Pauline und Pjotr trafen einander das erste Mal auf dem Platz vor dem Planetarium. Pilze wollten sie ursprünglich sammeln, aber naturgemäß gab es auf dem Platz vor dem Planetarium keine Pilze. Plötzlich fassten sie den Beschluss, gemeinsam eine Pinte aufzusuchen. Auf den Plätzen neben ihnen saßen Männer, die weder besonders alt, noch besonders jung waren. Genau betrachtet, waren sie überhaupt nicht besonders. Die Männer spielten eine Partie Poker während sie gelangweilt an ihrem, schon etwas abgestandenem Pils nippten.
Pauline schwärmte Pjotr vom Paternosterfahren vor: Immer wenn sie traurig sei, so Pauline, deren Augen nun ein Pjotr bis dahin unbekanntes Leuchten preisgaben, fahre sie im ehemaligen Paketamt, gegenüber ihrer kleinen Wohnung, eine große Runde mit dem Paternoster. „Einmal ganz oben herum und einmal unten“, sagte sie, „sonst hilft es nicht.“ Pjotr ist noch nie Paternoster gefahren, obwohl auch er oft traurig ist. „Auf keinen Fall darf man im obersten Stockwerk aussteigen. Man muss immer weiterfahren.“, sagte Pauline. Pjotr nickte verständnisvoll, obwohl er nicht verstand, was Pauline wirklich meinte. Er konnte sie auch gar nicht verstehen, denn er ist schließlich noch nie mit einem Paternoster gefahren. Pjotrs Blick färbte sich plötzlich melancholisch und er trank seinen Pastis in einem Zuge aus. „Komm, Pauline.“, sagte er zu ihr. „Lass uns Pilze sammeln gehen.“
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Weiterführende Links:
- Wikipedia-Artikel zum Thema Paternosteraufzug
- Homepage von Wolfgang Flemming zum Thema Paternoster
16 Antworten auf „Paternoster“
aha. gibt es überhaupt noch paternoster? in dem kreishaus in meiner heimatstadt haben die den aus sicherheitsgründen mit einem normalen fahrstuhl (aka aufzug aka lift) ersetzt….
Phänomenal und phantastisch
(Ich weiß, ich weiß ph)
Potztausend – poetische Prosa, Herr Posch!
Wohl zuviel Pöll gelesen?
Mensch Herr Bosch, die Idee mit dem Paternoster haben Sie doch von mir (letzten Montag schrub ich erst drüber!).
@uli: Dr. Murkes kenne ich noch gar nicht, werde ich aber nachholen. Danke für den Tipp.
@MC Winkel: Herr Winkelsen, Sie sind überhaupt die größte meiner Inspirationsquellen. In meinen Gedanken ist Dir ein via unter jedem meiner Texte gewiss.
Im Rathaus Schöneberg gibt es einen ganz unsäglich langsamen Paternoster (womöglich bereits denkmalgeschützt). Das ist die Hauptstadt – der auf dem Foto macht einen ziemlich rasanten Eindruck!
ICH GLAUBE KEIN WORT! SONST WÄR ICH NÄMLICH SCHON LÄNGST IN DER BLOGROLLE.
Ach so, bin ich ja.
In Ihren Gedanken. :)
@MC Winkel: Sie fehlen bislang in der Blogrolle, da Sie im Prinzip Quellenschutz genießen. Soll ja nicht jeder wissen, dass ich all meine Inspiration quasi ganz dreist aus Ihrem Blog abschöpfe.
pjotr…schön weich schmeckender Name. Ich finde Paternoster immer ganz gruselig. Man muss schnell sein, um mit dabei zu sein. Gruselgrusel
JETZT weiß es eh jeder, Herr Boschensen!
@MC Winkel: Ach was, mein Blog liest doch eh fast niemand.
SCHEISS DRAUF, nun mach mich da trotzdem endlich rein! *lol*
@MC Winkel: Das wollen ja irgendwie alle. Okay, da Du ja bekanntlich für unseriöse Deals zu haben bist, hier mein Angebot: Wir machen ’nen ganz sauberen Blogrollen-Linktausch. Und da Deine Blogrolle so gut versteckt ist, dass sie niemand findet, empfiehlst Du Deinen Millionen von Lesern einfach meine kleine Blogperle aus Hamburg am Ende Deines nächsten Beitrags. Wie wär’s? So könnten Deine Leser neben RTL2 auch ab und zu mal in den Genuss von ARTE und 3sat kommen …
Ja so ein Saque!
Nennt mich RTLII, pffffffffffffft! Also mindestens MTV. Demnach MCTV.
Blogrollen Linktausch geht klar. Aber Verlinkung erst beim nächsten außerordentlich linkable Artikel, okay? Ich behalte das im Auge! :)
@MC Winkel: Ist gebongt. Auf MTV kommt auch nur noch Klingeltonwerbung – das ist nicht wirklich besser als RTLII.