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Editorial

Kolik

Auch dieser Tag ist kein besonders guter und somit fügt er sich nahtlos in mein restliches Leben ein. In einer wichtigen Angelegenheit gescheitert zu sein, ist nicht sonderlich angenehm. Alles was bleibt, passt in eine kleine Plastiktasche. Den Tag rundet ein körperlicher Schmerz ab. Es beginnt meist ganz leicht mit einem Ziehen in der Nierengegend. Ich kenne das schon: Ein Nierenstein geht ab; Männer in meinem Alter haben das schon mal. Beim ersten Mal wundert man sich, dass ein Mensch solche Schmerzen haben kann. Mal dauert es ein paar Stunden, in ungünstigeren Fällen kann man sich ein paar Tage damit vergnügen. Eine Zertrümmerung lohne nicht, sagt der Urologe, es sei ja nur etwas Gries auf dem Ultraschallbild zu sehen. Man krümmt sich, streckt sich, trinkt Bier und hüpft; wohl wissend, dass es natürlich zu spät dafür ist, wenn man den Schmerz erst einmal zu spüren bekommen hat. Ich nehme Metamizol in Form von Tropfen ein; wohl wissend, dass eine Infusion jetzt das probatere Mittel wäre. Ich bin froh, dass mich in diesem Moment niemand sieht und denke, wenigstens spürst du jetzt, dass du noch lebst. Ich ahne, dass es davon kommt, in den letzten Tagen zu wenig Flüssigkeit zugeführt zu haben und erfreue mich ein wenig an der Erkenntnis, dass es gelegentlich viel unangenehmer sein kann, zu wenig zu trinken als zu viel.

9 Antworten auf „Kolik“

Ohje. Ich werde auch gerade darauf untersucht. Ergebnis morgen. Aua aua. Ich hoffe, es wird bald besser bei dir und die Drogen helfen wenigstens ein bisschen. warum kriegst du eigentlich keine Infusion?

@Kathrin: Mal mehr, mal weniger. Man muss die Tropfen halt schnell nehmen, sobald man etwas merkt. Für die Infusion müsste man dann ja entweder zum Arzt oder einen kommen lassen. Meistens geht es ja auch einfach so wieder vorbei. Wie alles.

Gut. Glück gehabt! Schön, dass es dir besser geht und die blöde Sau raus ist (wobei es ja eigentlich Säue sind). Auf dass du jetzt auch immer brav imndestens 2 Liter Wasser trinkst.

sehr geehrter herr bosch,
ihre texte (lange und kurze) sind seit einigen wochen, vielleicht schon monaten, wieder etwas düsterer geworden. es mag nur ein geringer trost und überdies selbstsüchtig sein, aber dem lesevergnügen leistet das enormen vorschub.
nierensteine wünscht man aber freilich niemandem.
beste grüße

Sagen Sie, Herr Bosch, ist das Bier eine medizinische Empfehlung? Fragt aus gegebenem Anlass die ebenfalls leidende Frau Stricktier. Ist also keine Männerkrankheit. Es gibt auch Frauen, die sich nur von Kaffee und Alkohol ernähren :))

@stricktier: Die einen sagen so, die anderen so. Aber durchaus kursiert das Zitat „Noch ein Bierchen für die Nierchen.“ Ich hörte auch schon von Frauen mit Nierensteinen, allerdings trifft es sie glücklicherweise seltener. Von der Mutter einer Bekannten ist mir der Ausspruch „Lieber noch eine Geburt als ein Nierenstein“ in Erinnerung. Mir fehlt natürlich jegliche Vergleichsmöglichkeit.

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