestellt. Doch niemand scheint sich — im Gegensatz zum besetzten Gängeviertel — dafür zu interessieren; wir sind die einzigen Besucher.
„Let’s go home“ lautet der Titel der Gruppenausstellung, die noch bis zum 6. Dezember zu sehen sein wird: Ein von Neonröhren beleuchteter Kahn, ein paar Koffer voller Puppen, Fotografien privilegierter russischer Kinder, ein „Seifenprojekt“, ein Haufen überdimensionierter Streichhölzer, eine matte Discokugel. Das alles und einiges mehr auf einer Fläche von über 800 qm, kuratiert von Charlotte Friling. Bei einer ersten Sichtung der Werksammlung erscheint die thematische Klammer „Zuhause“ keinesfalls offensichtlich; nach einem Blick in den Katalog und ein paar erläuternden Worten ist man etwas klüger.
Ein Besuch schadet nicht, der Eintritt ist kostenlos — und in der HafenCity gibt es ansonsten ohnehin nicht viel Sehenswertes. Dass ausgerechnet an diesem tristen Ort eine Ausstellung mit dem Titel „Let’s go home“ zu sehen ist, erscheint da nur konsequent.
6 Antworten auf „Let’s go home“
„Dass ausgerechnet an diesem tristen Ort eine Ausstellung mit dem Titel “Let’s go home” zu sehen ist, erscheint da nur konsequent.“… ja… mit hafencity definiert sich auf postmodern-tragische weise der begriff „trist“ in der tat noch mal ganz neu…
Ist ja heiß. Nett surreal. Wo denn da?
@Markus Merz: Dieses rote Gebäude Am Sandtorkai/Ecke Großer Grasbrook. Du kannst es gar nicht verfehlen.
Ah, danke, mal sehen, ob ich da mal vorbei kommen.
Ist auch an mir vorbeigegangen. Sieht ganz danach aus, dass ein Besuch sich lohne.
Ist übrigens auch an mir vorbei gegangen, dass HafenCity ein tritster Ort ist …
Im Namen der Veranstalter möchte ich mich sehr für diesen Artikel bedanken. Für nähere Informationen bzgl. Künstlern und Location steht mittlerweile auch eine Homepage zur Verfügung:
http://www.letsgohome09.de
Die Ausstellung wird aufgrund der positiven Resonanz bis zum 17. Januar verlängert!!!
Viele Grüsse
Carlo von Wedekind (Beauftragter der DWI, vgl. Homepage)