Berlin, Prenzlauer Berg, Oderberger Straße. In der sehr hübschen und ruhigen Straße mit zahlreichen pastellfarbenen sechsstöckigen Altbauten aus der Gründerzeit, ganz in der Nähe, wo früher die Mauer Ost und West trennte, befindet sich das Café. „Don’t die before trying“, heißt es auf dem handgemalten, mittlerweile von der Witterung merklich in Mitleidenschaft gezogenem Schild aus den Anfängen von Bonanza. 2006 waren die Gründer Yumi Choi und Kiduk Reus die ersten in Deutschland, die sich ernsthaft mit Specialty Coffee beschäftigt haben. Damals nannten sie ihr Unternehmen ganz selbstbewusst Bonanza Coffee Heroes. So steht es auch noch immer über der Eingangstür.
Betritt man morgens das Café, bemerkt man als erstes die Musik. Bei Bonanza läuft immer gute Musik: Bob Dylan, The Smiths, David Bowie, aber auch viele neue Sachen aus der Indie-Ecke. (Gerüchteweise hört man, dass anfänglich, als Kiduk noch selbst hinter der Espressomaschine stand, immerzu Pink Floyd lief.) Wenn man früh genug aufsteht, hat man die Chance, ein leckeres Croissant zu ergattern. Aber das Wichtigste ist natürlich der Kaffee. Den gibt es immer. Kaffee und keinen Schnickschnack, so könnte man das Konzept von Bonanza am prägnantesten auf den Punkt bringen.
Die Anfänge der Coffee Bar
Es hätte aber auch anders kommen können. Die beiden Entrepreneure haben sich in den Niederlanden kennengelernt und wurden schnell beste Freunde. Yumi, die in Berlin geboren wurde, studierte damals Kunst in Rotterdam. Der Niederländer Kiduk arbeitete zu dieser Zeit bereits erfolgreich als Grafikdesigner. Getrieben von dem Gedanken, etwas Eigenes auf die Beine stellen zu wollen, waren sie damals gemeinsam auf der Suche nach einer Geschäftsidee. Den Plan, eine Wodka-Bar zu eröffnen haben sie zum Glück für die Kaffeewelt schnell verworfen. Yumi ist über eine Freundin, die damals bei Monmouth Coffee in London gearbeitet hat, darauf gestoßen, dass Kaffee auch ganz anders schmecken kann, als sie es bis dahin gewohnt war. Auch ihr Geschäftspartner hatte sein koffeinhaltiges Erweckungserlebnis eher zufällig, bei Caffenation in Antwerpen.
Kaffee schien den beiden interessant genug. Obwohl sie damals über nur wenig Know-how verfügten, fassten sie beherzt den Entschluss, dass dem Kaffee-Business ihre Zukunft gehören solle. Kiduk hatte aus seinem vorherigen Job etwas Geld gespart und so konnten sich die Gründer einige Zeit für die Vorbereitungen lassen. Rund ein Jahr dauerte es schließlich bis zur Eröffnung ihres Cafés. Über Internet-Foren wie toomuchcoffee.com gelangten die Pioniere an wichtige Informationen und knüpften erste Kontakte in die in anderen Teilen Europas und Amerika bereits aufkommende Szene. Latte-Art brachten sie sich mühsam selbst bei. Während kunstvoll mit Milchschaum verzierte Espressogetränke längst zum guten Ton gehören, betraten sie damals Neuland. Aber es gab auch Rückschläge. Beim Versuch, einen PID-Controller, der für stabile Temperaturen in der La Marzocco Linea-Espressomaschine sorgen sollte, einzubauen, schlitzte sich Kiduk versehentlich die Pulsader auf und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zum Glück ging es danach schnell bergauf. Recherchereisen führten zu Cafés und Röstereien nach London und in die USA. In Portland haben sie bei Stumptown Coffee ihre gemeinsame Liebe zum Filterkaffee entdeckt. In Seattle stießen sie schließlich auf den auf die Maschinen-Manufaktur Synesso. Zurück in Berlin verkauften sie daraufhin ihr gesamtes Equipment wieder und gingen als erste Kaffeebar in Europa mit einer äußerst temperaturstabilen Synesso Syncra an den Start. Bei der Suche nach einer passenden Location machte der Name Bonanza (= ein englisches Wort spanischen Ursprungs und bedeutet soviel wie „ergiebige Goldgrube“ oder auch „Glücksfall“) alle Ehre. Von dem ganz in der Nähe befindlichen sonntäglichen Mauerpark Flohmarkt, der von Beginn an regelmäßig für größeren Andrang sorgte, ahnten die Kaffee-Enthusiasten nämlich bei der Unterzeichnung ihres Mietvertrages noch nichts. (Während sich noch heute sonntags lange Warteschlangen auf die Straße bilden, kommt der wahre Genießer naturgemäß bevorzugt an den anderen Wochentagen in die Oderberger Straße.) Für ihren riesigen Enthusiasmus wurden Yumi und Kiduk von einem örtlichen Espressomaschinen-Händler anfänglich noch belächelt.
