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Warteschlangengeschichten Teil 2

flickr: Beck's

Foto: royal618

Der Niedergang der Bierkultur begann nicht etwa mit dem Ausverkauf der altehrwürdigen hanseatischen Brauerei in Bremen an einen Belgischen Industriebierhersteller, sondern bereits mit der großflächigen Verbreitung von goldenem Bier in transparenten Flaschen. Immerhin waren es damals noch Glasflaschen, aber diese Tatsache ändert nichts zum Guten.

Dass das herbe Pils mit seinem aromatischen Hopfenanteil immer mehr zu einer exotischen Erscheinung in einer Welt voller alkoholhaltiger Spaßgetränke verkommt, wurde mir endgültig klar, als ich mir kürzlich im Kino die Wartezeit bis zum Beginn des halbwegs anspruchsvollen Streifens mit dem Erwerb eines geeigneten Kaltgetränkes verkürzen wollte und die junge Dame vor mir folgende Bestellung aufgab:

„Ein Beck’s Grün, bitte.“

Eigentlich wäre es schlimm genug, dass der Hersteller in den letzten Jahren dem Trend folgte, den Hopfenanteil zu reduzieren und das Bier auf diese Weise geschmacklich glattzubügeln. So lässt sich gut nachvollziehen, warum der Slogan „Beck’s – löscht Männerdurst“ in „Beck’s – löscht Kennerdurst“ abgewandelt wurde. Dass aber das nach einem Edelmetall benannte Lagerbier mittlerweile zum Normalfall geworden ist, ist weder Männern noch Kennern zuzumuten.

Zum ersten Teil der Warteschlangengeschichten geht es hier.

26 Antworten auf „Warteschlangengeschichten Teil 2“

Ein Trauerspiel. Zuweilen steht ja bereits „Beck’s Grün“ neben „Beck’s Gold“ auf der Getränkekarte.

Dagegen hilft nur Astra Rotlicht, wo auf dem Etikett zu lesen ist:
„Schluss mit den goldigen und geschmacksneutralen Bieren ohne Charakter. Astra Rotlicht hat 6,0 % Alkohol, ist süffig, kiezig, kantig“… so soll das sein…

Becks.
Tja.
Was soll ich sagen?
Schade, dass meine lieblingsplörre auf einmal so komisch wird.
Werde nur noch Astra oder Holsten zu mir nehmen.

Oder gar keine Hopfenkaltschale mehr.

Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten. Ich bin nicht so der Freund von herben Bieren wie Becks. Das war ich noch nie, insofern kamen mir Becks Gold und Holsten Night sehr zu pass.

Ich habe es mehr mit den würzigen, bayrischen, manchmal auch etwas süßlichen Bieren. Da passt Gold und Night sicher auch nicht rein, aber die sind für mich eher der Durstlöscher, während bayrische Biere eher dem Genuss dienen. Ich muss allerdings zugeben, dass mir Astra und Holsten inzwischen auch ganz gut schmecken, auch das Rotlicht Astra. Das war früher anders. Vielleicht liegts auch an der guten Werbung, die dem prolligen Ruf beider Marken etwas mehr Pfiff gegeben haben.

Ich komme ja aus Jever und ich bin froh, dass die hiesige Brauerei diesen Trend nicht mitmacht, sondern schon immer eine Spur herber war als andere Biere. Mittlerweile ist das ja fast schon ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. Wer übrigens an Jever gewöhnt ist und in einer auswärtigen Kneipe zwangsweise ein Warsteiner o.Ä. zu sich nehmen muss, der kann sich übrigens leicht mit dem Wirt in die Haare bekommen, weil man ja kein Leitungswasser bestellt hätte, sondern Bier. Alles schon erlebt.

Ah, mein Mädchenbier… ich steh‘ dazu, ich mag Beck’s Gold. Aber das Original nun Grün zu nennen, ist natürlich das Allerletzte. Obwohl sie alles dafür tun, ihre Marke zu verwässern, wenn man mal an die ganze Lemon, Chilled Orange etc. gelabelte Werberplörre denkt.
(Letztlich geht aber nix über’n Guinness.)

Dieses Yuppie-Bier, das heute in den langhalsigen Weißglas-Flaschen teuer verkauft wird, das hieß früher ‚Export‘ und lag als braune handgranatenförmige Buddel in schwieligen Werftarbeiterfäusten. Kein Witz …

‚Tschuldigung, dass ich hier so reinplatze, Herr Bosch, aber haben Sie heute gegen viertel nach sechs in einem roten Shirt und brauner Jacke das Schulterblatt überquert?

