Alles Glück der Erde
liegt auf dem Rücken der Pferde.
(aus einem Poesiealbum)
Wenn es zwei Dinge gab, die ich in meinem Leben als Grundschüler nicht sonderlich geschätzt habe, so waren es Poesiealben und die Freizeitgestaltung meines damals besten Freundes Lars (*).
Ständig überreichten einem doofe Mädchen – andere gab es damals noch nicht – ihre rosafarbenen Büchlein, in denen man sich als Zeichen der eigentlich gar nicht vorhandenen Freundschaft auf der jeweils rechten Seite mit einem Sinnspruch verewigen sollte. Die jeweils linke Seite ließ Raum für gestalterische Freiheiten in Form von Glanz- und Glitzerbildchen, Scherenschnitten oder ganz banalen Stickern, die es mit Bedacht einzukleben galt, ohne die Seiten mit Klebstoff zu verschandeln. Wer über ausreichend Begabung verfügte, konnte auch seine Buntstifte zum Einsatz bringen. Mir war das alles eine Qual. Oft schleppte ich das Büchlein wochenlang in meinem Schulranzen herum, bevor ich mich dazu durchringen konnte, ein paar Linien mit dem Bleistift zu ziehen und in schönster Handschrift einen Spruch zu kopieren, den ich einige Seiten zuvor erspäht hatte. Den besonders doofen Mädchen gab ich schließlich, nachdem die Rückgabe mehrfach angemahnt wurde, das Album einfach unbearbeitet zurück.