So eine Museumsführung ist eine gute Sache, denkt man gemeinhin. Man muss vor der Ausstellung keine Bücher oder Kataloge wälzen und ist danach bestenfalls klüger als zuvor.
Das muss aber nicht sein. Denn allzu oft erfährt man nur das, was man auch mit den eigenen Augen sieht. „Sie sehen, was sie sehen“, führt der Führende ausschweifend wortreich aus, aber das sind dann meist nur ein paar mehr oder weniger künstlerisch wertvoll ausgeführte Pinselstriche und daneben ein kleines Schild mit dem Namen des Werkes und dem des Künstlers.
In der Fondation Beyeler in Riehen/Basel ist alles anders, nämlich besser und genau so, wie man es sich immer wünscht. Jedenfalls, wenn Kurator Ulf Küster durch die Ausstellung ‚Monet‘ führt. Dann ist alles kenntnis- und kontextreich, witzig und unterhaltsam.
Warum kann das nicht immer so sein? Wir erfahren nicht nur allerlei Wissenswertes über Claude Monet im Allgemeinen, sondern auch, wie schreckliche güldene Bilderrahmen als Marketinginstrument von Kunstwerken wirken (preistreibend); wie es ist, früh am Morgen vor diesen Bildern zu meditieren (inspirierend) und wie Monet das kleine Männlein in seinem Bild besser hätte malen sollen (gar nicht).
„Vor und nach Monet ist, als ob jemand den Lichtschalter angeschaltet hat“, verrät uns der Kurator, und plötzlich sehen wir alle viel mehr als immer nur sich spiegelnde Seerosen und möchten fortan nur noch von Herrn Küster durch Ausstellungen geführt werden.
Wer bis zum 28. Mai in Basel ist, sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen. Alle anderen können ja nach Basel fahren.
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Dieser Artikel wurde ermöglicht durch die freundliche Einladung zu einer Bloggerreise. Vielen Dank dafür an die Stadt Basel und die Fondation Beyeler.
Wandern und Kunst, zur Abwechslung einmal nicht über dem Nebelmeer, wie bei Caspar David Friedrich, sondern schlechtwetterbedingt unter Regenschirmen, entlang an Installationen des Bildhauers Tobias Rehberger.
Vitra Campus
Gar nicht sattsehen kann man sich an der Design-Geschichte des Stuhls im gerade eröffneten Schaudepot des Vitra Design Museums. Im Keller des von Herzog & de Meuron gestalteten Backsteinbaus findet sich hinter Glas der Nachlass der Sitzdesigngötter Charles & Ray Eames. Ihre formschönen Möbel findet man naturgemäß überall auf dem Vitra Campus, zwischen all den Ikonen, die berühmte Architekten wie Frank Gehry, Zaha Hadid, Nicholas Grimshaw, Tadao Ando und viele andere nach einem großen Brand auf dem Gelände seit 1981 erschaffen haben.
Eigentlich möchte man jetzt nur noch sitzen und auf Architektur-Ikonen starren, aber es geht weiter. Schließlich sind wir zum Wandern hier, auch wenn es regnet, aber zum Glück wurden uns riesige weiße Stockschirme gereicht.
24 Stops: Rehberger-Weg
„Wandern, ja Wandern ist meine Lust“, säuselte einst Dichter Joseph von Eichendorff gemeinsam mit seinen Romantikerkollegen so lautstark, dass das Wort „Wanderlust“ Einzug in den englischsprachigen Wortschatz gehalten hat. Dem konnte sich auch der Künstler Tobias Rehberger nicht entziehen. Auf einer Strecke von rund sechs Kilometern zwischen dem deutschen Weil am Rhein, wo sich der Vitra Campus befindet, und dem schweizerischen Riehen, das die Fondation Beyeler beheimatet, hat er 24 Wegmarken plaziert.
