Sisyphos am Ofen

Brötchen frisch aus dem Ofen.

Bei anderen sieht alles immer so leicht aus. Dabei wollte er einfach nur kleine Brötchen backen, die auch ein bißchen nach Backwaren schmecken und nicht wie Mehlklumpen in seinem Magen liegen. Tag für Tag steht er seitdem wie ein Sisyphos am Ofen und optimiert seine Rezeptur. Nicht, dass er keine Fortschritte gemacht hätte, aber die Schritte sind zu klein, um in diesem Leben noch an sein Ziel zu gelangen.

Operation

Technische Geräte im Operationssaal.

Der Mann im weißen Kittel stellte sich nicht mit Namen vor. Er sagte, dass er der zuständige Anästhesist sei. „Aha, Sie haben also eine Operation mit Vollnarkose gebucht. Möchten Sie lieber während oder nach der OP aufwachen?“, fragte er mich mit sanfter Stimme, bevor er mir die Maske ins Gesicht drückte. Das Letzte, was ich hörte, war eine Melodie. Jemand pfiff Doktor Schiwago. Dann wurde es plötzlich dunkel.

Ein gewisser Doktor Schiwago arbeite gar nicht in dieser Klinik, wurde mir nach dem Erwachen versichert. Wen aber sollte ich jetzt verklagen?

Manipulation

Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.
(aus „Pippi Langstrumpf“)

Gestern veröffentlichte ich einen Beitrag mit einem Bild des Flughafens Tempelhof. Nachdem ich dieses Bild auch bei Flickr hochgeladen habe, lobte mich eine geschätzte Fotografin dort für die gekonnt eingefangene Stimmung. Die Sache hat allerdings einen Haken: Die Stimmung entstand einzig und allein in meinem Kopf. Und auch das erst Monate, nachdem die Fotografie aufgenommen wurde.

Tatsächlich handelt es sich bei der originalen Szenerie nicht um das gestern von mir wiedergegebene Tempelhofer Feld mit sagenhaft trister Anmutung, sondern um einen ehemaligen Flughafen an einem durchschnittlich schönen Berliner Frühlingstag. Die Modellierung von Gradationskurven, selektiver Sättigung und Farbtemperatur schufen eine komplett andere Atmosphäre. Ganz so, wie ich sie für meinen Beitrag benötigte. All dies ist kein Hexenwerk, sondern sind in der Fotografie durchaus gängige Stilmittel, denen man sich bereits in analogen Dunkelkammern bediente.

Obwohl wir uns der Möglichkeiten der Manipulation vollkommen bewusst sind, nehmen wir ein Bild wahr und glauben, es sei die Wirklichkeit. Manchmal ist es aber doch ganz anders. Genau so ist es auch mit Worten.

Zum Vergleich bitte Vorschaubild anklicken und Pfeiltaste unten rechts betätigen:

Rezeption

Kinderspielzeug BOSCH Kettensäge

Wovon man nicht sprechen kann,
darüber muss man schweigen.

(Ludwig Wittgenstein)

Die Rezeption dieser kleinen Onlinepublikation ist ein recht simple: Gewöhnlich ein Bild, manchmal ein Zitat, stets ein paar dahingeworfene Sätze. Meistens wenige. Das könnten Sie mit wenig Aufwand auch selbst machen.

Hat der Autor denn keine Gedanken, die über fünf Zeilen hinaus gehen, werden Sie sich womöglich zuweilen fragen. Ich kann Ihnen versichern: Doch, es gibt sie. (Aber diese deprimierten Sie nur.)