Grillen

Das Ritual des Angrillens: Unvermeidlich, obwohl eigentlich nur für Menschen, die einander „Mahlzeit!“ oder „Wünsche, frohe Weihnachten [wahlweise Ostern, Pfingsten oder andere mehrtägige Festivitäten einfügen] gehabt zu haben“ zuraunen. Aber wie man es auch nennt:

Irgendwann wird halt das erste Mal im Jahr gegrillt, und dann wundert man sich womöglich, dass der Elektrogrill noch irgendwo in der Ecke der Balkonage steht – ungereinigt, voller Fett und schon ein bißchen verrostet. Aber das macht nichts, schließlich findet das Grillieren heuer auf einer anderen über dem Geländeniveau an einem Gebäude befindlichen Plattform statt.

Erneut wird das Gargut nicht auf einem repräsentativen Schwenker zubereitet, sondern auf einem bescheidenen Einweggrill mit eingebautem Anzünder. Freilich entlockt dieser dem Profi mit seiner vermeintlich lustigen Grillschürze, auf der „Grill Instructor“ oder „Vegetarier essen unserem Essen das Essen weg“ gedruckt steht, sowie seiner extralangen Meister-Grillzange mit eingebautem Flaschenöffner lediglich ein müdes Lächeln. All das stört mich nicht, denn in diesem Jahr gibt es eine Neuerung: Fleisch.

Nach Jahren der mit Entbehrung verbundenen schonenden Garung von mühsam zubereiteten Gemüsespießen sowie mit Fetakäse gefüllten Champignons und in Alufolie eingewickelten Lachsfilets auf einem Elektrogrill, ist dies trotz unzulänglicher Hardware ein Schritt in die richtige Richtung. Fleisch ist eben nicht nur ein Stück Lebenskraft, sondern auch noch mein Gemüse. Guten Appetit!

Wurstbrief zum Valentinstag

Kürzlich bat mich ein Freund, während seiner urlaubsbedingten Abwesenheit alle drei bis vier Tage seine Blumen zu gießen. Eigentlich habe ich es nicht so sehr mit der Botanik. Im Prinzip bin ich für eine derartig vertrauensvolle Aufgabe ein denkbar ungeeigneter Kandidat. So warnte ich meinen Freund, dass nach unzähligen gescheiterten Begrünungsversuchen in meinem Haushalt lediglich sehr selten zu bewässernde Hydrokulturen eine Heimat fänden, da mein Umgang mit pflegebedürftigeren Pflanzengattungen auf ganzer Linie gescheitert sei. Nachdem die Wasserstandsanzeige meiner in Blähton gebetteten Zierpflanzen das Zeitliche segnete, hatten auch diese keine Daseinsgrundlage mehr. Der kleine rote Wasserstandsindikator rührte sich nicht mehr, was das Todesurteil für die gummibaumartigen Gewächse bedeute, während auch auf der Küchenfensterbank die Kakteen bis zu ihrem traurigen Ende vor sich hin dörrten.

Nun ist es bekanntlich so, dass sich an einem jeden 14. des Monats Februar der sogenannte Valentinstag jährt. Diese Tradition wird auf die Sage des Bischofs Valentin von Terni zurückgeführt, der einige Verliebte, darunter auch Soldaten, die nach kaiserlichem Befehl unverheiratet bleiben sollten, heimlich christlich getraut und ihnen zu diesem Anlass Blumen aus seinem Garten geschenkt haben soll. Valentin von Terni lebte im dritten Jahrhundert nach Christus und konnte nicht ahnen, dass ihm einige hundert Jahre später die Ehre zuteil werden würde, posthum mit dem großen Marketingorden am Band des Deutschen Floristen- und Raumbegrünungs-Hauptverbandes ausgezeichnet zu werden. Noch heute denken zahlreiche einander zugeneigte Menschen seiner und beglücken sich am Valentinstag gegenseitig mit den üppigsten Blumenpräsenten, dabei stets beteuernd, dass dieser Tag nicht, wie so viele Unwissende glauben, eine Erfindung der Floristenindustrie sei, sondern auf eine lange Tradition zurückgehe.