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Wellen


Photo: lady-kinkling

Wellen. Meine Augen sind geschlossen und ich höre nichts als das Rauschen des Meeres. Dabei bin ich gar nicht am Meer. Ich öffne meine Augen und sehe keinen steinigen Strand, kein offenes Meer und schon gar keine Wellen. Nicht einmal eine winzige Pfütze kann ich entdecken. Ich befinde mich in einem neu eröffneten Café in einem etwas biederen Wohnviertel einer Millionenstadt.

Der sterile Raum ist weiß und rosa getüncht, feng-shui-harmonisiert, die Wellengeräusche stammen von einer silbernen digitalen Scheibe. Die Speisekarte strotzt vor Vitalstoffen. Alles hier ist von Gluten, Weizen und Laktose befreit, vegetarisch, ernährungsphysiologisch wertvoll, reich an Vitaminen, Mineralstoffen, kalorienarm und aus kontrolliert biologischem Anbau. Auch an kaltgepressten Ölen sowie frischen Kräutern mangelt es hier nicht. Selbstverständlich stammen die Frühstückseier ausschließlich von den glücklichsten Hühnern, und wer davon nicht genug bekommen kann, darf sich sein ganz persönliches „Wellfoodcatering“ nach Hause bestellen.

Im Regal, dessen Hölzer sicher aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, finden sich Druckerzeugnisse wie Natur & Heilen und der monatlich erscheinende simplyfy-your-life-Beratungsbrief. Während ich mich frage, ob diese Schriften korrekt auf Recyclingpapier gedruckt werden, verspüre ich eine mir völlig fremde Lust auf Coca-Cola, McDonald’s und Bild-Zeitung.

10 Antworten auf „Wellen“

Das biedere Wohnviertel in der Millionenstadt hatte ich erst in HH vermutet, doch dem Link auf die Fotografin folgend, erschließt sich mir, dass es statt der Freien und Hanse- die Bundes- und Hauptstadt sein muss, die das vermeintliche Wohlfühlparadies beheimatet, das Herrn Bosch in die Arme des westlichen Kunsum- und Verblödungs-Terrors treibt.

Langer Satz, sorry dafür. Und natürlich mein tief empfundenes Mitgefühl.

In solchen Lokalitäten habe ich immer Angst, dass ich mit meinem von Snickers verseuchten Atem das gesamte Chakra durcheinander bringe.

Nebenbei, „Spirituelles Tourettsyndrom“, das mus ich mir merken, wieso bin ich selbst noch nicht darauf gekommen?

D´accord. (Es ist ja soweit alles gesagt.)
Aber statt der 3 unten genannten Produkte empfehle ich im Falle des Falles trotzdem lieber auf Afri- oder Rivercola, den Dönerman um die Ecke und notfalls die MOPO auszuweichen, dann kannst Dich auch da dem Trend und den Branchenzugpferden entziehen. Das fände ich dann „independent“. :-)

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