Noch vor wenig mehr als zehn Jahren hat man Menschen milde belächelt, die unterwegs geschäftig tuend in einen zu groß geratenen digitalen Knochen mit Antenne sprachen. Heute können wir uns unser Dasein ohne mobile Telefonie kaum noch vorstellen und in wenigen Jahren bereits wird jeder AchtFünftklässler mit seiner eigenen Brombeere ausgestattet sein.
Hierbei ist weniger von Früchten der weltweit verbreiteten Pflanzengattung Rubus aus der Famile der Rosengewächse als gesunde Beigabe zum Pausenbrot die Rede, sondern von elektronischen Spielzeugen für aufstrebende Möchtegernmanager, die ihre Bedeutung für den Kreislauf des Wirtschaftslebens nicht realistisch einzuschätzen wissen. Wie der Zufall es wollte, saß mir heute morgen ein anzugtragender Jüngling in der U-Bahn gegenüber, der ein solches Empfangsgerät für elektronische Post sein Eigen nannte (oder dieses zumindest eigenkapitalschonend geleased hat). Während der gesamten, fast halbstündigen Fahrt, drehte er unablässig mit seinem Daumen an dem an der Seite des Gerätes befindlichen kleinen Rädchen. Sein kleinster Finger fing dabei fast an zu glühen und man konnte den Eindruck haben, dass der Herr glaubte, die Bahn würde sofort anhalten, wenn er aufhörte das winzige Rädchen zu betätigen. Das Geräusch des Scrollrades noch im Ohr betrat ich im Anschluss an die zermürbende Fahrt mein Büro und landete in der montagmorgendlichen Besprechung im Kollegenkreise, für die die harmloseste Bezeichnung eines BlackBerry-Nutzers wohl das neudeutsche Wort Meeting wäre. Auch dort saß mir ein sogenannter Kollege gegenüber, der diese Art von Kommunikationswerkzeug benutzte. Warum auch er, als hinge sein Leben davon ab, am Rad drehte, erschloss sich mir zunächst nicht. Ließ er doch in den Besprechungen kaum eine Gelegenheit aus, sich über das unaufhaltsam wachsende Spamaufkommen zu beschweren, was er stets mit den Worten beschloss: „… und richtige Mails sind nie welche dabei. Nie.“ Mehr verriet ein Blick auf seine Wurstfinger. Unmöglich konnte er mit diesen klobigen Gliedmaßen die miniaturisierte Tastatur seiner Brombeere benutzen – es blieb also auch ihm nur das für grobschlächtige Technikfreaks erdachte Rad.
Seit 1991 ist die Zahl der Benutzer auf weltweit rund 6 Millionen angestiegen und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Würde man eine Lösung finden, die durch das Raddrehen freiwerdende Energie nutzbar zu machen, wären wohl sämtliche Energieprobleme der Welt gelöst.
9 Antworten auf „Brombeeren weisen Weg aus Energiekrise“
Ja, die Welt der Unabkömmlichen. Arme Kreaturen, die meinen, ohne Empfang würden sie zu Staub werden. Getriebene, wo nicht mehr ein Buch den Nachttisch ziert, sondern ein Handy/Black-Berry, you name it.
Deine Kollegen lesen also hier nicht mit?! 3;0)>
Es ist definitiv eine Seuche mit diesem ganzen Schnickschnack. Die Belanglosigkeiten werden uns noch ersticken.
Und ich tue den Teufel, jedezeit erreichbar zu sein, oder ständig irgendwelche Gerätschaften zu begrabbeln. Irgendwo hört der Spaß nämlich auf!
@404: Nein, glaube nicht, dass die Kollegen mitlesen.
Als ich heute in der Bahn saß und verzweifelt ein Musikstück auf meinem iPod suchte, hatte ich fast ein schlechtes Gewissen, dass auch die Touchwheelenergie noch nicht sinnvoll genutzt wird.
Hmmm, Brombeeren. Himbeeren wären mir aber noch lieber. Es ist aber – im Gegensatz zu den süßen Früchten – schon bitter (Ha, welch fast schon dellingsche Überleitung), wenn man sich zum Sklaven seiner technischen Dingse macht.
Jetzt mußt Du mir nur noch erklären was das für (oder gegen) die Energiekrise bringen soll? Oder geht es hier um die Energie die DU verbrauchst, wenn Du Dich über solche Jünglinge/Kollegen aufregst? Das wäre dann aber schon wirklich „dellingsch“!! :-)
Könnt Ihr Euch vorstellen, daß es Dinge gibt, die von selbst geheim bleiben können? Einfach deswegen, weil sie SO unglaublich sind, dass sie niemand für möglich halten würde??
Sowas scheint es tatsächlich zu geben!
Und zwar in einem Sektor, in dem wir die Lösung für die Energiekrise niemals vermuten würden.
Achtung. Ich gehe jede Wette ein, daß NIEMAND von Euch das hier lesen wird:
http://disclosureproject.blog.de
Ätsch, Wette verloren!! :-)
[…] in denen transpirierende Menschen dicht an dicht gedrängt befördert werden, oder gar die Absurditäten des Arbeitslebens sind das Schlimmste am Beginn der Woche. Das Schlimmste an Montagen ist, dass mein Stammcafé […]
[…] die neuesten Projekte anzuschieben. Sobald man einen Parkplatz gefunden hat, wendet man sich seinem Blackberry zu und versucht etwas Wärme in sein hektisches Leben zu bringen, indem man möglichst […]