Wie ein jeder lebe auch ich in einer Gegend. In dieser Gegend gibt es zahlreiche kleine Geschäfte. In der letzten Zeit aber schließen immer mehr von ihnen. Auch wenn ich in vielen Geschäften in meiner Gegend noch nie etwas erworben habe, weil sie Wandfarben, recyclete Druckerpatronen, Strickjacken für alte Männer, Duftkerzen oder andere Dinge, die ich nicht brauche, verkaufen, betrübt es mich immer sehr, wenn einer dieser Läden auf einem großen Schild seine Betriebsaufgabe aus wirtschaftlichen Gründen bekanntgibt, und mir für meine jahrelange Kundentreue dankt, die ich ihm nie erwiesen habe.
Direkt um die Ecke befand sich bis vor kurzem ein kleiner Blumenladen. Dieser Blumenladen verkaufte mittelmäßig schöne Blumen zu einem mittelmäßig günstigen Preis. Direkt gegenüber befindet sich ein Discounter. Auch hier gibt es Floristik von eher durchschnittlicher Beschaffenheit – allerings zu einem sehr günstigen Preis. Es kam, wie es kommen musste: Vor wenigen Wochen hat die Betreiberin das Geschäft eingestellt (genau wie es die Inhaberin des weiteren Blumenladens fünfzig Meter weiter vor einiger Zeit bereits getan hat).
In der letzten Woche wurden die Räumlichkeiten gegenüber dem Discounter wieder bezogen. Ich habe Respekt vor jemandem, der in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein Geschäft eröffnet. Es handelt sich allerdings wieder um einen Blumenladen, der mittelmäßige Ware zu mittelmäßigen Preisen verkauft. Das Geschäft scheint nicht besonders gut zu laufen: der Laden ist nur sehr spärlich mit frischer Ware bestückt und die Verkäuferin blickt jedem vorübergehenden Passanten traurig hinterher. Mittlerweile versuche ich, rechtzeitig die Straßenseite zu wechseln, um nicht an diesem Blumenladen vorbeizukommen. Beim Anblick des nahezu leeren Geschäfts und der traurigen Verkäuferin bekomme ich Depressionen.
Einerseits habe ich Mitleid mit dem Inhaber dieses Geschäfts: er hat Zeit und Geld investiert, um die Räumlichkeiten herzurichten, zahlt eine sicher nicht allzu niedrige Miete, steht womöglich morgens früh auf, um Blumen im Großmarkt einzukaufen, pflegt diese angemessen und sieht dabei zu, wie diese dann irgendwann im Laden verwelken. Das ist bedauerlich. Andererseits lässt es mich am gesunden Menschenverstand zweifeln, wenn ich sehe, dass jemand genau denselben Fehler ein zweites Mal machen muss.
Morgen ist Muttertag, ein Festtag für alle Blumenladenbetreiber. Am 9. Mai 2010 ist wieder Muttertag – dann wird sich aber wohl ein anderes Geschäft in den Räumen bei mir um die Ecke befinden. Ich bin gespannt, ob es wieder ein Laden für Blumen, Wandfarben, Druckerpatronen, Strickjacken oder Duftkerzen wird. Vielleicht findet sich aber zur Abwechslung ein Unternehmer mit einer Idee, die diese Gegend wirklich braucht.
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