Während in Berlin in dieser Woche der Kunstbär steppt, holt man in Hamburg die alten Schinken aus dem Keller. 15 Jahre steht der Kubus der Galerie der Gegenwart nun neben dem Hauptbahnhof und was läge näher, als in 15 Räumen 15 Künstler aus der eigenen Sammlung zu präsentieren? Warhol, Baselitz, Richter, all das hat man schon oft gesehen, und während ich etwas gelangweilt Raum um Raum durchschreite, bleibe ich plötzlich an einer Installation hängen, die mich wie keine andere zu erfreuen vermag.
Es ist ein Apparat, aber freilich kein bösartiger wie in Kafkas Strafkolonie, sondern ein freundlich sinnloses Ding: Sigmar Polkes „Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann“ besteht aus einem modifizierten Holzstuhl, einer Metallstange, einem Gummiband, einem Motor und zwei auswechselbaren Kartoffeln. Gewöhnlich tut diese Installation genau das, was ihr Name verspricht. Da mich, anders als bei den anderen gezeigten Kunstwerken, kein Warnschild von der Aktivierung des Apparates abhält, betätige ich voller kindlicher Freude den Knopf, um die eine Kartoffel um die andere Kreisen zu lassen. Was dann passiert: Nichts. Der Motor röhrt ein wenig, sodann eilt ein Mitarbeiter des Wachpersonals herbei, um mich aufzuklären, dass es verboten sei, den Knopf zu drücken und dass der kartoffelantreibende Riemen defekt sei. Ob eine Instandsetzung geplant sei, wisse man nicht. Ich bedaure dies, denn eine kreisende Kartoffel hätte mir sicher diesen tristen Herbsttag versüßen können.
Und so bleibt mir nichts anderes, als immer und immer wieder das Video der funktionierenden Installation anzuschauen und zu hoffen, dass eine Dame aus dem Freundeskreis der Hamburger Kunsthalle ihr Haargummi für einen wirklich guten Zweck spenden möge.