Das kommende Erwachen steht wie das
Holzpferd der Griechen im Troja des Traumes.
(Walter Benjamin)
Einen kurzen Moment ausgelassen sein und den Alltag vergessen, den eigenen Schwerpunkt verlagern, schwingen. Sich dann aber nicht mehr halten können und jäh von der Schaukel fallen. (Nicht weil jemand an der Kette sägte, sondern aus eigener Unachtsamkeit etc.) Darauf aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Traum war, aber trotzdem Beulen davontragen.
Es ist keine richtige Verabredung. Sie sagt ihm, dass sie da sein werde, und er geht zur genannten Zeit in die kleine Galerie im Lichthof des Universitätsgebäudes. Sie, die Kunsthistorikerin, führt durch die Ausstellung und zieht an diesem Abend den Säbel dem Florett vor. Er, der Trottel, erkennt weder die Duchamp-Referenz noch hat er Walter Benjamin gelesen. Dafür verfügt er, so sagt sie, über ein provinzielles und längst überholtes Kunstverständnis. Zum Abschied diskutiert man auf einer Straßenkreuzung, was eigentlich Kunst ist – eine Fragestellung, die sie überhaupt nicht interessiert. Dann geht man getrennte Wege.
Am folgenden Tag gibt es im Büro Negerkussbrötchen. Er erinnert sich an seine Kindheit in der Provinz und wie er damals auf dem Weg zur Schule heimlich mit Mohrenköpfen belegte Rundstücke erwarb. Die Bäckereifachverkäuferin wusste darum, dass diese Art des Pausenbrotes bei Eltern und Lehrern gleichermaßen ernährungsphysiologisch verpönt war. Aus diesem Grunde zwinkerte ihm die Bäckersfrau stets konspirativ zu. Die in der früheren DDR sozialisierten Kollegen kennen keine Negerkussbrötchen und wundern sich über diese eigentümliche Konstellation. Ihn wiederum wundert, dass es über zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch kleine Entdeckungen gibt, die daran erinnern, dass das Land vormals geteilt war.
Ob die Kunsthistorikerin sich für Negerkussbrötchen interessiert, weiß er nicht. Wohl aber, dass sie immerzu Salat isst.
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