Leicht ist es, mit Blick auf die sich unaufhaltsam ausbreitenden Coffee-Ketten, den Untergang der Kaffeehauskultur zu proklamieren. Welch zivilisierter Mensch sitzt nicht lieber im Café seines Vertrauens und trinkt seinen Cappuccino aus einer echten Tasse? Stattdessen finden wir an nahezu jeder Straßenecke einer jeden größeren Stadt die Niederlassung eines Bohnenkonzerns, der entweder nach einer Figur aus einem Walfängerroman oder einem französischen Dichter des 19. Jahrhunderts benannt ist. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildet hier der Verkauf von Schnickschnacklattemacchiatos mit Sojamilch und Karamelgeschmack mit halber Fettdosis – am besten alles im Pappbecher zum Mitnehmen.
Abgesehen davon, dass der Kaffee aus der Kaffeebarkette geschmacklich häufig keinen Hochgenuss darstellt, ist, was auf den ersten Blick so praktisch erscheint, in Wirklichkeit kein Vergnügen: Der Pappbecher ist zumeist so dünn, dass man ihn aufgrund des zu stark erhitzten Inhalts kaum anfassen kann, der aufgesetzte Deckel macht den Kaffeetrinker entweder zu einem alten Kind, das noch, oder zu einem jungen Greis, der schon aus der Schnabeltasse trinkt. Entfernt man den entwürdigenden Deckel, so rächt sich das physikalische Gesetz der Trägheit der Masse – und der Inhalt schwappt über.
All das ist selbstverständlich nicht neu, und ich will daher an dieser Stelle nicht weiter auf das bekannte Klagelied einstimmen. Stattdessen blicke ich nach vorn: Coffee to go war gestern – was kommt, ist das Café to go. Noch hat sich diese Welle nicht durchgesetzt, aber schon bald werden wir nie wieder in einer fremden Stadt auf das vertraute Café mit dem hervorragenden Cappuccino, den leckeren hausgemachten Tartes, Kuchen und Quiches, der freundlichen Bedienung, der bewährten Auswahl an Tageszeitungen, der gepflegten Musik im Hintergrund und den bekannten Gästen verzichten müssen. Das Lieblingscafé ist einfach immer dabei – ein Hoch auf das Café to go.
13 Antworten auf „Jetzt ganz neu: Café to go“
ich frage mich ja manchmal, warum ist denn starbucks in hh so beliebt. alle nase lang twittert wer, er sei bei starbucks. in berlin geht die social media boeheme ins cafe oberholz, ein cafe, das far from starbucks und discounter ist, hier in hh gehen die social media spezies dann aber ganz gerne ins starbucks, warum? kein stil? mehr geld?
please help me?!
„in berlin geht die social media boeheme ins cafe oberholz, (…) hier in hh gehen die social media spezies dann aber ganz gerne ins starbucks“
Ein Verallgemeinerer, ein Verallgemeinerer, steinigt ihn.
Ich mochte meinen persönlichen Vorbeilaufasiaten, der hatte wochenlang ‚Nudeln Togo‘ auf dem Schild.
@ _jrg Du hast Probleme. Vielleicht ist Oberholz doch schon Starbucks.
@_jrg Vielleicht, weil es in HH einfach kein vernünftiges Café mit WLAN. Abgesehen vom Haus 73, in dem sich zuweilen merkwürdiges Publikum und ebenso merkwürdiges Personal die Hand geben, fehlt in Hamburg einfach etwas oberholziges. Ich glaube ja, der Starbucks am Jungfernstieg verfügt lediglich über eine „gefühlte Beliebtheit“, da @Nico ständig twittert, dass er dort ist und auch die Open-Coffe-Veranstaltungen dort ausgetragen werden.
Wie dem auch sei, ich habe ja bald mein Lieblingscafé bald überall dabei.
Der Herr Bosch macht aber ganz schön Reklame
für sein ( wahrscheinlich ) Lieblingscafe!?
Aber Recht hat er, mag meinen Cappuccino auch
am liebsten im Sitzen zu mir nehmen !!!
Manche schwören auf Kenianischen Kaffée, mancher eher auf den aus Togo.
Gerade jetzt in der Kalten Jahreszeit geht es doch darum sich etwas warmes über die Zunge (und die Hand) zu spülen. Schmecken tut man doch sowieso nicht was dort ausgeliefert wird da man sich im Wochentakt die Zuge verbrüht.
Und zuguterletzt noch ein Lob auf die Alu-Thermostasse, der Kaffée von zuhause ist immernoch der Beste.
In Amerika sind übergroße (ca. 1 Liter Inhalt fassende) Thermogläser (mir fällt da jetzt kein besserer Name für ein) aktuell der Große Hit. Hier wird der Spülwasser ähnliche Amerikanische Kaffee eingefüllt, im Urlaub dann auch gerne alles was die All-Inc Bar bereithält.
Somit ist der Coffee to go wirklich auf dem absterbenden Ast, was mit 1-2 Jahren Verspätung aus Amerika kommen wird ist der „Becher-to-bring“
Das mit dem Becher-to-bring hab ich auch schon erlebt, wird es bestimmt auch bald bei uns geben. Ist halt auch umweltschonend. ;-) Ansonsten bin ich auch eher für die klassischen Cafés und mag den Togo Latte auch nicht.
Schöner Artikel!
Es ist schon eine abstruse Welt: da begeben sich Menschen in ein „Coffee-to-go-Café“, um sich dort in ein WLAN einzuwählen, mit einem Coffee-to-go in der Hand – versteht sich.
Auf der anderen Seite setzen sich Menschen aus „Parallelwelten“ in Internet Cafés in denen es keinen Kaffee gibt…
Und dann wird man auch noch aufgefordert: „Café ZUM mitnehmen!“ ohje…
Lieber Herr Bosch, vergessen Sie nicht zum Togo-Lieblingscafé auch noch die Take-Tarte mitzunehmen, die ja auch ganz vorzüglich sind. Außerdem hat das Lieblingsmitnehmcafé ja den Sinn, die U-Bahnfahrt schöner zu gestalten, nicht wahr?
Ich stelle mir grad bildlich vor, wie einem ein kleines schnuckliges Kaffeehäuschen auf Schritt und Tritt in gebrühtem … äh: gebührendem Abstand hinterhertrippelt. :) Das Kaffeehaus, mein heißer Verehrer.
Hier habe ich mal einen kompakten Artikel für alle, die sich selbst manchmal dabei ertappen, nicht immer auf Anhieb die richtige Schreibweise von Kaffee parat zu haben, geschrieben. (Kann ja durchaus mal passieren)
Schöne Grüße
[…] gelesen hat den Artikel offenbar dieser Kaffeewirt, der dem Besucher gleich sein gesamtes Kaffeehaus mitgeben will. Man stelle sich das mal bildlich […]
[…] mobile Kaffeehaus, Anfang des Jahres noch ein Privileg der Hamburger, ist nun auch in Berlin […]