Emotionsmanagement

Nur mit einem Ohr höre ich dem glatzköpfigen Mann auf dem Podium zu. Meine Aufmerksamkeit gilt vor allem meinem Mobiltelefon, von dem ich versuche, digitale Erinnerungen zu verbannen. Analoge Erinnerungsstücke brennen besser, denke ich, als ich plötzlich aufhorche: Der Mann auf der Bühne sagt, er sei Professor für Emotionsmanagement.

Was soll ich von einem Theoretiker wie ihm lernen, frage ich mich, während ich eine Telefonnummer lösche, die ich nicht mehr anzurufen gedenke. Obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt ist, klingt seine Stimme wie aus weiter Ferne. Ich höre etwas von China, rasant wachsenden Märkten und Internet. Die Zukunft liege in Asien, sagt er, und dass Innovation das ganz große Ding sei. Tatsächlich ist er Professor für Innovationsmanagement. Das kann man sicher auch irgendwann einmal gebrauchen.

Cappuccino

„Das Schönste an München ist
der Rückflug nach Hamburg.“

(Helmut Schmidt)

Plötzlich sitzt man nicht mehr in seinem geliebten französischen Café in Hamburg-Winterhude, sondern steht in einer italienischen Bar in Berlin-Kreuzberg. Hier wie da blättere ich in der Zeitung und erfreue mich auf Seite drei an einer Reportage über den Hamburger Schriftsteller Uwe Timm, in dessen bekannter Novelle einst zufällig die Currywurst entdeckt wurde.

Der Schriftsteller berichtet von seiner Hassliebe zur Hansestadt, die mit ihrer bürgerlichen Großkotzigkeit immer mehr Metropole sein möchte, als sie tatsächlich ist, und seiner Zuneigung zu München, wo immerzu die Sonne scheint. Berlin hingegen ist einfach nur da – egal.

Ich schlürfe an meinem noch heißen Cappuccino, beiße in mein üppig mit Schinken und Käse belgtes Panino und lächle ein in mich gekehrtes Lächeln. Ich blicke aus dem Fenster, hänge ein wenig den Gedanken nach und zahle passend. Ciao. Tschüs.

Wasserhahnkühlerfigur

Wieder einmal sitzen die führenden Köpfe des Automobilkonzerns ratlos zusammen. Die Absatzzahlen sind akut rückläufig. Allen Beteiligten ist klar, dass dringend eine Innovation her muss, die das Produkt emotionalisiert und die Verkaufszahlen merklich steigert. Da kommt Herrn Schmidt aus der dritten Etage die rettende Idee: „Warum nicht einfach unsere Fahrzeuge mit »Sonderausstattung Kühlerfigur Wasserhahn« anbieten?“

Ein Gedanke, der gleichermaßen einleuchtend wie einfach ist. Wer schon länger dabei ist, zögert jetzt nicht, seine Freunde und Verwandten anzurufen, um ihnen zu raten, Aktien des Automobilkonzerns zu ordern. Die Drähte laufen heiß, die Kurse explodieren.

Fehlentscheidungen

U-Bahnhof Hallesches Tor, Berlin

“Ich bereue nichts im Leben –
außer dem, was ich nicht getan habe.”

(Coco Chanel)

„Dein Problem ist, dass du dich für nichts entscheiden kannst, bosch. – Nicht für eine Stadt, nicht für einen Job, nicht für eine Frau“, sagt mir der flüchtige Bekannte, dem ich nur alle paar Monate zufällig über den Weg laufe, unvermittelt auf den Kopf zu.

Keine so schlechte Analyse, denke ich. Jedoch wird es nicht leichter, wenn sich bewusst getroffene Entscheidungen im Nachhinein zumeist als falsch herausstellen.

boschblog.de
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.