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Ein Fall für zwei

Vorspann: Dum-di-dum, Dum-di-dum-di-dum, Dum-di-dum-di-dum, Dum-di-dum, Da-da-da-da-da-dap-da-da-da … (Kameraschwenk auf die Skyline von Frankfurt am Main.)

Prolog: Die Rechtsanwälte kommen und gehen, aber Privatdetektiv Josef Matula (gespielt von Claus Theo Gärtner) trägt immer noch seine alte Wildlederjacke.

Hauptteil: Zuerst wird immer jemand erschossen, ein Tatverdächtiger ist aber zum Glück sofort zur Hand und wird umgehend von der Polizei festgenommen. Ein Angehöriger des Tatverdächtigen wartet bereits bei Sekretärin Helga und trinkt Kaffee, als der Strafverteidiger seine Kanzlei betritt. Der Angehörige bittet den Rechtsanwalt, die Verteidigung zu übernehmen, der Rechtsanwalt zögert zunächst und muss sich das noch einmal genau überlegen. [Variation: Rechtsanwalt kennt den Tatverdächtigen bereits seit vielen Jahren, in diesen Fällen besteht kein Zweifel, dass er die Verteidigung übernimmt.] Matula kommt zufällig vorbei, er ist wieder knapp bei Kasse und benötigt dringend einen neuen Auftrag. Schließlich trägt er bereits seit über zwanzig Jahren dieselbe Wildlederjacke und will sich endlich mal eine neue kaufen, außerdem muss er wieder seine Miete bezahlen. Der Rechtsanwalt zeigt Matula eine Zeitung mit großen Buchstaben, in der bereits ausführlich über die Tat berichtet wird. Matula grinst debil und bestellt in Gedanken schon die neue Lederjacke.

Der Rechtsanwalt trifft den Tatverdächtigen in dessen Zelle und entscheidet nach gründlicher Abwägung aller Fakten, das Mandat zu übernehmen. Matula schnüffelt im persönlichen Umfeld sowohl des Opfers als auch des Tatverdächtigen herum, während Letzterer dem Untersuchungsrichter vorgeführt wird. Die Kriminalpolizei hat belastende Beweise gefunden, der Mandant indes hat seinem Anwalt entscheidende Informationen vorenthalten. Der Rechtsanwalt überlegt, das Mandat daraufhin niederzulegen, verwirft aber diesen Gedanken unverzüglich. Selbstverständlich verbleibt der Tatverdächtige in Untersuchungshaft, schließlich ist er nicht das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Matula ist währenddessen natürlich nicht untätig: Er entdeckt eine heiße Spur und findet im Umfeld des Tatverdächtigen eine weitere verdächtige Person. Alles scheint zu passen, die verdächtige Person hat ebenfalls ein starkes Motiv für die Tat. Doch da bekommt Matula plötzlich bei seinen Ermittlungen von hinten eins übergebraten. Privatdetektiv zu sein ist ganz schön gefährlich – wie gut, dass er sich nicht die schöne Wildlederjacke dabei zerrissen hat.

Retardierendes Moment: Während alle Indizien darauf hindeuten, dass die von Matula aufgespürte zweite Person die Tat begangen hat, war es in Wirklichkeit eine bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auffällig in Erscheinung getretene dritte Person. Auf den letzten Drücker kommen der Rechtsanwalt sowie sein treuer Ermittler mit der Wildlederjacke vollkommen unabhängig voneinander auf die Lösung des Falles. Als sich beide von den von ihren Augen gefallenen Schuppen befreit haben, stellen sie unter Einsatz ihres Lebens den wahren Täter und übergeben ihn der Kriminalpolizei.

Epilog: Der ursprünglich Tatverdächtige kommt aus der Untersuchungshaft frei und ist seinem Rechtsanwalt unendlich dankbar. Helga bekommt von dem Unschuldigen einen Kasten Pralinen, die sie so gern mag, geschenkt. Matula kann seine nächste Miete bezahlen, kauft sich aber trotzdem keine neue Jacke.

Von Ein Fall für zwei wurden seit 1981 in 25 Staffeln über 200 Folgen immer desselben Drehbuches verfilmt. Lediglich die Namen der Nebendarsteller wurden in jeder Folge gewissenhaft ausgetauscht.

18 Antworten auf „Ein Fall für zwei“

Wenn man eine Folge gesehen hat, hat man alle gesehen. Ich schaue mir gerne Krimis an, aber die zwei tue ich mir nur sehr selten an.

Ich bin kein Glotzenglotzer und habe höchstens zwei Sendungen der Serie gesehen. Aber ich frage mich doch, wie man eine solche Kritik verfassen kann, ohne nicht schon längst das Handtuch geschmissen zu haben.

Hoffst du etwa auf Besserung? Ganz schön hartnäckig.

