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Warenwelten #3: Leergutautomat. Eine Erzürnung.

Meine Großeltern väterlicherseits hatten beim Aufsuchen dieser Supermarktkette immer die größte Freude. Woche um Woche studierten sie genau das der örtlichen Zeitung beiliegende Prospektmaterial. Gab es bei dem von ihnen immerzu als „Konsum“ bezeichneten Discounter wieder einmal Blumenkohl im Sonderangebot, selbstredend riesige Köpfe für nur eine Mark, so schreckten sie nicht davor zurück, mit dem Automobil einen Weg durch die gesamte Stadt zurückzulegen, um das Gemüse zu dem wahrlich günstigen Preise zu erwerben. Benzin war schließlich damals billig und Klimaschutz noch gar nicht erfunden.

Auch heute noch suche ich regelmäßig einen Markt dieser Kette auf, allerdings muss ich dafür nicht die Stadt durchqueren, sondern lediglich die Straßenseite wechseln. Eine Begeisterung für den „Konsum“, wie ihn meine Großeltern in Anbetracht des erschwinglichen Gemüses an den Tag legten, will sich bei mir jedoch nicht entfalten, obwohl dort heute sogar niedrigpreisiges Biogemüse feilgeboten wird.

Meine Konsumbesuche machen mich, im Gegensatz zu meinen Großeltern, denen das Aufsuchen dieses Einzelhändlers stets die größte Freude bereitete, häufig sogar zornig. Dies ist besonders dann der Fall, wenn es gilt, das Leergut an dem dafür vorgesehenen Automaten zurückzugeben. Die Rückgabe von bepfandeten Einwegflaschen gipfelt jedes Mal in einem Kampf zwischen Mensch und Maschine.

Der Leertgutautomat zeigt sich bei jedem Versuch, ein für ihn bestimmtes Behältnis zurückzugeben, von seiner störrischsten Seite. Wirft man schwungvoll eine Flasche in seinen Aufnahmeschacht ein, so spuckt er sie umgehend angewidert aus und weist darauf hin, die Flasche erneut, aber dann andersherum, einzuwerfen, um auch diesen Versuch unter Preisgabe von lautstarken Sirenentönen und blinkenden Warnleuchten für den Menschen genauso kläglich wie für ihn erfolgreich abzuwenden. Dieses Schauspiel wiederholt sich so lange, bis der nun in die vollkommene Verzweiflung getriebene Mensch unter den Augen der gesamten anwesenden Kundschaft sowie des Verkaufspersonals, das ihm nicht, wie es angemessen wäre, im Kampf gegen die Maschine zur Hilfe schreitet, sondern allenfalls böse Blicke sät, die Übermacht der Maschine anerkennt und flehend darum bittet, das nun abermals, aber sanft und fast liebevoll, in den Automaten eingeführte Leergut gegen Ausgabe eine Pfandbons zurückgeben zu dürfen. Die Maschine weiß nun, dass sie gewonnen hat, lässt Gnade walten und druckt endlich, als wolle sie ihren Sieg damit beurkunden, den Pfandbon aus. Dies geschieht nicht, ohne voller Häme dem Menschen in ihrem Display noch einen „weiterhin schönen Tag“ zu wünschen.

Niedergeschlagen von dem verlorenen Kampf gegen einen Leergutautomaten wächst in diesen Momenten meine Hochachtung vor jenen charakterstarken Menschen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen, und dies deutlich zum Ausdruck bringen, indem sie sich nicht von einem Pfandautomaten demütigen lassen und ihr Leergut einfach auf der Maschine abstellen. Sie lassen sich ihre Menschenwürde nicht für ein paar Pfandcents billig abkaufen, denke ich, während der Zorn in mir wächst. Zorn auf die Maschine, Zorn auf ihren Konstrukteur, Zorn auf ihren Aufsteller, Zorn auf die mich mitleidig anschauenden Kunden, Zorn auf das mir nicht zur Seite stehende Verkaufspersonal und Zorn auf mich selbst, weil ich die Schlacht verloren habe.

