Valentinstag 2011

Ab März 2011 zurück: Kleine Eiszeit, Berlin-Prenzlauer Berg

Nach der verlorenen Zeit
Ist es jetzt vielleicht zu spät.
Man verpaßt ja doch nichts,
wenn man nicht früh aufsteht.

Jetzt geht wieder alles von vorne los.

(Tocotronic)

Plötzlich wacht man auf und es ist schon wieder Valentinstag. Man kann nicht jedes Jahr einen Wurstbrief erhalten, denke ich, und hinterlasse im Twitteraturkritikblog ein paar flüchtige Zeilen über Fesselspiele und Kopflosigkeiten.

Das Internet gibt nicht viel her heute: Das Stimmungsbild in diesem Twitter schwankt zwischen Zynismus und Resignation, die Blogs schweigen sich aus (lediglich auf fnart.org finden sich ein paar ganz okaye Gedanken über den Zusammenhang von Sex und Liebe) und Flickr preist Herzchen auf Lebensmitteln an.

Und nun: zur Maus.

Wurstbrief zum Valentinstag

Kürzlich bat mich ein Freund, während seiner urlaubsbedingten Abwesenheit alle drei bis vier Tage seine Blumen zu gießen. Eigentlich habe ich es nicht so sehr mit der Botanik. Im Prinzip bin ich für eine derartig vertrauensvolle Aufgabe ein denkbar ungeeigneter Kandidat. So warnte ich meinen Freund, dass nach unzähligen gescheiterten Begrünungsversuchen in meinem Haushalt lediglich sehr selten zu bewässernde Hydrokulturen eine Heimat fänden, da mein Umgang mit pflegebedürftigeren Pflanzengattungen auf ganzer Linie gescheitert sei. Nachdem die Wasserstandsanzeige meiner in Blähton gebetteten Zierpflanzen das Zeitliche segnete, hatten auch diese keine Daseinsgrundlage mehr. Der kleine rote Wasserstandsindikator rührte sich nicht mehr, was das Todesurteil für die gummibaumartigen Gewächse bedeute, während auch auf der Küchenfensterbank die Kakteen bis zu ihrem traurigen Ende vor sich hin dörrten.

Nun ist es bekanntlich so, dass sich an einem jeden 14. des Monats Februar der sogenannte Valentinstag jährt. Diese Tradition wird auf die Sage des Bischofs Valentin von Terni zurückgeführt, der einige Verliebte, darunter auch Soldaten, die nach kaiserlichem Befehl unverheiratet bleiben sollten, heimlich christlich getraut und ihnen zu diesem Anlass Blumen aus seinem Garten geschenkt haben soll. Valentin von Terni lebte im dritten Jahrhundert nach Christus und konnte nicht ahnen, dass ihm einige hundert Jahre später die Ehre zuteil werden würde, posthum mit dem großen Marketingorden am Band des Deutschen Floristen- und Raumbegrünungs-Hauptverbandes ausgezeichnet zu werden. Noch heute denken zahlreiche einander zugeneigte Menschen seiner und beglücken sich am Valentinstag gegenseitig mit den üppigsten Blumenpräsenten, dabei stets beteuernd, dass dieser Tag nicht, wie so viele Unwissende glauben, eine Erfindung der Floristenindustrie sei, sondern auf eine lange Tradition zurückgehe.