Das Auditorium darf nicht rascheln, nicht fotografieren und nicht in den letzten Akkord klatschen. Demut ist angesagt und Dankbarkeit für Momente, die nicht reproduzierbar sind. Keith Jarrett ist kapriziös. Aber das ist in Ordnung, schließlich ist er ein Genie. Aus dem Nichts heraus verdichtet er die musikalische Idee zu einem Werk, das danach in sich zerfällt. Das kann in Bremen oder Lausanne stattfinden, in Köln, Paris, Wien, Mailand oder Tokio. Nur selten, wenn es aufgezeichnet wird, können wir teilhaben. Tausendmal gehörte Songs nimmt er auseinander und setzt sie harmonisch neu zusammen. Standards können wir nur noch ertragen, wenn er am Klavier sitzt. Dabei verzerrt er das Gesicht, gibt Grunzlaute von sich und stöhnt und leidet. Man sieht dem Meister die Anstrengung an. Jeder Ton ist wie eine Geburt. Es ist schwer, ihm dabei zuzusehen. Man muss die Augen schließen. Immer spielt er, als sei es das letzte Mal. Und das könnte ja auch sein.
Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.
10 Antworten auf „Keith Jarrett“
Als Gegenentwurf möchte ich auch diese drei Jungs hier einbringen:
http://www.youtube.com/watch?v=OCbuRA_D3KU
@Tobias: Darauf habe ich gewartet. – Und ich hatte so eine Ahnung, wer das bringen wird.
Ich erfülle doch gerne deine hohen Erwartungen an mich.
Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!
ich versteh das mit dem rascheln. ich versteh das sehr sehr gut.
@smilla: Meinen Segen hat er sowieso. Auch wenn Jazzkonzerte früher in rauchigen Clubs zum Hintergrundgeräusch klirrender Gläser stattfanden.
[…] bißchen hat man das Gefühl, dabei zu sein, wenn Glenn Gould in seinen Aufnahmen mitsummt oder Keith Jarrett beim Klavierspielen stöhnt. Die Abstimmung macht einen sehr angenehm natürlichen Eindruck: die […]
# in rauchigen clubs. so wie hier. http://bit.ly/8HJKl
Sorry. Aber ich fand in schon vor 30-40 Jahren langweilig und blutleer.
Welche Pianisten im Jazz – Bill Evans ausgenommen – haben denn Deiner Meinung nach die Entwicklung der Musik entscheidender vorangetrieben?