Selbst wenn jetzt der Filialleiter des Supermarktes auf mich zukäme und mir zur Entschädigung für die erlittene Schmach eine ganze Kiste Biogemüse schenkte, änderte dies an meinem Gemütszustand nicht das geringste. Und Blumenkohl schmeckte mir noch nie.

17 Antworten auf „Warenwelten #3: Leergutautomat. Eine Erzürnung.“

In ähnlicher Not habe ich mich sogar schonmal dabei ertappt, mit solchen Automaten zu sprechen, sagte er mir „Flasche konnte nicht erkannt werden“ raunte ich ihm ein aufmunterndes „Versuch’s nochmal!‘ zu, meinte er „gehört nicht zum Sortiment des Marktes“, gab ich ein erschöpftes ‚doch‘ von mir.
Und dann bringt mich dieses Erlebnis immer wieder zum Grübeln: da fliegen Menschen ins Weltall und betreiben Atomkraftwerke etc. pp., aber kein Mensch hat es zwischendurch geschafft, einen funktionierenden Pfandflaschen-Rückgabe-Automaten zu konstruieren? Höchst befremdlich!

Schön beobachtet und mal wieder den Finger (bzw. die Tastatur) in eine schwärende Wunde unserer Konsumzivilisationsgesellschaft gelegt.

Aber, nach meinem Geschmack ist die Erzürnung bzw. das Unverständnis bzgl. dieser Hohn-Automaten noch zu milde. Denn es ist doch schlicht eine Beleidigung eines jeden denkenden Wesens, wenn es sich von so einem jämmerlichen Apparatschik demütigen lassen muß. Und meine Erfahrungen lehren, daß diese verpissten Automaten dermaßen launisch sind, daß man sie würgen müßte, wenn man es könnte.

Denn wenn man eine Tip-Top-Standard-DIN-Flasche, wie sie zu zigtausenden im betreffenden Supermarkt käuflich zu erwerben sind, in den Schacht legt (mit dem Boden zuerst!), so spuckt er diese meist 3-4x wieder aus, um sie dann beim fünften Versuch anstandslos in seinen Schlund zu ziehen… Was hindert diesen Arsch von Automat, sie bereits beim ersten Versuch zu akzeptieren? Aber man merkt: Sprache ist verräterisch – ich schrieb „…beim ersten Versuch“ – genau das ist ja das Traurige: man ist als Kunde bereits soweit, daß man „versucht“ der Maschine eine Flasche anzubieten – wohlwissend, daß diese das Angebot „ablehnen“ kann (und wird)!

Nein! Ich glaubs nicht. Das ist doch in HH, oder? Das sieht genau aus wie ein Markt bei mir in der Nähe. Die Straße fängt mit nem „a“ an, oder? Sagen sie nicht, dass das der Markt ist, dann sind wir vielleicht schon aneinander vorbei gelaufen. :-)

Dafür das die guten Plastikflaschen meist gleich zerschreddert werden, scheint mir der Aufwand solcher Automaten doch recht übertrieben. Es wäre schön, wenn sich da in Zukunft noch was neues einstellen würde.

Gruß

AMUNO

Es handelt sich nicht um Unfähigkeit, bessere Automaten herzustellen, sondern um eine besonders fiese Machenschaft der Geschäfte: auf diese Weise werden wir dazu gebracht, Frustkäufe zu tätigen (Schokolade, Alkohol, Zigaretten etc.). Es wird uns vorgegaukelt, daß die Maschinen nicht funktionieren – dabei funktionieren sie genau so, wie sie sollen, nur ist die Funktion eine andere als die vom Verbraucher erhoffte.

Also, zuerst immer einmal gutes Zureden.

Eine Maschine die Tag ein Tag aus benutzte Flaschen eingeworfen bekommt, will auch ein paar aufmunternde Worte hören. Und wenn das nicht hilft, dann kommt der alte Trick und die harte Schule ran:

„TRETEN“

Jaja, wir Maschinengeplagte wissen es ist kein Gerücht. Schon so manch ein Klopper gegen eine, ihre Dienste versagende Maschine, erweckte diese wieder zum Leben.

