Espressomaschine

Auf der Espressomaschine traf sie seinen Mund,
einen kurzen Mund mit Zähnen aus Chrom.
Der Atem beschlug ihre Augen,
und sie rauchten sich Worte ins Ohr.

(Franz Josef Degenhardt)

Wer sich mit Hingabe dem heißen Bohnengetränk widmet, erwirbt eine Siebträgermaschine. Die mit dieser Hardware erzielten exzellenten Espressoergebnisse schmecken gewöhnlich für sich. Allerdings gestaltet sich die Wartung etwas aufwändiger. Wer es sich indes einfacher machen möchte, bedient sich eines Kaffeevollautomaten. Hersteller versprechen Genuss und Simplizität in der Handhabung: Auf Knopfdruck gibt es angeblich Espresso, Milchschaum, Gerätereinigung. Fertig. (An dieser Stelle braucht nicht betont zu werden, dass es sich auch bei der Funktion „Aroma Boost“ um eine Erfindung des Produktmarketings handelt.)

Der Apparat in dem Büro ist ein Biest! – Halb Kaffeemaschine, halb Tamagotchi. Auf Knopfdruck geht hier gar nichts. Ständig will er Zufuhr von Wasser, Bohnen, Entkalkungschemie oder Abfuhr von Kaffeesatz oder Restwasser. Meistens will die Maschine Zuneigung und symbolisiert dies mittels Display, auf dem immerzu „Error“ oder „Pflege“ steht, niemals aber „Bereit“. Irgendwas ist immer.

Kein Kaffee

Erst wenn die letzte Röstung verbrannt, die letzte Bohne gemahlen, der letzte Siebträger verstopft ist, werdet ihr sehen, dass man Tee nicht trinken kann.

Kein Kaffee im Hause, aber immerhin ein schönes Sofortbild geschenkt bekommen.

Kaffeemaschine

Ei! wie schmeckt der Coffee süße,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!

(Johann Sebastian Bach, BWV 211, „Kaffeekantante“)

Schluss mit den Befindlichkeitsquatsch, an dem man sowieso nichts ändern kann. Wenden wir uns wieder den irdischeren Dingen zu: Zum Beispiel Kaffeemaschinen. Neuerdings besitze ich so eine. Normalerweise laufen einem höchstens verfressene Kater oder Hunde mit Tollwut zu.

Mir ist quasi eine Kaffeemaschine zugelaufen – eine von diesen neumodischen Dingern für sogenannte Pads, die aussehen wie Teebeutel ohne Band. Praktischerweise befanden sich in dem Versandkarton gleich eine Menge verschiedener Sorten zum Ausprobieren. Ich selbst wäre damit vermutlich zwei Jahre über die Runden gekommen. Da mir die Kaffeemaschine ins Büro gesandt wurde, hielt der Vorrat naturgemäß nicht allzu lange. Selbst ganz schlimme Sorten wie Cappuccino mit Karamel oder Latte, bei denen sich selbstverständlich alle Zutaten in einem Pad befinden, fanden reißenden Absatz.

Jetzt allerdings ist mein Padvorrat erschöpft, aber die Maschine steht noch immer da. Sie wirkt ein wenig traurig im Schatten des großen Espresso-Vollautomaten. Aber dieser Eindruck scheint zu täuschen. Manchmal, wenn ich an der großen Maschine nebenan stehe, zeigt mir ein leuchtendes Kontrollämpchen an der Senseo, dass es noch jemanden geben muss, der sie betreibt. Möglicherweise verbringt ein Kollege seine kurzen Feierabende damit, Bohnenkaffee in Filtertüten einzunähen, um diesen dann tagsüber während der Arbeit, wenn ihm niemand zuschaut, heimlich zu senseoisieren. Vielleicht ist es aber auch ganz anders.

(Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dieser Beitrag diente lediglich der Erdung.)

Wohne Orte #13