Ausgequetscht

Ganz am Anfang, als alles noch neu war,
wie prall lagst du da in meiner Hand.

Ich mochte deine Kühle und Frische.
Mindestens zweimal täglich
brachtest du mich zum Schäumen.

Schon bald kehrte jedoch der Alltag ein und
der sanfte Druck musste erhöht werden.
Ich konnte nicht mehr anders,
alles was in dir war,
musste ich aus dir herausholen.

Ausgetrocknet schienst du mir.
Aufschlitzen wollte ich dich.
Ich gab meinem Verlangen nach,
doch du warst leer.

Zeit für eine neue Tube Zahnpasta.

Kännchen

Sie sitzen sich im Café gegenüber und teilen sich ein Kännchen Kaffee Hag. Er ist Ende dreißig, hat schütteres Haar und ist mittlerer Beamter auf Lebenszeit. Vermutlich arbeitet er im Finanzamt. Sie ist drei Jahre, zwei Monate und fünf Tage jünger als er, hat ihren neuen Faltenrock im Klingel-Katalog bestellt und bestreitet ihr Einkommen als Hauswirtschaftslehrerin. Ihr einziger Luxus ist das Gala-Abonemment, das ihrem tristen Alltag ein wenig Glanz verleiht.

Low Fidelity und die ganz dunkle Seite des Mondes

… oder: was macht die heilige Inquisition in einem Plattenladen?

Diese Szene spielt nicht in einem dieser neumodischen Plattenläden, die einen hellen Holzfußboden haben und in denen auch gebrauchte, aber gut erhaltene und widmungsfreie Bücher feilgeboten sowie Espressovariationen in großen Gläsern gereicht werden und in denen die Verkäufer immer so freundlich und frisch gebadet sind, dass der Endverbraucher generös darüber hinwegsieht, wenn gebrauchte Silberlinge gelegentlich – vermeintlich versehentlich – mit dem Neupreis ausgezeichnet werden.