Das erste mal seit vielen Monaten habe ich am heutigen Sonntag keine Zeitung in der Hand gehabt. Ich hatte keine Zeit dafür und der sonntägliche Gang zum Kiosk meines Vertrauens entfiel somit. Obwohl der Hamburger Zeitungsmarkt am Wochenende seit Ende letzten Jahres im Neuerscheinungsrausch ist, greife ich mangels qualitativer Alternativen bevorzugt zur Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Aber auch bei deren Lektüre klingt mein Interesse zunehmend ab.
Beobachtet man das Geschehen in Deutschland und der Welt von Montag bis Samstag durchschnittlich intensiv, so finden sich in der Sonntagsausgabe neben Zusammenfassungen und Analysen des Wochengeschehens kaum nennenswerte Neuigkeiten. Aktuelle Nachrichten, die rechtzeitg vor Redaktionsschluss in die Ausgabe einfließen, werden einem am folgenden Montag, wenngleich vielleicht auch etwas kleingedruckter, erneut vorgesetzt. Die von den Medienmachern in die Welt gesetzte Mär von der Muße bei der sonntäglichen Lektüre bezweifle ich angesichts der umfangreichen samstags erscheinenden Wochenendausgabe, welche kaum an einem einzigen Tag vollständig studiert werden kann. Am Montag wiederum mag man den dicken Schinken vom Vortag, bei dem es sich im Prinzip um eine gewöhnliche, wenngleich auch etwas umfangreichere (sowohl was die Seitenzahl als auch den Einzelverkaufspreis angeht) Tageszeitung handelt, auch nicht mehr anfassen. Schließlich ist nichts so uninteressant wie die Zeitung vom voherigen Tag. Handelte es sich um eine Wochenzeitung, ja dann könnte man zumindest das Feuilleton, den Gesellschafts- und Wissenschaftsteil noch bis zum folgenden Samstag mit sich herumtragen und hin und wieder genussvoll darin blättern. Eine Sonntagszeitung stinkt jedoch bereits am Montag wie ein alter Fisch und muss umgehend der Entsorgung zugeführt werden.
Nach jahrelangem Stillstand hat in jüngster Zeit ein regelrechter Kampf der Verlagshäuser um den Sonntagsleser begonnen. Auch die Süddeutsche Zeitung plant noch für dieses Jahr die Herausgabe eines Blattes. Der tägliche Leser wird meiner Meinung nach jedoch durch die Lektüre einer Sonntagsausgabe nicht besser informiert, allenfalls durch die stärkere Ausrichtung auf boulevardeske Themen besser unterhalten als unter der Woche. Ich werde mich künftig am Sonntag lieber wieder stärker einem guten Buch zuwenden.
9 Antworten auf „Sonntag ohne Zeitung“
Ich habe sie alle probiert, die sonntäglichen Zeitungen und bleib weiter bei meiner „Zeit“.
Recht so. Ich habe wochenends immer noch genug SZ übrig, dass zusätzliche Sonntagsblätter zu erwerben Unfug wäre.
Blabla…
Schaut man halt die Tagesschau oder liest es online nach.
Nee, sonntags, wenn ich mal richtig Zeit hab‘, dann tu ich mir das an mit einer ausführlichen Lektüre der FAS. Und nochmals nein, sie stinkt auch am Montag noch nicht nach Fisch. Auch dann nicht, wenn ich mir nebenbei noch die Zeit antue.
Online zu lesen ist nett und schön. Aber oberflächlich. Es befriedigt nur den eiligen Klienten. Mir gibt es nicht das, was mir intensive Lektüre beschert.
ich empfehle die taz, die tageszeitung – es lohnt sich.
Lies mal sechs Wochen keine Zeitung. Du hast hinterher nix vermisst.
ach die zeitung hole ich mich nur noch bei gelegenheit..
es gibt doch so viele andere tolle medien :)
[…] erwarb ich beim Zeitungskiosk meines Vertrauens eine Sonntagszeitung. Nachdem ich mein passend abgezahltes Münzgeld herüberreichte, verabschiedete mich […]
[…] meisten Sonntagszeitungen haben einen eher unterhaltenden Charakter, sind jedoch meist überflüssig. Das Springer-Blatt “Welt am Sonntag” war gestern sogar […]