Und bloß nicht beirren lassen, wenn dann die wartende Menschen dich anstarren oder dich der Filialleiter anfährt. Hau auf das Teil trauf was das Zeug hält und beschimpfe es nach Herzenslust. Du wirst sehen, auch wenn die Maschine ihren Dienst nicht erbringt, so werden dich deine Mitmenschen nun immer Achten und stets einen respektablen Abstand zu dir wahren. Und wenn Du dich das nächste mal dieser Maschine näherst, wird sicher schnell einer der Bediensteten ob dieser Achtung, zu der Maschine laufen um dir dort behilflich zu sein. Denn der Respekt von Mensch, Maschine und der Filiale will hart erarbeitet sein! :-)

Ganz selten, dass ich einmal ein Problem mit der Annahme meiner Flaschen habe. Meistens reibe ich einmal am Strichcode, dann wird die Flasche geschluckt.

Ansonsten sind die Dinger doch ganz toll: Man gibt seine Pfandflaschen ab und wird nebenbei durch die Ausdünstungen der diversen Alkoholreste schlagartig sturzbesoffen… :-)

So ist das bei Neppy – bei „meinem“ Supermarkt, wo ich aber auch nur noch Mengenverbrauchsgüter kaufe, ist das ähnlich. Es ist haargenau dieselbe Automatenkonstruktion derselben Supermarktkette.
Vielleicht sollten wir froh sein, daß da kein Blaulicht drauf ist und der Automat einem nicht auch noch Handschellen anlegt, wenn es mit einer Flasche nicht klappt.
Fatal ist vor allem, daß es Kunststoff-Flaschen sind, die später plattgemangelt gen Asien exportiert werden und aus denen dann irgendwelche flauschigen Fleece-Klamotten gezaubert werden, die sich beim Tragen statisch aufladen und die einfach nur unangenehm sind. Die Klamotten werden dann mit Sicherheit nicht recycelt, so daß diese Flaschen (mit einer Nutzungszwischenstufe) geradezu als Müll konzipiert sind.
Oder irre ich mich ?

Aus den Klamotten wird die Füllung für Kuscheltiere, von denen die Kleinkinder dann Krebs bekommen. Außerdem wird daran geforscht, wie man abgetragenen Fleece über mehrere Produktionsschritte zu Kondomen verarbeiten kann, so daß sich das Problem mit den Kleinkindern dann von selbst ergibt.

Also ich habe mit dem Leergutautomaten bei PENNY ehe3r gut Erfahrungen gemacht. Bei mir (in Berlin) um die Ecke gibt es nebeneinander einen ALDI und einen PENNY.

Während mich das vielgenannte Gerät bei ALDI regelmäßig zur Weißglut bringt, taugt selbiges bei PENNY dazu, mein Gemüt wieder in einen ansprechbaren Zustand herunterzukühlen.

Unser Automat im Edeka ist in Bezug auf Demütigung da noch etwas weiter entwickelt.

Nachdem man ihm mit einer Mischung aus Gewalt und Zärtlichkeit alle Flaschen einverleibt hat, drückt man auf die grüne Taste. Jetzt startet der Automat ein geschicktes Ablenkungsmanöver und zieht die Kundenaufmerksamkeit auf sein Display. Da steht „Bondruck – Bitte warten“. 1-2 Sekunden später wechselt das Display auf „Bitte Leergut eingeben“. Verdutzt schaut man auf den Bonausgabeschlitz, aber da ist nichts. Bis der Blick dann mal den Fußboden streift. Und da liegt er dann im Dreck: der hart erkämpfte Leergutbon.

Die dumme rote Kiste schmeißt einem den Bon einfach vor die Füße und zwingt den Kunden so, sich zum Abschied noch einmal vor ihr zu verbeugen.

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