Kaffeemaschine

Ei! wie schmeckt der Coffee süße,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!

(Johann Sebastian Bach, BWV 211, „Kaffeekantante“)

Schluss mit den Befindlichkeitsquatsch, an dem man sowieso nichts ändern kann. Wenden wir uns wieder den irdischeren Dingen zu: Zum Beispiel Kaffeemaschinen. Neuerdings besitze ich so eine. Normalerweise laufen einem höchstens verfressene Kater oder Hunde mit Tollwut zu.

Mir ist quasi eine Kaffeemaschine zugelaufen – eine von diesen neumodischen Dingern für sogenannte Pads, die aussehen wie Teebeutel ohne Band. Praktischerweise befanden sich in dem Versandkarton gleich eine Menge verschiedener Sorten zum Ausprobieren. Ich selbst wäre damit vermutlich zwei Jahre über die Runden gekommen. Da mir die Kaffeemaschine ins Büro gesandt wurde, hielt der Vorrat naturgemäß nicht allzu lange. Selbst ganz schlimme Sorten wie Cappuccino mit Karamel oder Latte, bei denen sich selbstverständlich alle Zutaten in einem Pad befinden, fanden reißenden Absatz.

Jetzt allerdings ist mein Padvorrat erschöpft, aber die Maschine steht noch immer da. Sie wirkt ein wenig traurig im Schatten des großen Espresso-Vollautomaten. Aber dieser Eindruck scheint zu täuschen. Manchmal, wenn ich an der großen Maschine nebenan stehe, zeigt mir ein leuchtendes Kontrollämpchen an der Senseo, dass es noch jemanden geben muss, der sie betreibt. Möglicherweise verbringt ein Kollege seine kurzen Feierabende damit, Bohnenkaffee in Filtertüten einzunähen, um diesen dann tagsüber während der Arbeit, wenn ihm niemand zuschaut, heimlich zu senseoisieren. Vielleicht ist es aber auch ganz anders.

(Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dieser Beitrag diente lediglich der Erdung.)

Persistenz und Subtext

Ein See, irgendwo in Berlin

„Heiterkeit ist eine moralische Frage. Mürrische Leute,
die andere mit ihren Problemen behelligen,
die halte ich für rücksichtslos“
(Hans Magnus Enzensberger)

vs.

„Am Ufer der Wehmut blühen die Sterne“
(Friederike Mayröcker)

Ein paar Seiten zurückgeblättert: Persistenz und Subtext. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.

Kaktus

Auch alle Fragen machen weiter,
wie alle Antworten weitermachen.
Der Raum macht weiter. Ich
mache die Augen
auf und sehe auf
ein weißes Stück Papier.

(Rolf Dieter Brinkmann)

Ein augenscheinlich dubioser Laden, dieses Internet- und Game-Café. Meistens waren die Rolladen heruntergezogen, nur sehr selten ließen sie einen Blick auf die dahinter befindlichen schmutzigen Gardinen sowie die gummibaumartige Botanik zu.

Jahrelang ging sie daran vorbei, manchmal wunderte sie sich, wie diese ungastliche Stätte überleben könne. Nie spielte sie mit dem Gedanken, einen Fuß über die Schwelle zu setzen. – Bis plötzlich diese unscheinbares Mädchen vor ihr stand und sie darum bat, einen Zettel mit einer Nummer darauf, vermutlich die Telefonnummer des Mädchens, an einen jungen Mann zu übergeben, der sich in dem sogeannten Café befand. Sie, die jahrelang an dem Café mit den heruntergezogenen Rolladen und den dahinter befindlichen schmutzigen Gardinen vorbeiging, zögerte. – Schließlich kam sie aber doch der beharrlichen Bitte des Mädchens nach.

Warum das alles? Das bleibt ungewiss.

Moppel-Ich-Du-Er-Sie-Es-Wir-Ihr-Sie

„Es heißt, daß Zeit die Wunden heilt.
Wär‘ nett. wenn sie sich mal beeilt“

(Blumfeld, „Krankheit als Weg“)

Moppel sitzt allein in seinem Käfig. Er ist ein alter Hase: Unter dem pilzbedingt an einigen Stellen ausfallenden Pelz hat er ein unkontrolliert wachsendes Geschwür. Für eine Operation ist er jedoch bereits zu alt – es lohnt sich nicht mehr (sagt der Tierarzt). Darüber hinaus treten bei ihm erste Anzeichen einer Demenz zum Vorschein und möglicherweise leidet er unter seiner Einsamkeit.

All das sieht man ihm auf den ersten Blick nicht an, denn im Alltag funktioniert er, wie man es von ihm erwartet. Er lebt ein scheinbar ganz normales Hasenleben: Fressen – Schlafen – Fressen. Zum Glück hat er gute Freunde, die sich um ihn kümmern. Und so lange er sich keine großen Gedanken über den Sinn seines Daseins macht, ist es für ihn wohl auch halbwegs erträglich.