Heute ist Dienstag. Dienstage sind ganz okay, jedenfalls besser als Montage. Montage taugen nicht viel. Beenden sie doch stets viel zu kurze Wochenenden und führen einen zurück in die unvermeidliche Konfrontation mit den Unzulänglichkeiten des Alltags. Aber weder das zu früh und zu lautstark ertönende Klingelgeräusch des Weckers noch überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, in denen transpirierende Menschen dicht an dicht gedrängt befördert werden, oder gar die Absurditäten des Arbeitslebens sind das Schlimmste am Beginn der Woche. Das Schlimmste an Montagen ist, dass mein Stammcafé seinen wöchentlichen Ruhetag einlegt.
Café du passage, montags leider geschlossen
Ausgerechnet am Montag, der sich bekanntlich viel angenehmer als verlängertes Wochenende genießen ließe, ist das geschätzte Café du passage geschlossen. Nicht dass ich den Besitzern sowie dem freundlichen Personal einen wohlverdienten Ruhetag nicht gönnte, haben sie ihn sich doch durch den engagierte Betrieb der charmanten Großstadtoase redlich verdient. Es ist vielmehr so, dass mir der Entzug nicht bekommt.
Für andere mag der Montag der Spiegel-Tag sein, an dem sie sich an dem regelmäßigen Erscheinen eines Nachrichtenmagazins erfreuen. Für mich ist der Montag einfach nur ein freudloser Tag, an dem es keinen Cappuccino, keinen köstlichen Marabou-Mandelkuchen, keinen großartigen gedeckten Apfelkuchen und keine leckere hausgemachte Tomaten-Schafskäse-Quiche gibt. Normalerweise kann man im Café das gute Frühstück in den rauchbefreiten Räumlichkeiten genießen oder an sonnigen Tagen auf einem der begehrten Plätze im Freien sitzen und die zahlreich vorbeiziehenden Passanten beobachten, während man entspannt seinen Kaffee schlürft und dabei in einer der vielen bereitliegenden Tageszeitungen oder Magazine blättert. Andere Stammgäste bevorzugen Tee, denn sie wissen natürlich um die riesige Auswahl an Teesorten, welche hier auch lose für den Hausgebrauch zu erwerben sind; schließlich ist eine der Wurzeln des Cafés eine kleine Teehandlung. Nur am Montag muss auf all dies verzichtet werden. Ohne Cafébetrieb wird die Passage zwischen U-Bahn-Station und Wohnviertel zu einem beliebigen Großstadtweg, gesäumt von der Tristesse eines Asia-Imbisses, einer türkischen Fahrschule und einer Änderungsschneiderei. Nichts lädt hier zum Verweilen ein, wenn das schönste Café im Viertel geschlossen ist.
Leerstand gegenüber
Direkt gegenüber allerdings steht seit kurzer Zeit ein kleines Ladengeschäft leer. Könnte es nicht jemand anmieten und daraus ein Montagscafé machen? Ein Café, das nur montags geöffnet hat, um den asylsuchenden Kaffeetrinkern, die sicher auch an Montagen ein Heißgetränk zu schätzen wissen, eine Heimat zu geben; schließlich bleibt man gern in seinem Stadtteil. Um die Rentabilität des Montagscafés zu erhöhen, könnten sich die Betreiber mit dem Café du passage die Zeitungsabonnements teilen. Die Montagsausgaben landen sonst sicher nur ungelesen im Altpapier.
Zum Glück ist heute wieder Dienstag.
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Nachtrag März 2009: Mittlerweile ist das Café du passage auch montags geöffnet.
25 Antworten auf „Montagscafé“
Oh ja, wie wahr!
Ich fände es schon gut, wenn ich mehr Zeit hätte, meine Tage im Café zu verbringen. Dafür müßte das Café du Passage allerdings auch länger geöffnet haben als nur bis 9.
Wie wäre es, wenn Du das leere Ladencafé übernimmst? Dann müßtest Du natürlich gleich mit genügend Angestellten anfangen, damit Du selbst dort am Montag entspannt Deinen Kaffee trinken kannst. Und ich komm mit.
