Warteschlangengeschichten Teil 7

Rolltreppe

An meiner heimischen U-Bahn-Station gibt es eine neue Errungenschaft: Eine Rolltreppe, die ihre Richtung wechselt. Nicht, dass es so wäre, dass, wenn man gerade auf ihr stünde und sich nach oben befördern ließe, die Fahrtreppe eigenmächtig, sobald man sich auf der Hälfte des Weges befände, dazu entschlösse, den Fahrgast wieder zu seinem Ausgangspunkt, an den Fuß der Treppe, zu befördern. Nein, die Sache stellt sich viel schlichter dar. Ab 10 Uhr, sobald auch der verschlafenste Berufspendler seine Arbeitsstätte erreicht hat, und die Treppe ohnehin den größten Teil des Tages unbenutzt und hoffnungsfroh auf den nächsten Bahnfahrer wartet, den sie seinem Ziel ein kleines Stückchen näher bringen könnte, wandelt sich diese auf den ersten Blick ganz gewöhnliche Rolltreppe zu einem Lehrstück in Sachen künstliche Intelligenz, in Fachkreisen auch als KI bekannt. Nähert sich ihr jemand von oben und löst damit eine Lichtschranke aus, so befördert die Fahrtreppe diese Person nach unten und verfällt danach wieder in ihren gewohnten Ruhezustand. Dasselbe geschieht, wenn sich ihr jemand von unten nähert. Sobald der Fahrgast die Lichtschranke am unteren Ende passiert, fährt die Treppe nach oben. Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip, so man es denn verinnerlicht hat.