Arbeit mit und für Coffee Professionals
Nach nunmehr zehn Jahren harter Arbeit, belächelt sie niemand mehr. Heute können Yumi und Kiduk auf ein Unternehmen blicken, das in der internationalen Kaffeewelt einen exzellenten Ruf genießt. Nur eine Dekade zuvor waren Bonanza die Avantgarde. Die Erkenntnis, dass Kaffee eine Frucht ist, und dass auch Espresso durchaus gewollte Säuren enthalten darf, sowie die (Wieder)entdeckung des Filterkaffees war damals in den Köpfen noch nicht angekommen. Viel Gegenwind gab es anfangs von zahlreichen selbsternannten Kaffeekennern, insbesondere auch aus dem deutschsprachigen Internetforum Kaffee-Netz, in dem bis heute konservative Meinungsführer den Ton angeben. Manchmal schossen Bonanza aber auch über das Ziel hinaus. Für einige Zeit stand ein Clover Coffee Maker, ein von Stanford-Ingenieuren entwickelter automatischer single cup brewer, der eine extrem saubere Tasse brüht, im Laden. „Die Kunden waren damals noch nicht reif dafür“, sagt Yumi. Heute verziert dieses sehr seltene Gerät Kiduks heimische Küche. Doch die Zeiten haben sich zum Glück gewandelt. Die Kunden in Berlin sind weltoffener geworden und trauen sich heute, auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Mittlerweile ist Berlin eines der prosperierendsten Zentren der europäischen Spezialitätenkaffee-Bewegung. Das ist auch den Vorreitern Yumi Choi und Kiduk Reus zu verdanken.
Das alles ist natürlich eine Teamleistung. „Derzeit arbeiten wir mit einem sehr guten Gruppe von Leuten zusammen. Ich würde sagen, es ist das beste Team in unserer Unternehmensgeschichte – in allen Bereichen: von unseren Bürokräften, über unsere Barista bis hin zu unseren Röstern. Alle sind sehr motiviert“, gibt Co-Gründer Kiduk erfreut kund. Während in Deutschland der Beruf des Baristas häufig nur ein Job ist, der meist in Teilzeit von Aushilfskräften erledigt wird, ist Bonanza auf der Suche nach wahren Coffee Professionals. „Wir wollen Vollzeitarbeitsplätze mit Entwicklungsperspektive schaffen“, sagt Yumi Choi. „Wir haben die Ressourcen und die Plattformen dafür: von Green Buying über Sample Roasting ist bei uns alles möglich. Auch haben wir die neuesten technischen Voraussetzungen, die ermöglichen, dass die Leute sich bei uns austoben können. Dabei investieren wir oft als erste in state-of-the-art Espressomaschinen, außerdem ermöglichen wir unseren Reisen in die Anbauländer.“ Allerdings wird auch nach interessanten Charakteren gesucht. „Wenn jemand vom Typ her gut zu uns passt, bringen wir ihm auch schon mal das nötige Kaffee-Know-How bei.“ Intern hat das Unternehmen eine Kultur des Coachings etabliert, bei der alle Mitarbeiter voneinander lernen.