Ich finde Montage auch wunderbar als Ausgehtage geeignet. Es ist nirgendwo überfüllt, es ist ruhiger und ich kann mir gut vorstellen, wie es wäre, an einem Montag in einem Cafe dieser Art in Ruhe einen Cafe zu schlürfen. Wäre ich Cafe-Besitzer, ich würde den Mittwoch als freien Tag einführen. Aber das sage ich als Arbeitnehmer mit einer Fünftagewoche, wo ich es herrlich finden würde, wenn der Mittwoch frei wäre. Montag zum Eingewöhnen, Dienstag zum Vorbereiten auf den freien Mittwoch, Donnerstag wieder zum Eingewöhnen und Freitag wieder zum Vorbereiten auf das Wochenende.
Zum besseren Ertragen des montaglichen Ruhetags kann ich leider nichts noch beitragen. :-( Tja, …sorry
Aber ich werde eines Tages dieses und vielleicht das neulich vorgestellte Schanzencafé besuchen und mit meinem Verzehr zu deren Umsatz und damit auch langfristigem Bestand beitragen.
Ein Trost fällt mir (vielleicht) doch ein. Es wird ja von einigen Leuten so eine „Ein Glück es ist schon Mittwoch…“-Rhetorik am Arbeitsplatz gepflegt. Da kannst du dann gegenhalten mit „Ein Glück, es ist Dienstag, das Café macht wieder auf, da sind mir die folgenden Arbeitstage doch um so angenehmer…“
Hab auch gerade wieder deine Qype-Rezension nachgelesen (hatte da so was in Erinnerung, dass du dort auch schon mal drüber geschrieben hattest).
Deine Worte hier und dort machen Lust darauf, den Laden kennen zu lernen.
(Und erst beim Schreiben dieser Zeilen hab ich bemerkt, dass du die Qype-Rezension ja schon pfiffigerweise oben im Artikel verlinkt hast…)
Ich komme heimlich Montags zu dir rüber und guck mir das in Ruhe mal an… dein Elend.
wenn ich es lese, dann will ich auch nach hamburg.
So langsam werde ich neugierig auf Hamburg.;-)
Bisher bin ich nur schnell mal hingehuscht ,um das Nötigste an Klamotten zu erwerben.
Aber…ehrlich gesagt : Marabou-Mandelkuchen …das hört sich SENSATIONELL an….
@lady-kinkling: Wenn ich Dich als Kuchenbäckerin anstellen könnte, wäre das in der Tat eine Überlegung wert.
@Stefan: Ja, mittwochs zu schließen fänd ich auch viel besser. Vielleicht sollte ich das mal den Cafébetreibern vorschlagen?
@Grenzquell: Da ist etwas dran – nur am Montag leide ich dann gemeinsam mit allen anderen.
@Markus: Ich habe schon überlegt, ob es überhaupt in meinem Sinne sein kann, das Café in aller Öffentlichkeit so sehr zu loben. Verdient hat es das natürlich, aber die Zahl der Sitzplätze ist sehr begrenzt. Du wärst selbstverständlich ein gerngesehener Mitgast. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja dann?
@Cem: Hätte ja nicht gedacht, dass Du kommen willst, um mein Elend zu betrachten. Komm doch lieber dienstags, dann könnten wir einen Kaffee zusammen trinken. Falls Du Dich aus Eppendorf heraus traust.
@Fachfrau: Wer will das nicht?
@Daniela: Oh ja, der Marabou-Mandelkuchen ist schon eine Reise nach Hamburg wert. Und der phantastische Apple Crumble erst. Ein Gedicht …
Aber ich will doch auch lieber entspannen. Dann muß ich sonntags vorbacken.
Den Apple Crumble werde ich eh nicht toppen können.
Nicht umsonst gibts den Song „Manic Monday“ ;-)
@bosch: Ich melde mich, wenn ich’s mal ausprobier. Vielleicht klappt’s ja mit ’nem Treff. Mich interessiert auch brennend der „Änderungs Dienst“ (mit der vielsagenden Leerstelle) nebendran, der sich im Schaufenster des leer (!) stehenden Ladens gegenüber spiegelt. ;-)
Also ich finde ja Dienstage schlimmer als Montage.
Und Mittwoche sind noch schlimmer.
Donnerstag neutral.
Freitag. Freitag ist gut.
Samstag sowieso.
