Jetzt geht wieder alles von vorne los

Kirschen blühen in zartem Rosa und der Himmel erstrahlt in seinem schönsten Blau. Manche spüren jetzt eine Art von Aufbruchstimmung, einige haben sogar Frühlingsgefühle. Aber wir wissen zu gut, dass Dinge, die leicht beginnen, dazu neigen, irgendwann kompliziert zu werden. Selten ist irgendetwas im Laufe der Zeit einfacher geworden. Und ehe man sich versieht, steht der Herbst schon wieder vor der Tür.

Jetzt geht wieder alles von vorne los.

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TocotronicJetzt geht wieder alles von vorne los

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Dies ist ein Beitrag aus meiner Serie “Der Soundtrack meines Lebens”.

Valentinstag 2011

Ab März 2011 zurück: Kleine Eiszeit, Berlin-Prenzlauer Berg

Nach der verlorenen Zeit
Ist es jetzt vielleicht zu spät.
Man verpaßt ja doch nichts,
wenn man nicht früh aufsteht.

Jetzt geht wieder alles von vorne los.

(Tocotronic)

Plötzlich wacht man auf und es ist schon wieder Valentinstag. Man kann nicht jedes Jahr einen Wurstbrief erhalten, denke ich, und hinterlasse im Twitteraturkritikblog ein paar flüchtige Zeilen über Fesselspiele und Kopflosigkeiten.

Das Internet gibt nicht viel her heute: Das Stimmungsbild in diesem Twitter schwankt zwischen Zynismus und Resignation, die Blogs schweigen sich aus (lediglich auf fnart.org finden sich ein paar ganz okaye Gedanken über den Zusammenhang von Sex und Liebe) und Flickr preist Herzchen auf Lebensmitteln an.

Und nun: zur Maus.

Analog ist besser


In einer Gesellschaft,
in der man bunte Uhren trägt,
in einer Gesellschaft wie dieser
bin ich nur im Weg.

Aber Digital ist besser,
Digital ist besser,
Digital ist besser,
für mich.

(Tocotronic)

Vor zwanzig Jahren unter einem Hochbett gesessen: Wir hörten die Beatles, das weiße Album – von Schallplatte. Ich besaß damals bereits einen CD-Player und hielt ihn für überlegen: digitale Technik, perfekte Reproduzierbarkeit, keine Abnutzungserscheinungen.

Ein Irrglaube, denn während sich die ersten Silberlinge vielleicht bald ganz von allein in Luft auflösen, wird Vinyl von Bestand sein.

Manchmal sehne ich mich danach, einen Tonarm behutsam aufzusetzen, eine Platte umzudrehen, nach dem Knistern, der Wärme des Tons und in einer großformatigen Plattenhülle zu blättern. Alles Nostalgie oder Psychoakustik? Mag sein. Aber möglicherweise gibt es Zwischentöne, die sich in Nullen und Einsen nicht ausdrücken lassen.

Wie hab ich das gemacht?

Westerland, Sylt; August 2010

Ich hab 23 Jahre mit mir verbracht.
Und in 23 Jahren hab ich nie über mich gelacht.
Manchmal frag ich mich, wie hab ich das gemacht.

 

(Tocotronic)

Ja, ja, drei, vier Tage lässt es sich sicher gut mit mir aushalten. Aber fragen Sie mich mal: ich muss das nun schon über vierunddreißig Jahre.