Da es in Deutschland kaum Fachkräfte gibt, ist die Belegschaft international bunt gemischt. Neben Mitarbeitern aus Schweden, Finnland und England finden sich auch Polen, Australier und Ungarn sowie viele weitere Nationalitäten unter der Belegschaft. Da Yumi und Kiduk sich auf Englisch unterhalten, ist dies auch die Unternehmenssprache. Obwohl man in den angesagteren Vierteln Berlins mit Englisch bestens über die Runden kommt und sich auch die Kunden in der Coffee Bar längst an das Englischsprechen gewöhnt haben, bietet die Rösterei ihren Mitarbeitern seit Kurzem Deutschunterricht auf freiwilliger Basis an. Schließlich ist es hilfreich, sich auch außerhalb der Kaffeewelt mit seiner Umgebung verständigen zu können. Außerdem gibt es einige Gastronomiekunden, denen es leichter fällt, auf Deutsch zu kommunizieren. Die ständige Weiterbildung gehört bei Bonanza zum festen Programm. Dabei sind die Unternehmensgründer selbst mit gutem Beispiel vorangegangen. Yumi und Kiduk lernten Kaffees anhand objektiver Kriterien zu bewerten und wurden hierfür nach erfolgreicher Prüfung als zwei der ersten deutschen Coffee Professionals überhaupt vom renommierten Coffee Quality Institute als Q-Grader zertifiziert. Aber auch über das eigene Unternehmen hinaus ist es für Bonanza stelbstversändlich, sich in der Community zu engagieren. So hat man nicht nur das Berliner Barista Camp unterstützt, sondern auch die Veranstaltungsserie Brew-up mitorganisiert. Bonanza steckte auch hinter den treibenden Kräften bei der Gründung der Berlin Coffee Society. „Informationen mit unseren Kollegen und Mitbewerbern auszutauschen, zu lernen und uns zu verbessern hat für uns Priorität. Unsere Geheimnisse nicht für uns zu behalten“, ist fester Bestandteil der Philosophie, sagt Yumi. Im Gespräch merkt man, dass es den Gründern nicht nur darum geht, das eigene Unternehmen voranzubringen, sondern die gesamte Branche. Auch über Berlin hinaus spielt dies für das gesamte Team eine wichtige Rolle. So ist Kiduk im vergangenen Jahr nach Kolumbien zur „Best of Cauca“-Competition gereist und hat so die Region bei ihren Anstrengungen, einen Markt für High-End-Kaffee zu etablieren, unterstützt.
Nicht selten trifft man auch privat den einen oder anderen Mitarbeiter – von denen übrigens einige, genau wie die beiden Gründer, ursprünglich aus dem kreativen Bereich stammen – bei einer Tasse Kaffee im Laden an. Sie schätzen ihr Produkt, aber auch die Atmosphäre. Kein Wunder, dass das Unternehmen eine für die Gastronomiebranche eher untypisch niedrige Personalfluktuation zu verzeichnen hat.
Die Anfänge der Rösterei
In den ersten Jahren bezog Bonanza einen eigenen Espresso-Blend von Ronald Albrecht, dem Röster der Berliner Kaffeerösterei. Später dann veredelte Willy Andraschko die Kaffeebohnen für das Café in Prenzlauer Berg. Erst 2009 trauten sich Bonanza selbst ans Kaffeerösten. Zu diesem Zeitpunkt benannten sie sich – etwas bescheidener – in Bonanza Coffee Roasters um. Im Mittelpunkt des Coffee Shops, wo sich heute die Brew Bar mit einer Mahlkönig EKK 43 (einer EK 43 mit zwei Mahlwerken), einem Über Boiler und der Zapfanlage für das aufbereitete Umkehrosmose-Wasser befindet, stand damals ein kleiner 3-kg-Röster aus dem Hause Probat. Erworben haben die Bonanzas die historische Maschine aus dem Jahre 1918 einst von Peter von Gimborn. Dieser hat ihn von seinem Urgroßvater, dem Gründer der Firma Probat, geerbt. Im Kaufvertrag wurde festgelegt, dass Bonanza den Trommelröster nicht an Dritte weiterveräußern darf, sondern ihn im Falle eines Verkaufs zuerst der Familie von Gimborn anbieten muss.