Und Sonntag neu entdeckt.
Heut ist wieder Montag :-(
Ja, heute ist wieder Mal Montag, aber Montage sind fiese Säcke, denn Montage sind meine Sonntage.
[…] Montage können angenehm sein. Ausschlafen, wenn alle Anderen schubbern gehen, in mein geöffnetes Montagscafè gehen und den Tag in Ruhe beginnen und überlegen, wie er in Ruhe fortgesetzt werden kann. […]
Hui Hui Hui, wer hätte gedacht, dass doch so einiges Lesenswertes über unser Café geschrieben wird. Es ist „leider“ am Montag zu, weil wir immer völlig fertig vom Sonntag sind. Hätten wir stattdessen Monokultur, soll heißen Tiefkühler auf und Coppenrath und Wiese Torten raus, wäre das alles kein Thema. Da wir aber bis auf die Brötchen alles selbst herstellen, nutzen wir den Montag in der Tat zum Erholen. Wenn es Euch tröstet, auch wir finden kein Café, wo es recht nett ist und man den Montag gut ertragen kann. Das Knuth am Mercado ist nett, auch das Zeitraum in Eimsbüttel.
Zurück zum CdP: Wir dachten auch schon an längere Öffnungszeiten mit netter KLEINER Abendkarte – Tapas & Co. – und evt. netten Getränken, aber auch das bedeutet wieder länger arbeiten … ist alles nicht so einfach. Ideen sind willkommen – die Umsetzung wahrscheinlich nicht machbar ;o) … wir bitten um Verständnis!
Grüße aus Winterhude
Eric (einer, der drei Betreiber)
@Sir Ericus: Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich bin natürlich der Letzte, der Coppenrath-und-Wiese-Torten will (ich mag Euren selbstgebackenen Kuchen!) und gönne Euch natürlich den wohlverdienten Ruhetag. Muss ja auch mal irgendwann sein – und vielleicht wollt Ihr ja auch mal in ein Café gehen?
Knuth und Zeitraum sind mir natürlich wohlbekannt, aber für einen Winterhuder Jung eben doch keine richtige Alternative zum CdP. Ich empfehle darüber hinaus übrigens auch das Café unter den Linden und nachmittags auch den Saal II; beide in der Schanze (also vom Lattenkamp sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar).
Mein Vorschlag für das CdP: Macht einfach weiter wie bisher und alles ist gut. Bis später …
[…] mangelnden Service kann ich mich indes im großartigen Hamburger Café du passage nicht beklagen. Lediglich darüber, dass es montags geschlossen ist. Zum Glück gibt es für den […]
[…] beschauliches Wohnviertel haben sie bereits erreicht, stelle ich fest, während ich in meinem Stammcafé im Cappuccino herumrühre. Kahlköpfige Mönche posieren bereitwillig lächelnd zum […]
[…] saß ich bei Cappuccino und Apfelkuchen in meinem Lieblingscafé und plötzlich wurde mir eines der Probleme unserer Zeit bewusst. Es wurde mir weniger vor […]
[…] Tisch, auf dem Zettel mit Veranstaltungshinweisen und dergleichen ausliegen. So auch in meinem Lieblingscafé. Vor einigen Monaten entnahm ich an eben dieser Stelle ein Pappkärtchen, das ich seitdem stets […]
[…] ich wohl für ein Treffen vorschlagen werde und spielte mit dem Gedanken, das Café du Passage, das Herr Bosch doch immer in den höchsten Tönen lobt, dafür vorzusehen. Da kannte ich allerdings noch nicht den […]
[…] Nachmittag hab mich mit Herrn Bosch in seinem Stamm-Café, dem Café du Passage in Winterhude getroffen (richtig, dass tolle Café, wo ich […]
[…] Welle nicht durchgesetzt, aber schon bald werden wir nie wieder in einer fremden Stadt auf das vertraute Café mit dem hervorragenden Cappuccino, den leckeren hausgemachten Tartes, Kuchen und Quiches, der […]
[…] beruhigt – und gerührt ob der Tatsache dass Frederique und Erik, die Betreiber meines Lieblingscafés, sogar in ihrem Urlaub an mich denken und mir aus Lissabon dieses T-Shirt mitgebracht haben […]