Er rannte auf und ab. In seiner Brust war ein Triumph-Gesang der Hölle. Der Wind klang wie ein Titanenlied, es war ihm, als könne er eine ungeheure Faust hinauf in den Himmel ballen und Gott herbei reißen und zwischen seinen Wolken schleifen; als könnte er die Welt mit den Zähnen zermalmen und sie dem Schöpfer in’s Gesicht speien; er schwur, er lästerte. So kam er auf die Höhe des Gebirges, und das ungewisse Licht dehnte sich hinunter, wo die weißen Steinmassen, und der Himmel war ein dummes blaues Aug, und der Mond stand ganz lächerlich drin, einfältig. Lenz mußte laut lachen, und mit dem Lachen griff der Atheismus in ihn und faßte ihn ganz sicher und ruhig und fest. Er wußte nicht mehr, was ihn vorhin so bewegt hatte, es fror ihn, er dachte, er wolle jetzt zu Bette gehn, und er ging kalt und unerschütterlich durch das unheimliche Dunkel – es war ihm Alles leer und hohl, er mußte laufen und ging zu Bette.
(Georg Büchner, aus Lenz)
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2 Antworten auf „Lenz“
Büchners Lenz und Werke von Lenz selbst hat Susanne Theumer in ganz wunderbaren Kaltnadelradierungen und Kunstbüchern umgesetzt, die in der Stabi Hamburg seit gestern (und noch bis zum 11.9.) zu sehen sind:
http://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=5444
Vielleicht kommst Du ja mal wieder in Deiner alten Heimat vorbei und schaust bei uns rein.
Neues zu „Lenz“ und Büchners anderen literarischen Werken bei
Christian Milz: Georg Büchner. Dichter, Spötter Rätselsteller (Passagen Verlag, Wien)