Mittwochs und Donnerstag blieb das Café in den Anfangsjahren geschlossen. An diesen Tagen wurden Rezepte entwickelt, Rohkaffees, die zu Beginn über den Importeur Inter American bezogen wurden, ausgewählt, geröstet und die Ergebnisse gecupped und sich weitergebildet, was das Zeug hielt. Schnell erfolgte auch die Produktionsröstung auf dem kleinen Trommelröster. Rasch konnte Bonanza die ersten Abnehmer aus der Gastronomie, darunter die Cafés Oliv, 103 sowie das Hotel The Circus gewinnen. Dort stießen sie auf Felix Breun, der heute General Manager bei Bonanza und die tragende Säule im Tagesgeschäfts ist. Um schnell umfangreichere Rösterfahrungen zu machen, hat Bonanza seinen Kaffee damals fast zum Selbstkostenpreis an die ersten Abnehmer weitergegeben. Die Ergebnisse konnten sich schmecken lassen und die Lernkurve verlief steil. Nicht zuletzt weil Bonanza eine der ersten Röstereien überhaupt war, die mit Software-Unterstützung reproduzierbare Resultate erzielte.
Der Rösterei-Umzug
Irgendwann platzte das Café in der Oderberger Straße – auch wegen des stetig wachsenden Rohkaffeelagers – aus allen Nähten. Bei mittlerweile 30 Röstungen am Tag, kleineren Feuern und Überschwemmungen sowie einem von schweren Rohkaffeelieferungen abgesenkten Bürgersteig vor dem Ladenlokal war die Kapazitätsgrenze schließlich überschritten. Als der Balkon des Vermieters von röstbedingt herumfliegenden Pergamenthäutchen der Kaffeebohnen geflutet wurde, drohte der Rausschmiss. Auch die Buchhaltung und der Versand der Bestellungen war in Yumis winzigen Küche nicht mehr zu bewerkstelligen. 2013 erfolgte der dringend erforderliche Umzug in einen Hinterhof im Stadtteil Wedding.
Die von zwei riesigen bissigen Hunden des Nachbarn besser als nur gut bewachte Rösterei in der Hochstraße beherbergte den größeren Röster, einen von Kiduk selbst refurbishten Probat UG 22. Außerdem war hier ausreichend Platz für Felix‘ Skateboard-Rampe, die allerdings nach kurzer Zeit dem weiter wachsenden Rohkaffeelager weichen musste. Die unbeheizte Halle sollte zunächst lediglich als Übergangslösung dienen. Allerdings zeigte sich die Suche nach der perfekten Location für die Rösterei schwieriger als ursprünglich angenommen. Aber immerhin bot das Büro über der Rösterei ausreichend Kapazitäten, um von dort aus das Wholesale-Geschäft auszubauen – und auch die Röster wussten nach kurzer Eingewöhnung mit den Temperaturschwankungen kompetent umzugehen.
Nach drei harten Wintern konnte endlich der Umzug der Rösterei in den jetzigen Standort in der Waldemarstraße in Kreuzberg realisiert werden. Hier erinnert nichts mehr an das etwas unwirtliche Provisorium im Wedding. Die neue, vom Rotterdamer Designstudio Monomark eingerichtete Halle ist hell, freundlich und einladend. Sie bietet ausreichend Platz für die Röstmaschine und das Rohkaffeelager, die vom vorderen Bereich, in dem eine Kaffeebar eingerichtet wurde, durch Fenster einsehbar sind. Außerdem gibt es hier seit dem Abschluss der Umbauarbeiten ausreichend Platz für ein eigenes Labor und Raum für Schulungen.
