Wir schreiben das Jahr 2009, eigentlich ist zum Thema Warteschlangen alles gesagt. Nicht trotz, sondern wegen der Privatisierung geht in Deutschen Postfilialen nach wie vor alles gemächlich seinen Gang. Seelenruhig wird gearbeitet, hin und wieder sogar noch gestempelt. Fast könnte man meinen, alle wollen ihre Weihnachtsgeschenke wieder an den Absender zurückschicken, so groß ist der postfeiertägliche Andrang.
Ich beginne das Geschäftsjahr mit der Erkenntnis, dass es weitaus angenehmer ist, ein Einschreiben zu versenden, als eines zu erhalten. Letzteres nicht nur mit Blick darauf, dass man beim Aufgeben dieser Art von Briefsendung frisch gebadet, vollständig bekleidet und halbwegs ausgeschlafen vor dem Schalterbeamten steht, während mich der für meinen Zustellbezirk zuständige Postbote mittlerweile besser als jeder andere Mensch ungeduscht und im Bademantel kennt. Es ist – unabhängig von Kleidung und Körperpflegestatus – trotz der end- und würdelos erscheinenden Warterei in Postfilialen ganz einfach erhabener, ein Einschreiben zu verschicken, als den Empfang eines solchen zu quittieren.
Mein nächster Gang führt mich in die Innenstadtfiliale eines großen Elektromarktes. Es ist ein beruhigendes Gefühl, zu sehen, dass in Zeiten der Krise, gar des drohenden vollständigen weltwirtschaftlichen Zusammenbruchs eingekauft wird, als gäbe es kein Morgen. Sogar zusätzliche Arbeitskräfte wurden eingestellt: um die Kundenmassen zu bewältigen packen junge, hochmotivierte Mitarbeiter die soeben gekauften Waren behende in Plastiktüten und verabschieden die Käufer freundlich. Für diese Tätigkeit hat die Geschäftsleitung eine neue Abteilung gegründet: „Service“ steht auf den Uniformen der neuen Leistungsträger, das ist neu, nicht nur die Aufschrift. Die alten Mitarbeiter hatten lediglich Schilder, auf denen „Nicht meine Abteilung“ geschrieben stand.
Bei so viel Kreativität bei der Schaffung neuer Arbeitsverhältnisse ist mir nicht bange um unser Land. Und wenn mein Einschreiben erst seinen Zweck erfüllt hat, kann ich auch wieder den Service in Anspruch nehmen, um die neu geschaffenen Positionen nachhaltig zu sichern.
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Hier gibt es weitere Warteschlangengeschichten.
4 Antworten auf „Warteschlangengeschichten Teil 10: Post und Saturn“
Oh, welche transatlantische Gedankenübertragung. Hatte mich zu diesem Thema auch grad hier ausgelassen: http://aquiiinla.wordpress.com.....samkeiten/ . Denke das es für Kunden besser gewesen wäre, lieber ein paar zusätzliche Kassierer/innen einzustellen. Aber die Post ist hier in diesem teil der Welt um Klassen besser: http://aquiiinla.wordpress.com.....eich-post/ , ob das wohl an der blauen Farbe liegt?
Alles sehr hoffnungsvoll! Nur leider funktionieren heute in ganz Deutschland die Post- und DB-Automaten nicht, und auch an den Schaltern kann man kein Bargeld bekommen, wobei niemand weiß warum und niemand Schildchen an die funktionsunlustigen Automaten macht, so daß man an drei Automaten ansteht, dann an der kilometerlangen Schlange zum Schalter, um dort zu erfahren, daß man besser etwas anderes getan hätte.
Hansemann hasst Warteschlangen,
mag auch nicht so lange irgendwo
anstehen !
Meine Post ist ziemlich schnell. Langsame Postbeamte gucke ich mir dann immer bei Tom Touché / Thomas Körner an.