Begleitet von einer Multimedia-App geht es vorbei an Bächen, Wiesen, Weinbergen und ab und zu vibriert es in der Hosentasche und man wird aufgefordert, sich ein Filmchen anzusehen oder eine Minute lang lautstark ein Wanderlied zu singen oder einen Baum zu umarmen. Das ist sehr hübsch, aber natürlich funktioniert das Gehen durch die Natur auch ohne Multimedia.
Rehbergers Installationen sind allesamt schön bunt, zeichnen sich durch eine fast comicartige Formsprache aus und haben sogar jeweils eine Funktion: ein Vogelhäuschen, ein Hochsitz, ein Unterstand, ein Mülleimer, eine Straßenlaterne, ein Brunnen etc.
„Ist es jetzt ein Vogelhäuschen oder ist es ein Vogelhäuschen, das eine Skulptur ist?“, fragt Rehberger in einem der kurzen Videos in der App. Wer sich mehr für die Kunst interessiert, geht sicher eher von der Kunst aus, wer praktisch veranlagt ist, der erfreut sich vielleicht an einem ausgefallenen Vogelhäuschen und wer einfach nur gern wandert, der wundert sich ein bißchen über die anderen Leute, die hier grenzüberschreitend interessiert vor funktionalen Kunstwerken verweilen.
So ist für jeden etwas dabei, und besonders aufmerksame Wanderer und Kunstbetrachter werden ganz besonders belohnt. Denn nicht einmal die detailreiche App verrät, dass sich in einigen der Werke ein Geheimfach mit einer Flasche Schnaps befindet. Bereits die Form der Flasche verrät dem geneigten Trinker, dass es sich hier um Edelbrände von Christoph Keller aus der Brennerei Stählemühle, einer der allerfeinsten Adressen in Sachen Destillate, handelt.
Dass sich jedoch nicht in jeder Installation ein Geheimfach befindet, erhöht die Spannung. Hat man eines gefunden, so umschreitet man das nächste Kunstwerk umso aufmerksamer. Allerdings besteht keine Sorge, dass die Tour in „24 Schnaps“ umbenannt werden muss, nur die wenigsten Werke halten Alkohol bereit, was bei einigen der Mitwanderer schon einmal zu dem lauten Ausruf „Kunstwerk kaputt!“ führt.
Und dann wandert man so vor sich hin, unterhält sich mit schweizer Hundehaltern, lässt sich hier und da von Joggern ein bißchen anrempeln, trinkt hervorragenden Schnaps, genießt die Natur und denkt sich, ja ganz schön hier, so ein Kunstspaziergang, das hat schon was. Wenn das nur diese Woche all die Besucher der aufgeregten Art Basel sehen könnten, aber das wäre denen vielleicht ja auch zu beschaulich. Und wenn die nun alle zwischen Vitra Campus und Fondation Beyeler hin und her spazierten und den Schnaps austränken, wäre das hier vielleicht gar nicht mehr so schön.
Am Ziel: Fonadation Beyeler
Aber auch das schönste Wandern ist einmal vorüber. Nach sechs Kilometern erreichen wir die Fondation Beyeler. Der Kunsthändler Ernst Beyeler hat sich für seine umfangreiche Sammlung gleich ein eigenes Museum bauen lassen. Wir können aber schon fast nicht mehr. Es muss jetzt auch kein stilvoller Eams Chair mehr sein. Am liebsten verweilten wir jetzt eine zeitlang neben der sanft atmenden Ratte und dem Bär von Fischli/Weiss. Danach könnte man den Rehberger-Weg auch wieder zurück wandern. Bekanntlich nimmt man die Dinge auf dem Rückweg noch einmal ganz anders wahr. Und etwas Schnaps ist bestimmt auch noch in den Flaschen.
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Mit bestem Dank an die Fondation Beyeler, die Stadt Basel und das Vitra Design Museum für die Einladung zu dieser Reise.
#lovebasel
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