@isabo: Ja, das ist wohl wahr. Ich habe heute übrigens ein rotes Polohemd getragen, war aber ungefähr drei Stunden früher am Schulterblatt unterwegs. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.

Hallo!
Ich muss mich jetzt mal an der Bierdiskussion beteiligen. Also ich glaube zwischen dem früheren Export und „Gold“ besteht aber noch ein Unterschied;
Export ist „brauner“ und malziger, hatte(hat?) früher oft 5,2% Alkohol, sozusagen „süßer“ während Gold ja doch zum „glattgespülten“ Geschmack tendiert.
Ich trinke aber sowohl Gold als auch Export (selten) als auch normales Bier. Ich bin da eigentlich auch recht tolerant geworden, seit ich bei
einer spontanen Blindverkostung zwischen einem Billig- und einem sagen wir mal mittelpreisigen Bier, nämlich Zwergenbräu und Einbecker (in „Handgranatenform“, ich sage „die Maurerflaschen“ halt) mich hoffnungslos verschätzt habe. Ich finde der entscheidende Faktor ist:
Bier sollte 8-12 Grad kühl sein. Die üblichen geschätzten 16 Grad auf vielen früheren WG-Parties finde ich inzwischen schlimmer, als mal irgendeine unbeliebte Sorte zu trinken.
Übrigens: Schöner Bloq !
Habe ich jetzt am Thema vorbeigeschrieben ? Ich habe neulich kein Beck´s gekauft, weil
das in meinem Getränkemarkt 14 Euro kostet, während der Kasten Holsten
nur 10 kostet. 4 Euro für bessere Vermarktung ausgeben ? Nee, lieber nicht. Auf meiner Party war übrigens ein Kasten „Krombacher mild“(ca.12 Euro) mit deutlichem Abstand zuerst alle. Dann kam das Holsten. So sind die Zeiten heute, bzw. so ist der Geschmack meiner Gäste.
Im Kino, wo der Preis meist für alle Biere gleich ist würde ich schon Beck´s kaufen.

HA!

Was meinen Sie, warum ich Holsten trinke! DAS IST NÄMLICH NOCHMAL EIN HANSEATISCHNES MÄNNERBIER. Jaaaa, ich weiss, Carlsberg und so – und jetzt auch Holsten Lemon und Holsten Cola und überhaupt…
Aber das Holsten Pilsener schmeckt gut wie eh und je – da wird nicht gepanscht oder weggeschummelt!

„Beck’s Grün“ hör ich zum ersten Mal. Schlimm. Dennoch bleibt das mein Lieblingsbier, was vielleicht auch teilweise meiner Herkunft aus der Beckschen Heimat geschuldet ist. Man kann über den Geschmack von Beck’s Gold oder Green Lemon sicher geteilter Meinung sein – aber das waren die beiden erfolgreichsten neuen Biere der letzten Jahre. Kein Wunder, dass die anderen Brauereien das fleißig kopiert haben. Ich bleibe aber dennoch lieber beim dunkelgrünen Original.

PS: In Hamburg trinke ich auch oft Astra, was aber eher an der sympathischen Marke als am Geschmack liegt.

Ich empfehle Euch Biertrinkern mal das gute Vollmond aus der Locherbrauerei in Appenzell. Das wird nicht aus Käse gebraut sondern auch nach dem Deutschen Reinheitsgebot. Gebraut wird nur in den Vollmondnächten(Esoterik?) und die Sonne geht weder im Osten noch im Norden auf.
Anstatt, dass ich Kesselweise Norddeutsches Bier in die Schweiz transportiere, könnte ich Euch ja einmal gutes Schweizerbier an die Elbe bringen. Wie klingt das?

Welch Bierdiskussion und natürlich kommt Astra im hanseatischen Blog herbe gut weg :-)
@Schnitzel: Jever gibt es auch in der sogenannten Lime-Variante, wobei ich dagegen dann persönlich ein ganz normales Alsterwasser bevorzuge. Aber immerhin präsentiert Jever den Hamburger Hafengeburtstag dieses Wochenende – die Friesen sind schon eingefallen…

@lady-kinkling: Ja, Rotlicht Astra ist auch nicht schlecht.

