Tag des offenen Denkmals. Treffpunkt: ein großer Platz hinter dem Hauptbahnhof. Niemand ist da. Ein Freund und Helfer schickt uns in die eine Richtung, um den ganzen Bahnhof herum; es war die falsche. Der zweite Polizist weiß von nichts, wir laufen den Platz mehrfach auf und ab. Noch immer niemand da, dann die Antwort: ein Hilfssheriff verrät uns den Weg zum Bunkereingang. Wir kommen zu spät, die Führung ist bereits im Gange, wir sollen eine halbe Stunde später wiederkommen, vertreiben uns die Zeit bei einem Kaffee in St. Georg, dann Rückkehr zum Bunker, die Führung ist belegt, wir sollen eine Dreiviertelstunde wiederkommen, wir lungern am Bahnhof herum, wir kehren zurück und werden endlich in den Untergrund gelassen.Wenige Meter unter der Erde, hinter 2,50 Meter dicken Betonwänden eine Parallelwelt: 1940 errichtet für 1.000 Menschen zur Unterbringung bei Bombenangriffen, nach dem Krieg genutzt als Notunterkunft. Umbaupläne für ein Kino scheiterten an den Kosten. 1965 im Kalten Krieg erweitert: 1.447 Menschen sollten zum Schutz gegen atomare, biologische und chemische Kampfstoffe bis zu 14 Tage im Bunker untergebracht werden – 16 Stunden täglich auf einem unbequemen Holzstuhl sitzend, 8 Stunden auf einer kurzen, harten Liege; Ausnahmezustand. 1978 beheimatete der Bunker Zugreisende, die ihre Fahrt wegen der Schneekatastrophe nicht fortsetzen konnten, und während der ersten Wendetage 1989 übernachteten hier Besucher aus der DDR, die in die Hansestadt strömten. Zuletzt bereitgehalten für die Auswirkungen des Millennium-Bugs, doch nichts ist passiert am 31.12.1999, genauso wenig wie heute um 11 Uhr am Hachmannplatz über der Erde, zur verabredeten Zeit, außer, dass um 0 Uhr planmäßig der Kalender umsprang auf den 1.1.2000.
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8 Antworten auf „Tiefbunker Hachmannplatz“
Ich war auch kürzlich bei einer Bunkerführung in Berlin dabei (Nähe Gesundbrunnen). Faszinierend, was hier und dort so unter der Erde bereit gehalten wurde, und lächerlich zugleich, wie wenig Plätze da im Verhältnis zur in den Katastrophenszenarien betroffenen Bevölkerung bereit gehalten wurden und werden.
mir war es bis heute unbekannt, das es so etwas dort gibt. Schade, haette ich auch gerne gesehen.
[…] Bosch hat wunderbare Bilder im Tiefbunker Hachmannplatz in Hamburg geschossen. Wirklich beeindruckend, beängstigend, bedrückend. […]
Eindrucksvolle Photos und ein interessanter Artikel! Ohne daß ich es erklären kann, berühren mich am meisten und unangenehmsten die Aufschriften „Bunkerwart“ und „Finger weg – Quetschgefahr“.
So sieht das also aus! Ich habe es ja geahnt, den vor dem Hauptbahnhof stehen so komische „Luftholtürmchen“, und da kann ein Bunker nicht weit sein.
Vielleicht schaffe ich es noch in den alten DDR-Führungsbunker, bevor der für alle
Zeit zugeschüttet wird.
@Markus: In dem Gesundbrunnen-Bunker in Berlin war ich in letzter Zeit auch. Am krassesten fand ich die Schleuse, die nach 3000 Leuten zumacht. Das ist pragmatisch bis zum „geht nicht mehr“ im wahrsten Sinne.
Habe bis heute nichts davon gehört. Den Tiefbunker würde ich auch gerne mal sehen.
Ist bestimmt interessant.
Grüße
John
[Admin: werblicher Link entfernt]
Sehr interessante Einblicke in die Unterwelt Hamburgs…
Da wohne ich nun seit Jahrzehnten in den Randbereichen von HH, arbeite sogar direkt dort und wußte nichts davon, dass es Bunkerbegehungen gibt.
Ich habe es mal im Hinterkopf gespeichert und werde es bei der Planung der nächsten Fototour mit einbeziehen.
Moin!
Der Verein „Hamburger Unterwelten e.V.“ bietet übrigens regelmäßig Führungen im Tiefbunker Steintorwall auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs an (der Bunker ist noch weitaus größer als der unterm Hachmannplatz). Darüber hinaus gibts da auch weitere „Unterwelten-Führungen“.
Übrigens sehr, sehr schöne Fotos – besonders, wenn man bedenkt, dass Du ja letztlich nur wenig Zeit hattest. Glückwunsch und Respekt!
Mike