Durch Zinsmanipulationen haben britische Banken der Weltwirtschaft einen Schaden von rund 14 Milliarden Euro zugefügt. Was wäre, wenn der Londoner Finanzmarkt eine Singlebörse wäre?
Die maßgeblichen Mitglieder einer Singlebörse melden regelmäßig, wie häufig sie in der vergangenen Woche Geschlechtsverkehr hatten. Aus dem Durchschnitt der genannten Aktivität wird ein Referenzwert gebildet, an dem sich die übrigen Mitglieder der Singlebörse verbindlich halten müssen. Zahlreiche der Befragten erscheinen für andere Menschen eher unterdurchschnittlich sexuell anziehend. Die meisten geben an, zehn Mal pro Woche mit einem Partner sexuell verkehrt zu haben. In Wirklichkeit haben sie jedoch gar nicht gevögelt, sondern sich höchstens gelegentlich selbstbefriedigt. Den Befragten wird uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht, es gibt keine Aufsicht und Regulierung. Ein willkürlich ausgewählter Kreis von Untervögelten, der jedoch gern im Bett aktiver wäre, bestimmt auf diese Weise, dass alle anderen Mitglieder der Singlebörse künftig außergewöhnlich häufig – mit oftmals unvermeidlich unattraktiven Partnern – Sex haben müssen.
Das ist aber ein komisches Prinzip, werden Sie sich vielleicht denken, und dass es so etwas ja gar nicht gäbe. Aber werfen wir einen Blick auf den Londoner Finanzmarkt:
Täglich melden Banken den Zinssatz, zu dem sie sich bei anderen Banken ohne Bereitstellung von Kreditsicherheiten Geld leihen können. Aus dem Durchschnitt bildet sich der Referenzzins Libor (London Interbank Offered Rate), an dem sich weltweit Finanzprodukte orientieren. Zahlreiche Banken geben an, sich sehr günstig am Geldmarkt finanzieren zu können. Nicht wenige stecken jedoch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Da die Höhe des Zinses maßgeblich vom Risiko bestimmt wird, müssen sie in Wirklichkeit mehr bezahlen, als von ihnen bei der Ermittlung des Libor angegeben. Den Befragten wird uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht, es gibt keine Aufsicht und Regulierung. Ein willkürlich zusammengesetzter Kreis von Teils finanzschwachen Banken, der sich günstig Geld leihen möchte, bestimmt auf diese Weise, dass alle Geldanleger außergewöhnlich niedrige Renditen erzielen.
Das ist aber ein komisches Prinzip, werden Sie vielleicht denken, und sich fragen, warum Ihre Dispozinsen seit Jahren dennoch gigantisch hoch sind, und wir alle viel zu wenig Liebe machen. Das kann ich Ihnen naturgemäß auch nicht beantworten – aber morgen erkläre ich Ihnen, was das Higgs Boson ist.