Fast jeder hat heute ständig eine Kamera in seinem Mobiltelefon dabei. Wir produzieren so viele Bilder wie keine Generation zuvor, aber sie werden nicht besser. Ich möchte hier nicht von gestalterischen Aspekten, sondern von ganz einfachen technischen, reden. Die digitale Technik ist in den letzten Jahren beachtlich vorangekommen: mit modernen Kameras können wir heute bei fast vollständiger Dunkelheit nahezu rauschfreie, scharfe Fotos aufnehmen – und das ganz ohne Blitz oder Stativ. Und trotzdem werden unsere Bilder immer schlechter. Selbst mit den winzigen Sensoren moderner Mobiltelefone können heute bei guten Lichtbedingungen ordentliche Ergebnisse erzielt werden.
Jedoch verschlechtern wir unsere Fotos mit voller Absicht: Zwar möchten wir einerseits möglichst viele Momente unseres Lebens im Bild, welches möglichst sofort in all unseren sozialen Netzwerken verfügbar sein sollte, festhalten. Andererseits hängen aber dennoch einem romantischen Bild der analogen Fotografie nach, ohne Jahre unseres Lebens mit chemischen Prozessen in der Dunkelkammer verbringen zu wollen. Wir sehnen uns nach der Ästhethik vergangener Jahrzehnte (Schwarzweiß, Vignetten, Lomographie etc.) und verwenden destruktive Filter, um unser visuelles Ideal zu erreichen. Unsere ohnehin schon unzulänglichen Handyaufnahmen werden jedoch durch die Anwendung von beliebten Applikationen wie instagr.am oder Hipstamatic noch weiter verschlechtert; das Original geht dabei oft verloren. Im Moment der Aufnahme kommt uns die historische Anmutung noch ansprechend vor. Aber ist uns wirklich bewusst, dass es oft kein Zurück gibt? Wie werden wir in ein paar Jahren auf diese Bilder blicken?