„Es gibt nur zwei Arten von Hunden“, sagt er, so sie. „Die einen sind Struppis – und die anderen sind Flockis.“ Im Prinzip einleuchtend. Sind Struppis anhand von Äußerlichkeiten leicht auszumachen, so fällt die Bestimmung von Flockis ungleich schwerer. Nach dem Ausschlussprinzip sind alle Hunde, die keine Struppis sind, Flockis. Aber wie jede einfache Erklärung kann dieses Zwei-Hunde-Prinzip nicht die ganze Komplexität der Welt erfassen: Denn was für ein Hund ist eigentlich ein Schnuffi?
Jonagored, Novajo
Elstar, Karmijn, Rubi
Winterprinz, Ontario
Gravensteiner, Fuji
Berlepsch, Melrose, Ida Red
Kannst Du mal versuchen
Und Geheimrat Oldenburg
Für den Apfelkuchen
(Blumfeld, Apfelmann)
Plötzlich steht er vor mir, der Riese in der Kittelschürze, und schaut mich mit ernster Miene an. Ich erwarte, dass gleich etwas sehr bedeutungsvolles passieren wird. Wortlos streckt er mir seine Hand entgegen, darin ein Teller, darauf in mundgerechten Stücken sorgfältig drapierte Apfelscheiben. „Mal probieren?“, er so. „Warum nicht?“, ich so. „Und?“ „Gut.“ „Und?“ „Ich nehm zwei.“ „Ja?“ „Na gut, drei.“ Er wiegt die Äpfel einer alten Sorte, deren Name mir schon auf dem Weg nach Hause entfallen sein wird, und reicht mir eine prall gefüllte Papiertüte. Ich zahle einen Betrag, für den ich im Discounter meines Vertrauens die Zutaten für ein Drei-Gänge-Menü erwerben könnte. Aber das ist egal. Ich habe jetzt drei Äpfel und ich werde sie essen.
Nur 40 Minuten mit der Bahn von Berlin entfernt. Rund drei Stunden aus Hamburg. Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Kann man mal hinfahren.
Ganz schön herausgeputzt hat sich die „Lutherstadt“. Aber warum auch nicht? Schließlich ist es genau 500 Jahre her, dass Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche nagelte.
Fast fühlt man sich hier wie in einer Filmkulisse. Allerdings in einem Film, in dem ausschließlich flanierende Senioren die Hauptrolle spielen. Luther konnte das damals noch nicht ahnen, sonst hätte er noch eine 96. These an die Kirchentür genagelt, eine gegen beigefarbene Jacken.
Obwohl dem Protestanten oft eher Freudlosigkeit nachgesagt wird, macht man in Wittenberg dieses Jahr das große Reformationsfass auf. Fast ein Hauch von Goldgräberstimmung liegt in der Stadt. Sowohl der örtliche Barbier („Mit Luther zum Friseur“) als auch die lokale Sozialdemokratie möchte mit „Zeit für Martin!“ auf den Reformationszug aufspringen.
Während man durch die pastellfarbenen Gassen spaziert, könnte einem schon die Frage kommen, was mit dem reformatorischen Dorf passieren wird, wenn die Festspiele erst einmal vorbei sind?
Ganz schön ist dann aber bei allem doch zu sehen, dass der Kunst ein Platz eingeräumt wurde. Und das auch gleich an einem etwas abwegig erscheinenden Ort: im Alten Gefängnis.
Gleich sechsundsechzig zeitgenössische Künstler zeigen hier in Zellen, Fluren, Treppenhäusern, im Hof und an der Fassade Werke, die entweder extra für die Ausstellung Luther und die Avantgarde geschaffen oder von ihnen für diesen wunderbar spröden Ort ausgesucht wurden.
In der Ausstellung finden sich u. a. Werke von Markus Lüpertz, Olafur Eliasson, Erwin Wurm, Isa Genzken und Ai Weiwei. Der Reformator steht bei allem nicht als historische Figur im Vordergrund, sondern als Ideengeber. „Er hat Machtstrukturen hinterfragt, Missstände aufgezeigt und Reformprozesse angestoßen, die in alle Gesellschaftsbereiche gewirkt haben. Luther hat die Welt verändert. Wer ist heute Impulsgeber, Mahner und Neuerer? Wo steht die Kunst? Sind Künstler die gesellschaftliche Avantgarde unserer Zeit?“, heißt es im Katalog zur Ausstellung.
Fragen über Fragen. Die Ausstellung kann freilich nur der Versuch einer Antwort sein. Allein der großartige Kontrast zwischen Freiheitskampf und Gefängniszellen, die der Ort des Geschehens mit sich bringt, ist die Reise wert. Luther und die Avantgarde ist bis zum 17. September 2017 zu sehen. Die Fahrt nach Wittenberg lohnt sich. Auch der vielen Beigetöne wegen.
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Die Reise zur Ausstellung erfolgte auf Einladung der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. in Kooperation mit @thisaintartschool. Vielen Dank!
Einfach mal was Verrücktes tun und sich aufmachen zum Hafen. Hunderttausende sind schließlich dafür extra angereist, denn es ist Hafengeburtstag. Dann aber statt an die Landungsbrücken einfach gegen den Strom nach Harburg fahren und dort, am Hafen, das Nichts genießen. Keine tutenden Kreuzfahrtschiffe, keine majestätisch gleitenden Viermaster, keine ungelenk herumbalettierenden Schlepper, keine Fischbrötchen und vor allem keine Menschen. Das ist schön.
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