@Sven: Mit Hamburger Bieren machst Du nichts verkehrt. Solgane Du nicht zum Berliner Kindl greifst, ist die Welt in Ordnung.

@Kiki: Mädchen dürfen von mir aus auch Beck’s Gold trinken.

@Schitzel: Bei mir steht Jever auch ganz weit oben auf der Liste. Kommt gleich nach meinem Lieblingsbier, dem Flensburger. Ich finde ja die Bügelflaschen so sympathisch. Ich habe hier übrigens noch eine volle 2-Liter-Bügelflasche Flens herumstehen. Das Problem ist, dass ich die nicht in den Kühlschrank bekomme.

@DJ Brutalo: Das ist mir zu esoterisch.

@Chat und Grenzquell: Sorry, in Sachen Bierhistorie muss leider passen.

@MC Winkel und André: Nichts gegen Holsten, aber in Hamburg trinkt man einfach Astra. Dies wurde auch im Rahmen der Führung durch die Holsten Brauerei von kompetenter Seite durch den Braumeister bestätigt. Das Holsten verschicken wir lieber an die Landeier nach Kiel.

@Kreuzberger: Na ja, ich denke auf so ein richtiges Beck’s kann man sich mit den meisten Leuten einigen. Da macht man nichts verkehrt.

…und zum Astra sei noch gesagt, dass die ihr zeug nicht einfach strecken, um auch kleine kinder damit zu verführen, sondern einfach Astra-Rotlicht auf den Markt bringen, um auch die härtesten der harten von der Hamburger Trinkkultur zu überzeugen.:-)

@bosch: Mittlerweile mögen sicher die meisten Beck’s, das war aber nicht immer so (jaja, „früher war alles anders“). Meine totale Erinnerung sagt mir, dass das große Grüne früher überwiegend im Norden verbreitet war und man es im Rest der Republik nicht überall bekam. Mittlerweile ist das ja gottseidank anders.

Und bezüglich Holsten hast Du natürlich recht – das trinkt man einfach nicht. Insbesondere seit die so pervers sind, ihre Plörre auch in Plastikflaschen zu verkaufen. Aus PLASTIKFLASCHEN vom Lidl trinkt mann einfach kein Bier!

Auf deutschen Seeschiffen , die Europa anliefen, gab es zu meiner Zeit (bis Mitte der 90er) nur zwei Biersorten: Beck`s und Holsten. Beck’s für Seeleute und Holsten für Weicheier, Sitzpinkler und Warmduscher. Eine Frage der Weltanschauung also.

Ich möchte hier an eine andere Hamburger Traditionsbrauerei erinnern, die von Holsten 1970 plattgemacht wurde: Bill. Das Geschäftsführer/Inhaberehepaar machte während der heißen Phase der Übernahme zwecks Ablenkung mit unserem Dampfer, der „Otto Leonhardt“ , eine Reise nach Westafrika. Da war die Sache schon gelaufen, das war deutlich an der Reaktion der ungemein sympathischen Leute zu merken, wenn ich meine Funksprüche mit langen Zahlenkolonnen bei ihnen ablieferte.

Astra ist natürlich auch Holsten und trotzdem noch kein solches Laberwasser geworden. Zurück im Allgäu werde ich demnächst gottseidank noch mindestens zwei einheimische Privatbrauereien vorfinden, deren Getränke natürlich im neu eröffneten Eiscafé „Salmonella“ auf der Karte stehen werden.

Holsten wird sogar vom gewöhnungsbedürftigen Flensburger eindeutig geschlagen. Holsten = Geschmack der mittelmäßigen Masse.

Wahrlich eine erschütternde Entwicklung. Ich bleibe dem Herben aus Norddeutschland treu – Jever wie Becks. Astra und Holsten findet man hier in Westfalen vergleichsweise selten. Aber Goldbier stelle ich mir nicht in den Kühlschrank.

@jovelstefan: Ich bin in erster Linie Exil-Ostfriese, erst dann Wahl-Westfale. Schließlich habe ich drei Viertel meines Lebens dort oben verbracht, wo ich auch geboren bin. Ein Potts ist auch durchaus was Nettes, keine Frage. Oder ein Klutes aus Havixbeck. Aber was Lokalpatriotismus betrifft, so stehe ich vor allem für den hohen Norden ein. :)

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