Nach der vergnüglichen Lektüre dieses Textes, der offensichtlich auf einen Schlag alle bisher gedrehten FFZ-Folgen zusammenfasst, bin ich gleich mal auf YouTube vorbeispaziert. Ich wollte eigentlich nur noch einmal in die Musik reinhören (Dum-di-dum, Dum-di-dum-di-dum, das war aus lange zurückliegender Erinnerung das Einzige, was ich mal an dieser Serie gut fand). Dabei bin ich dann auf diese gefilmte Nachempfindung der Fall-für-Zwei-Ästhetik gestoßen, ein Fall für unscharf, doch nicht unsympathisch, geschossenes Bildmaterial aus dem Studentenwohnheim:

http://www.youtube.com/watch?v=hx9Nph_to0E

Das ist gar nichts Ungewöhnliches: Edgar Wallace hatte eine Art Drehorgel für seine Serienproduktion. Immer, wenn er nicht mehr weiter wusste, drehte er die Kurbel und fand dann Anknüpfungspunkte in der Art: ‚Eine Frau wird entführt‘ oder ‚Eine Leiche treibt im Hafen‘ …

Matula (Claus Theo Gärtner) stammt aus Oberhausen, er spielt – wie er ist. Einfach, geradeaus, netter Kerl. Seine Mutter wohnt bei uns umme Ecke. Ab und zu ist er hier zu sehen. Hat sein Ruhrgebiet nicht vergessen. Schon sein Vater war als lokaler Haudegen bekannt…
Lo

hallo boschblogger. habe gerade dein blog entdeckt und finde es sehr amuesant. mehr davon (gerne auch tiefschuerfende fernsehkritiken und gedichte *smile*).

ein fall fuer zwei war die lieblingsserie des jetzt gestorbenen schwedischen regisseurs ingmar bergmann: er hat sie, erzaehlen seine tagebuecher, regelmaessig mit seiner gattin im fernsehen angeschaut. das habe ich im hamburger abendblatt http://weltkindmovies.blogspot.com/ entdeckt. absurd und hoechst erstaunlich, finde ich. auch ein grosser hat seine banalen geheimnisse, scheint es.

liebe gruesse aus ctg´s alter heimat
vom weltkind

„[…] Matula kommt zufällig vorbei, er ist wieder knapp bei Kasse und benötigt dringend einen neuen Auftrag. […]“

Dabei ist zu beachten, dass Matula in einem riesigen Loft wohnt (dessen Miete in Frankfurt nicht zu unterschätzen sein dürfte) und er immer das neuste Alfa Romeo Modell fährt (einmal sogar schon den 159er, obwohl dieser zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch gar nicht erhältlich war).

Aber dann seinen „Chef“ um 100 EUR Vorschuss anpumpen… :-)

Gruß Lutz

P.S.: Ich gucke die Serie gerne, da ich Frankfurt gut kenne und dadurch viele Drehorte wiedererkenne. Aber die obige Zusammenfassung hätte ich nicht besser schreiben können! :-)

Super geschrieben, hast was drauf…
trotzdem, liegt es an meinem mangelnden Intellekt, oder warum liebe ich die Serie. Ich glaube sie steht für Leute wie mich, als Fels in der Brandung der schnelllebigen Zeit, als Relikt aus den geliebten 80’s, hat überlebt, und trägt trotz moderner Gestaltung, doch noch den Spirit einer Zeit in sich, als ich mich nach der Schule vor den Fernseher gehauen habe und mir immer wieder den gleichen Mist gegeben habe, und eben dieser Mist zu einer Art Tradition geworden ist. Alle meine geilen Erlebnisse aus den achzigern, werden gesäumt von solchen Serien, wobei auch ein Colt für alle Fälle nicht vergessen werden darf, und immer wenn ich ihn sehe, den Fall für zwei , bergrüße ich ihn wie einen alten Freund, und freue mich, als gehörte ich dazu, der Anwalt, Klaus Theo und ich, ein starkes Team. Eigentlcih ein fall für 3.
Lach, nehmt das bitte nicht ganz so ernst, aber ich fühle mich einfach wohl wenn es wieder „dum di dumm….“ macht..grins
Gruß Wolfdieter

@Wolfdieter: Vielen Dank und keine Sorge. An manche Serien gewöhnt man sich offensichtlich. Mir fiel beim Schreiben des Textes einfach nach mehr als einem Jahrzehnt Ein-Fall-für-Zwei-Abstinenz auf, dass diese Folgen noch immer genauso funktionieren wie früher – nur eben ohne Strack.

Hallo,
ich bin gerade über das Kommentar bei Meedia hier gelandet und habe über die ZDF Mediathek mir die letzte Folge angesehen, und ich muss sagen stimmt…

Beim Tatort ist es allerdings anders betrachtet man hier die ersten Folgen von 1970 (Taxi nach Leipzig) deutlich besser ;-) .

Gruß

Gerald

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