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Editorial

Drei Dinge und ein Hund

Nicht, dass es nichts zu sagen gäbe, in bewegten Zeiten wie diesen. Aber doch nicht unbedingt von jedem und schon gar nicht von mir.

Um in der Seit 2006 andauernden Geschichte dieses Blogs das Jahr 2023 nicht zu dem ersten Jahr werden zu lassen, in dem hier kein einziger Beitrag erschienen ist, blicke ich kurz zurück auf das in wenigen Stunden abgelaufene Jahr. Persönlich und versöhnlich.

Schach

Nicht dass ich eine besondere Begabung für das königliche Spiel hätte. Aber zu meinem Erstaunen habe ich seit Beginn dieses Jahres eine einigermaßen große Faszination entwickelt. Ich weiß nicht mehr, wie es begann, aber es war online und irgendwann zog es mich dann in das Rabbithole und ich schaute eine zeitlang mehr Theorie-Tutorials auf Youtube und Twitchstreams von Schachfluencer:innen als alles andere.

Zufällig entdeckte ich, dass in der Hamburger Zentralbibliothek jeden Montag eine öffentliche Schachrunde, das „Schachdeck“ stattfindet. Da war ich sofort dabei und wann immer ich Zeit habe, gehe ich dort hin. Am Brett ist es doch noch einmal ein ganz anderes Spiel als online. Allein schon, weil alles in vollkommen ungewohnter 3D-Ansicht stattfindet.

Hier habe ich M. kennengelernt, einen pensionierten Mathe- und Lateinlehrer, der früher ein sehr starker Vereinsspieler war. (Er hat alles schon gesehen und mit ihm kann ich während des Spiels mögliche Züge diskutieren.) Und A., der aus Syrien stammt und in der Bibliothek an Deutschkursen teilnimmt. Und Y., der erst 12 Jahre jung ist, aber das Potential hat, eines Tages Großmeister zu werden, wenn er will. Außerdem den Seemann, der früher viel auf dem Schiff spielte, den Onlinespieler, der sich an malignen Fallen erfreut und in seiner Schule Schachtraining gibt, die ältere Dame, die bei einem Ideenwettbewerb zur Stadtverschönerung öffentliche Bodenschachspiele vorgeschlagen hat, aber selbst noch keinen einzigen Zug beherrscht, die Studentin, die alle Schachstreamer:innen bingt, den russischen Obdachlosen, der immer eine Fahne hat, und viele andere Menschen, die oft nur zufällig vorbeikommen, eine Partie spielen und dann nie wieder gesehen werden.

Manchmal spiele ich in Parks oder vor einem Berliner Späti. Überall auf der Welt kann man sich mit Menschen einen Tisch setzen und eine Partie spielen. Die Regeln sind einfach zu lernen. Und doch ist die Komplexität des Spiels schon nach ein paar Zügen für mich oft kaum noch zu durchdringen. Meistens verliere ich. Obwohl prinzipiell alle Spieler:innen dieselben Chancen haben; alle Informationen zur Verfügung stehen. Das Scheitern an der eigenen Dummheit macht demütig. Ich spiele weiter.

Spaghetti, Omlette und Apfelkuchen

Nicht dass ich ein besonders guter Koch geworden bin. Denn eigentlich esse ich lieber als am Herd zu stehen. Aber die einfachen Dinge haben es mir in diesem Jahr angetan: Spaghetti Carbonara. Und Cacio e Pepe, was sogar noch einfacher ist.

Das Tolle daran: man braucht nur wenige, aber gute Zutaten. Und ein bißchen Inspiration von TikTok und YouTube.

Ein perfektes Omelette ist in der Mitte cremig und wird geschickt eingerollt, sagt der Omelette-Gott und ich folge seinem Rat.

Sogar einen Apfelkuchen habe ich dieses Jahr ein paar Mal erfolgreich gebacken. Und Pancakes werden mit Buttermilch am fluffigsten. Hurra.

Kino

Nicht dass ich mich als Cineast bezeichnen würde. Aber in diesem Jahr war ich wohl so oft wie nie zuvor im Kino. Das war meistens schön, vor allem, weil man für zwei bis drei Stunden komplett abschalten kann. Auch die Verbindung zum Internet.

Besonders wunderbar natürlich die Filme: Anatomie d’une chute und Die Theorie von allem. Kritiken gibt es überall, wo es Kritiken gibt.

Notiz an mich selbst: Weiter antizyklisch ins Kino gehen. Kinotage mit Rabatten und Stoßzeiten an Wochenenden sind unbedingt zu meiden.

(Und: Oppenheimer > Barbie.)

Ein Hund namens Willy

Nicht dass ich je das Bedürfnis hatte, einen Hund haben zu wollen. Aber nun ist er da und das ist dann doch ganz schön. Meistens jedenfalls.

Willy ist nun fünf Monate alt. Seitdem er da ist, gehe ich zu Zeiten und/oder Wetterlagen aus dem Haus, die mir sonst im Leben nicht eingefallen wären. Meine Jackentaschen sind ausgebeutelt von Leckerlis, Kackbeuteln und Taschenlampe. Zum Dank schleckt Willy mir als Zeichen seiner Zuneigung sanft die Hand. Hach.

Häufig schaue ich nun Hundetrainervideos und denke oft an Harmtut Rosas Resonanzgedöns.

Ausblick 2024

Wie soll das alles weitergehen? Ich weiß es doch auch nicht.

5 Antworten auf „Drei Dinge und ein Hund“

Hallo Willy, schön dich kennenzulernen :–)

Vielleicht versteckt 2024 ja mehr Beiträge auf diesem Blog. Mich würde es auf jeden Fall reuen. Komm gut rein, lieber Bosch!

Nicht dass ich besonders häufig kommentierte, aber dieser Anlauf muss natürlich unbedingt positiv bestärkt werden, so schön liest sich das.

Und vielleicht insgesamt ein guter Ansatz: persönlich und versöhnlich.

Kommt gut ins neue Jahr, das ja ein besonders gutes werden soll!

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