Montagscafé

Heute ist Dienstag. Dienstage sind ganz okay, jedenfalls besser als Montage. Montage taugen nicht viel. Beenden sie doch stets viel zu kurze Wochenenden und führen einen zurück in die unvermeidliche Konfrontation mit den Unzulänglichkeiten des Alltags. Aber weder das zu früh und zu lautstark ertönende Klingelgeräusch des Weckers noch überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, in denen transpirierende Menschen dicht an dicht gedrängt befördert werden, oder gar die Absurditäten des Arbeitslebens sind das Schlimmste am Beginn der Woche. Das Schlimmste an Montagen ist, dass mein Stammcafé seinen wöchentlichen Ruhetag einlegt.


Café du passage, montags leider geschlossen

Ausgerechnet am Montag, der sich bekanntlich viel angenehmer als verlängertes Wochenende genießen ließe, ist das geschätzte Café du passage geschlossen. Nicht dass ich den Besitzern sowie dem freundlichen Personal einen wohlverdienten Ruhetag nicht gönnte, haben sie ihn sich doch durch den engagierte Betrieb der charmanten Großstadtoase redlich verdient. Es ist vielmehr so, dass mir der Entzug nicht bekommt.

0815-Blogeintrag

Kürzlich bezeichnete ein anonymer Kritiker dieses Onlinejournal als ein 0815-Blog. Dies ist natürlich vollkommen berechtigt. Natürlich handelt es sich bei dieser internetbasierten Publikation um nichts Außergewöhnliches und trotzdem hat sie sich auf unerklärliche Weise bewährt – zumindest in einem überschaubaren Kreis meist wohlgesinnter Leserinnen und Leser.

Um meinem Ruf gerecht zu werden, erlaube ich mir, natürlich wie immer vollkommen befreit von jedweder Notwendigkeit, kurz auf drei relativ unbedeutende Begebenheiten des heutigen Tages einzugehen, die trotz ihrer Nichtigkeit in der Lage waren, meinen im Ansatz vorhandenen Glauben an den gesunden Menschenverstand zumindest vorübergehend ein kleines Stückchen erschüttern zu lassen.

Pritt-Stift

1) Vor der Tür der Filiale eines in Gütersloh ansässigen Buchclubs steht eine junge Dame und grüßt mich mit einer Freundlichkeit, als hätten wir bereits in der Sandkiste Brüderschaft getrunken. In ihren Händen hält sie einen Plastikeimer, in dem sich Lotterielose befinden. Sie erklärt mir, dass heute mein Glückstag sei, denn jedes Los gewönne. Etwas misstrauisch ziehe ich einen Zettel mit dem Aufdruck „418“ und lasse mich in das Ladengeschäft leiten. Hier nimmt mich eine etwas ältere Dame in Empfang und versucht mir, ohne mich zu begrüßen, etwas zu bestimmt mit den Vorteilen des Clubs vertraut zu machen. Nur mit Mühe kann ich sie davon abhalten, mir das bestens bekannte Prinzip dieser Unternehmung in aller Ausführlichkeit zu verdeutlichen und überreiche ihr erwartungsvoll mein Los.

Warteschlangengeschichten Teil 6

flickr: Wochenmarktstand

In der Warteschlange vor dem mobilen Verkaufsstand einer Hamburger Biobäckerei geht es leider nur mühsam voran. Die Verkäuferin ist wie immer etwas zu übereifrig und noch lange, bevor ich die Gelgenheit habe, meine Müslistange und ein Dinkelbrötchen zu bestellen, weiß ich, welcher Dialog so genau Wort für Wort gleich nach dem freundlichen Begrüßungsprozedere folgen wird:

Ich: „Eine Müslistange und ein Dinkelbrötchen, bitte.“
Verkäuferin: „Und worauf haben Sie noch Appetit?“
Ich: „Da gäbe es sicher eine ganze Menge, aber ich bleibe bei meiner Bestellung.“

Passend reiche ich das abgezählte Münzgeld über den Bedienungstresen und dann stellt sie mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit die nächste Frage, bei der mir jedesmal Nackenhaare wachsen, um sich sogleich senkrecht aufzustellen.

Verkäuferin: „Brot haben Sie noch zuhause?“

Von diesem Dialog gibt es keinerlei Abweichung. Wer dies nicht glauben kann, sollte einmal an einem Donnerstag auf dem Wochenmarkt am Hamburger Schulterblatt oder an einem Freitag in Ottensen versuchen, kein Brot zu erwerben. Ich kaufe gern ein und lasse mir auch gern etwas verkaufen, aber diese penetrante Art der Suggestivfragerei bringt mich auf die Palme.

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Hier gibt es weitere Warteschlangengeschichten.

Der Duft des roten Bullen

flickr: Red Bull
Foto: DogFromSPACE

Kaum ein olfaktorischer Reiz ist mir so zuwider wie der eines angeblich flügelverleihenden alpenländischen Energiegetränks. Warum decken Menschen ihren Koffeinbedarf nicht, indem sie eine Tasse Kaffee oder schwarzen Tee zu sich nehmen? Warum decken sie ihren Zuckerbedarf nicht, indem sie massenweise Würfelzucker in sich hineinstopfen? Warum decken sie ihren Flüssigkeitsbedarf nicht, in dem sie ganz einfach ein Glas wohltemperiertes Wasser, meinetwegen auch mit Zusatz von Kohlensäure, zu sich nehmen?

Warum nur muss es immer und überall dieses aufdringliche und übermäßig süß stinkende Weichgetränk aus der blau-silbern schimmernden Aluminium-Einwegdose sein, das bei mir, sobald deren Verschluss geöffnet wird, einen unaufhaltsamen Brechreiz auslöst?