Die Röstmaschine, die jetzt im Gebrauch ist, besteht nur noch zu wenigen Einzelteilen aus dem zuvor benutzten Probat UG 22 aus dem Jahre 1959 und wurde darüber hinaus komplett neu aufgebaut. „Während sich die Kaffeewelt weitergedreht hat und wir heute viel mehr über den Anbau und das Zubereiten von Kaffee wissen, hat sich die Röstertechnik nicht wesentlich weiterentwickelt. Unser Gerät bietet uns jetzt die Kontrolle über sämtliche Variablen, die beim Rösten einen Einfluss haben. So können wir z. B. erstmals den Airflow, die Trommelgeschwindigkeit und Gasventile exakt steuern“, so Kiduk. Natürlich stellen diese neuen Steuerungsmöglichkeiten das Röst-Team zunächst vor neue Herausforderungen. Man ist sich aber sicher, dass sich die Fortschritte in der technischen Entwicklung auch bald in der Tasse schmecken lassen.
Epilog
Wenn man vor dem kleinen Shop in der Oderberger Straße steht, kann man manchmal kaum glauben, was hier oft gleichzeitig alles hinter den Kulissen passiert. Heute röstet Bonanza Kaffee für zahlreiche Cafés in Berlin und ganz Europa. Reisen führen die Mitarbeiter zu Farmen in den Anbauländern, zuletzt nach Kolumbien, Honduras, Äthiopien und Brasilien. Dort werden Rohkaffees von hervorragender Qualität ausgesucht, die sonst nicht erhältlich sind, und Kontakte zu den Produzenten aufgebaut und gepflegt. Ergänzt wird der Einkauf durch langjährig gewachsene Beziehungen zu vertrauenswürdigen Importeuren. Die erste Synesso Syncra im Café ist – nach einer Kees van der Westen Spirit und einer La Marzocco Strada – mittlerweile einer dreigruppigen Espressoaschine von Slayer gewichen. Täglich gibt es einen wechselnden Filterkaffee, der auf einem Batch-Brewer von Fetco zubereitet wird. Aber auch die mit allergrößter Akribie von Hand mittels Kalita Wave und Aeropress gebrühten Spezialitäten werden von den Kunden immer häufiger verlangt. Vor zwei Jahren hat man sich – unternehmenstypisch nach langen internen basisdemokratischen Diskussionen – dazu entschieden, nur noch ein ideales Profil für Filter und Espresso zu rösten. Die jeweiligen Charakteristika des jeweiligen Kaffees betont, z. B. ob ein Kaffee viel Körper hat, sehr süß oder sehr spritzig ist; die Brühmethode entscheidet nicht darüber, wie ein Kaffee geröstet wird. Auch dies ist ein noch verhältnismäßig neuer Ansatz.
Viel hat sich verändert in den vergangen zehn Jahren, aber die Liebe zum Kaffee ist, was alle bei Bonanza gemeinsam antreibt. Kaffee ist eines der meistkonsumierten Getränke überhaupt. Obwohl Bonanzas Marktanteil so klein ist, dass er bezogen auf den Gesamtmark kaum messbar ist, handelt es sich um ein Unternehmen mit riesiger Innovationskraft, getragen von einem großartigen Team. Trotzdem sieht sich Bonanza nicht als elitären Anbieter. „In Deutschland ist die Zielgruppe für Specialty Coffee noch ziemlich klein“, sagt Yumi. „Die Szene muss sehen, ob und wie es hinbekommt, nicht nur Kaffee für Enthusiasten zu machen, sondern besseren Kaffee auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei ist es gut, für bessere Qualitäten auch höhere Preise zu bezahlen“, macht sie als einen Trend für die kommenden Jahre aus. Stets gilt jedoch dabei der Grundsatz: „Alle unternehmensinternen Diskussionen drehen sich darum, was Werte schafft und nicht, was dem meisten Profit bringt“, gibt Yumi mir abschließend mit auf den Weg.
Das „Heroes“ haben sie zwar vor einigen Jahren aus ihrem Namen gestrichen. Obwohl David Bowie lange Zeit anderen Genussmitteln als Kaffee den Vorzug gegeben hat, gilt für die Bonanza Coffee Roasters, was der Wahlberliner einst sang: „We can be heroes. Forever and ever.“
—
Dieser Artikel erschien im Standart Magazine, Ausgabe 4, in einer stark redigierten englischsprachigen Fassung.
9 Antworten auf „Bonanza Coffee Roasters“
Eine coole location. Gefällt mir!
