Myll, 22. August 2012: Boutique Bizarre

2147. Besuch der Boutique Bizarre. Am Wochenende erhebt das Erotikfachgeschäft für Fetischbedarf von den Touristen ein Eintrittsgeld. Heute kommen wir kostenlos herein. Oben gibt es Sexpuppen und mundgeblasene Glasdildos, unten vornehmlich Saugglocken für Geschlechtsteile sowie Gynakologenstühle usw. Trotz des Erfolges der Sado-Maso-Schmonzette Fifty Shades of Grey muss ich feststellen, dass Latexkopfmasken mit eingebautem Einhorndildo noch immer keinen übermäßig reißenden Absatz finden. BDSM scheint bislang nur im Feuilleton angekommen zu sein.

2212. In der Meanie Bar gegenüber legt der Nachfolger Musik der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf. Wir sind einander nie begegnet, erkennen uns aber sofort. Nicken, gehen und vergessen.

2223. Burger. Nicht lecker.

2257. Ich will noch einmal „Fuck You“ am Pudel sehen. Leider blauleuchtende Lichtinstallation bereits entfernt. Das macht mich traurig. (Normalerweise verpasst man ja nichts, weil man immerzu überall sofort hinrennt. Diesmal ist es zu spät.)

0003. Spaziergang durch die Nacht. Mit ihr muss man immer Latschen. Und zwar viel.

0104. Wir gehen zu ihr, sie legt mir die Karten. Das ist naturgemäß alles Quatsch. Alles scheint irgendwie auf jeden ein bißchen zu passen (wie Horoskope aus der Smartphone-App, die Y. mir damals in der Z Bar vorgelesen hat usw.).

0458. Eigentlich will ich einen Sonnenaufgang fotografieren. Mein innerer Instagram-Stream verlangt danach. Bin aber zu müde. Schlafe ein.

Gloria

In jedem guten Café gibt es einen kleinen Tisch, auf dem Zettel mit Veranstaltungshinweisen und dergleichen ausliegen. So auch in meinem Lieblingscafé. Vor einigen Monaten entnahm ich an eben dieser Stelle ein Pappkärtchen, das ich seitdem stets bei mir trage.

Immer, wenn es mir ein wenig schlecht geht, neheme ich die Visitenkarte von Gloria Heilmann von Bergen zur Hand. Nicht dass ich ihre Dienste im Kartenlegen, Handlesen oder Besprechen je in Anspruch genommen hätte, oder gedenke, dies zu tun. Bereits die Betrachtung und das Berühren der Besuchskarte löst in mir ein wohliges Gefühl aus. Allein schon der Name: Gloria Heilmann von Bergen – er lässt Lahme hören, Blinde gehen und Taube sehen. Ja, ich glaube, diese Visitenkarte ist ein kleines Wunder, jedenfalls führt sie mich stets zuverlässig aus den kleinen Verdrießlichkeiten des Daseins. Und an Tagen mittlerer bis größerer Niedergeschlagenheit, reicht mir ein Klick auf ihre Homepage. Lachen ist immer noch die beste Therapie.