Dann kurz bevor das Jahr sich dem Ende zuneigt, doch noch einmal ans Meer fahren und sich den Aushilfsstrandkorbvermieter im Winter als einen glücklichen Menschen vorstellen. Wie schön das wäre, einmal nur Aushilfsstrandkorbvermieter im Winter zu sein.
Stattdessen aber einfach nur in der Lübecker Bucht spazieren gehen – von Scharbeutz nach Timmendorfer Strand und weiter nach Niendorf. Oder in die andere Richtung nach Haffkrug. Durchatmen, dem Rauschen der Wellen lauschen und auf die Ostsee starren. Und sich zum ersten Mal darüber wundern, wie groß Möwen eigentlich sein können. Keine grazilen gefiederten Freunde, sondern richtige Oschis.
Chemnitz ist auch so eine Stadt. Erst will man nicht hin, man hört ja selten Gutes aus Sachsen. Dann will man nicht wieder weg, denn wenn man erst einmal da ist, ist es eigentlich ganz schön. Nicht dass ich für immer bleiben wollte, aber 48 Stunden sind doch zu kurz. Jedenfalls im Winter, wenn es fast immer dunkel ist. Und da ich nicht zum Vergnügen hier bin, bleiben mir auch nur drei Stunden Zeit und Licht, um die Stadt zu erkunden.
Und so schlendere ich durch die „Stadt der Moderne“, beginnend am riesigen Karl-Marx-Monument,vorbei an diversen mittlerweile verhältnismäßig farbenfrohen Plattenbauten und schönen Parks zur Villa Feistel. Den ganzen Weg dorthin hoffe ich, dass kein häßliches Auto, wie ich es auf einem Foto gesehen habe, vor dem Haus parkt. Mit mittelgroßem Entsetzen muss ich dann jedoch zur Kenntnis nehmen, dass ein Baugerüst, das archtiektonische Meisterwerk temporär entstellt.
Aber vielleicht komme ich eines Tages doch wieder, denn hier gibt es noch allerlei Bauwunder der 1920er- und 30er-Jahre zu entdecken. Und vielleicht ist dann auch das Baugerüst vor der Bauhaus-Villa verschwunden.
Wo man sich denn treffen wolle, frage ich meine Verabredung. „Wir treffen uns unterm Schwanz“, so er, gleich die Erklärung hinterherschiebend, dass es sich dabei um den Schwanz des Pferdes eines Reiterdenkmals vor dem Hauptbahnhof handle. Nun denn. „Wenn Ihr schon in Hannover keine Weltzeituhr habt, meinetwegen.“
Eine Eisbachwelle haben sie auch nicht. Vor allem in Ermangelung eines Eisbaches. Da das aber mit der Kopie so gut klappt, in Hannover, legen sie sich bald eine künstliche Leinewelle zum Surfen zu. Herzlichen Glückwunsch.
Einen zweiten beliebten Treffpunkt gibt es auch: Am Kröpke. Immerhin an einer richtigen Uhr. Bis zum nächsten Mal, Stadt an der Leine.
Mehr als eine halbe Stunde warte ich geduldig am Zaum vor dem Gehege im Bremer Bürgerpark auf das Neuweltkamel. Aber es interessiert sich nicht für mich. Warum sollte es auch? Viel lieber sitzt der freundliche Rasenmäher der Sonne zugewandt einfach nur da. Lediglich kurze Phasen der Nahrungsaufnahme vermögen die meditative Entspannung gelegentlich zu unterbrechen. „Guck mal, ein Lama!“, so nicht wenige der Eltern zu ihren Kindern. Da würde ich auch nicht kommen, wenn ich ein Alpaka wäre.
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