[…] Bonanza Coffee Roasters – boschblog.de […]
Interessant, dass es möglich ist, einen ellenlangen Artikel über ein Café und Kaffeerösterei zu schreiben, ohne ein Wort über die Kaffee-Farmer selbst zu verlieren. Als würde der Kaffee in Berlin vom Himmel fallen. Wo kommt der Kaffee denn her und unter welchen Bedingungen wird er dort produziert? Wie regelt Bonanza das? Ein so langer Artikel und dann wird dieser Aspekt komplett ausgeblendet…
Es wirkt leider sehr wie Fassade und so schafft der Artikel bei mir auch nicht, dass zu promoten, was eigentlich wünschenswert angesichts wäre: Dass Kaffee sehr gut schmecken kann (im Gegensatz zu dem was man sonst so vergesetzt bekommt).
Tut mir leid, stellenweise liest es sich wie embedded journalism eines Fanboys. Einige Stellen hätten eine kritische Nachfrage verdient. Z.B. dass Kiduk aus seinem vorherigen Job etwas Geld gespart hatte, womit sie den Betrieb starten konnten. Liest sich wie eine tolle Self-Made-Man Story, statistisch gesehen ist es eher selten, dass normale Arbeiter oder Angestellte überhaupt Geld beseite tun können. Es riecht für mich eher nach reicher Familie oder Erbschaft im Background.
Auch dass das Equipment zum Selbstkostenpreis abgegeben wurde (nicht abgegeben werden *musste*)…
Dem Artikel hätte etwas kritisches Nachfragen gut getan. So wirkt es als wäre alles notiert worden, was Bonanza ins Heft diktiert hat – dann hätten sie den Artikel auch gleich selbst schreiben können. Schade, das Thema selbst ist spannend und die Hintergründe wären es auch gewesen – und hätten mich als regelmäßiger Bonanza-Kunde auch interessiert.
@Frank: Es ist allein schon deshalb möglich, weil es ein Artikel über die Kaffeerösterei und nicht über die Kaffeefarmer ist. Dieser Beitrag ist entstanden für „Standart“ einem Fachmagazin für Kaffeeliebhaber. Zu transportieren, dass „der Kaffee gut schmecken kann“, wie von dir erwähnt, erschien mir in diesem Kontext eher überflüssig.
Wer sich ein bißchen mehr für Kaffee interessiert, erfährt leicht, dass Bonanza den Rohkaffee über Häuser wie Trabocca und Nordic Approach bezieht. Wie erwähnt wird z. T. auch direkt eingekauft, z. B. in Honduras/Kolumbien. Für gute Qualitäten wird ein Vielfaches des üblichen Marktpreises für Commodity Coffee bezahlt. Auch beträgt der Einkaufspreis ein Vielfaches des Fair-Trade-Preises, der derzeit m. W. bei rd. 1,40 USD/KG liegt.
Ich war zwar früher einmal Unternehmensanalyst in einer großen Bank, aber in diesem Beitrag sollte es weniger um die Finanzierung der Rösterei gehen als um deren Geschichte von den Anfängen bis heute. Das Impressum der Website verrät, dass es sich bei der Rechtsform noch immer um eine GbR handelt – die Inhaber haften also nach wie vor mit ihrem gesamten Privatvermögen. Auch dürfte dieses Konstrukt für Investoren mit finanziellen Interessen eher ungeeignet erscheinen.
Ich habe Yumi und Kiduk in vielen Gesprächen immer als sehr auskunftsbereit und transparent erlebt (sogar gegenüber Mitbewerber aus der Kaffeebranche). Wenn du regelmäßiger Bonanza-Kunde bist, dann frag doch im Laden gern nach. Ich bin sicher, man wird dir dort auf alle deine drängenden Fragen eine befriedigende Antwort geben können.
Es soll Menschen geben, die Erfolg bei anderen nicht vertragen können……
früher war werbung wenigstens kurz.
Cool :) Kommt auf meine Liste wenn ich in der Gegend bin. Danke für den Tipp!
Sehr cool! Ich schau auch bald mal vorbei! Vielen dank
Schöner Artikel! Hoffentlich kann ich es eines Tages besuchen.