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Editorial

Balkonien etc.

Balkon

Einen Balkon müsste man haben, denkt man sich, wenn man in einer Wohnung ohne einen solchen offenen, betretbaren Vorbau, der aus einem Stockwerk eines Gebäudes herausragt, lebt. Oh, wie schön ist Balkonien, man sitzt dort mit einem guten Buch bei einem Glas Rotwein und genießt den Blick auf die untergehende Sonne.

Tatsächlich zeigt das Thermometer statt der angekündigten 22 meist lediglich 4 Grad Celsius. Deutlich hörbar vernimmt man wochentags hämmernden Baulärm und am Wochenende rasenmähende Kleingärtner, deren Grillfleischgeruch einem zu jeder Tageszeit perfide in die Nase kriecht. Kehrt vorübergehend Ruhe ein, beginnt es umgehend zu regnen. Durch die reinigungsbedürftige Glasscheibe der Balkontür beobachtet man dann, wie Gartenmöbel auf der an dem Gebäude anhängenden Freifläche von der Witterung gezeichnet werden.

Nur einen Tag im Jahr genießt man das Leben als Balkonbesitzer. Dann blendet die Sonne allerdings gerade so stark, dass das Lesen eines Buches unmöglich gemacht wird und außerdem ist an diesem Tag niemals trinkbarer Rotwein im Haus. Der monatliche zu entrichtende Mietzins einer Balkonage in einer deutschen Großstadt dürfte in etwa der Miete eines Briefkastens in Panama entsprechen. Dafür könnte man stattdessen einmal im Jahr einen wirklich schönen Urlaub verbringen. Mit Sonne, Ruhe und Rotwein. Oh, wie schön ist Balkonien

4 Antworten auf „Balkonien etc.“

Ein großer Garten bringt einen bei dem Wetter aber auch nicht weiter ;)
Allerdings – als ich in Berlin wohnte, hatte ich eine Wohnung in der der ehemalige Balkon zu einem Wintergarten ausgebaut wurde..
Keine Gute Idee – außer zum Wäschetrocknen wurde dieser nur als Pfandflaschen-Sammel Lager genutzt.

LG, Sven

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